Die altbekannte Geschichte der verfeindeten Capulets und Montagues als adaptierte Zombie-Romanze: Auch in »Warm Bodies« sind die Gräben tief, die überwunden werden müssen. Bei »The Master« interessiert die Geschichte nicht ganz, aber die schauspielerische Höchstleistung dagegen bereitet einem einen Augenschmaus. Dass man das ganz unterschiedlich sehen kann, können Sie im aktuellen kreuzer nachlesen. Spannende Krimi-Unterhaltung kommt – mal wieder – aus Schweden mit »Der Hypnotiseur«. Und Herztipp der Woche ist Eytan Fox' »Yossi«.
Jenseits von Palästina-Konflikt und politischen Brüchen warf der israelische Regisseur Eytan Fox 2002 in »Yossi & Jagger« einen berührenden wie traurigen Blick auf den Alltag homosexueller Soldaten inmitten von Tod und Zerstörung. Mit seinem neuen Film »Yossi« knüpft Fox nun an diesen ergreifenden Film über Liebe und Verlust an und setzt die Geschichte der Hauptfigur Yossi (Ohad Knoller) mit einem wesentlich optimistischeren Unterton fort. Yossi arbeitet mittlerweile als Arzt in einem Krankenhaus, doch die Vergangenheit sitzt noch immer tief in seinen Knochen. »Yossi« ist ein sensibler und bewegender Film mit glaubwürdigen Darstellern und der wunderbaren Musik von Keren Ann und Devendra Banhart! Unser Tipp der Woche: »Yossi« läuft am 25. und 26. Februar in der Cinémathèque in der naTo.
Eigentlich ein hübscher Junge, der da durch die verwüstete Großstadtlandschaft wankt. Ein wenig blass im Gesicht vielleicht. Der Gang wirkt etwas schleppend und der stöhnende Sprachduktus ist definitiv gewöhnungsbedürftig. Aber so ist das nun einmal, wenn man schon gestorben ist. Aber auch wenn behauptet wird, die Seele habe mit dem Tod den Körper verlassen, spürt R vage, dass da noch ein paar Restemotionen im wandelnden Leichnam geblieben sind. Der diffuse Verdacht wird zur Gewissheit, als er Julie, ein echter Mensch, zum ersten Mal sieht. Vor einer postapokalyptischen Kulisse entwirft Jonathan Levine (»50/50«) in »Warm Bodies« eine morbide Liebesgeschichte, die die Grenze zwischen Leben und Tod auf sehr eigenwillige Weise durchlässig werden lässt. Unversöhnlich wie die Capulets und die Montagues stehen sich die verfeindeten Welten der Zombies und der wenigen verbliebenen, nichtinfizierten Menschen gegenüber, die sich hinter dicken Stahlmauern vor den Untoten verschanzt haben. Das romantische Zombie-Action-Drama »Warm Bodies« (ganze Kritik im aktuellen Heft) läuft im Regina Palast, im CineStar und im Cineplex im Alleecenter.
Die Krimi-Bestseller von Larsson, Dahl und Kepler haben dem Krimi neue Impulse gegeben und leben von der Spannkraft zwischen dem scheinbaren sozialen Frieden in der schwedischen Gesellschaft und den umso tieferen verbrecherischen Abgründen, die unter der Oberfläche lauern. Der Erfolg der »Millennium«-Trilogie schafft jetzt auch im Kino Platz für den skandinavischen Krimi als eigenständiges Genre. Mit »Der Hypnotiseur« taucht Lasse Hallström tief hinein in die düsteren Welten von Lars Keplers gleichnamigen Roman. Im Zentrum der Handlung steht der Arzt Erik Maria Bark (Mikael Persbrandt), der auf Bitten des Kriminalkommissars Joona Linna (Tobias Zilliacus) einen im Koma befindlichen Jungen unter Hypnose verhört, dessen Familie von einem unbekannten Täter ermordet wurde. Immer tiefer werden sowohl der Arzt als auch der Ermittler in den Fall hineingezogen, in dem Täter und Opfer schwer auseinanderzuhalten sind. Im winterlichen Stockholm entwirft Hallström einen stimmungsvollen Thriller, der mit einer zünftigen Film Noir-Atmosphäre ästhetisch genauso überzeugt wie in seiner wendungsreichen Plotstruktur. »Der Hypnotiseur« (die vollständige Kritik finden Sie in der aktuellen Ausgabe) startet in den Passage Kinos und im CineStar.
»Kenia nach den Präsidentschaftswahlen 2007/2008: Anne hat bei einem Gang-Überfall alles verloren: Ihr Mann ist tot, ihr Sohn liegt im Koma und ihre Farm liegt in Schutt und Asche. Entgegen aller Widerstände kämpft sie entschlossen darum, sich ihr Leben wieder aufzubauen. Auch Joseph, der Mitglied jener Gang war, versucht die Ereignisse hinter sich zu lassen und neu anzufangen. Sowohl Joseph als auch Anne sind auf der Suche nach etwas, das ihnen nur der jeweils andere geben kann, um die schmerzhaften Erlebnisse der Vergangenheit zu verarbeiten und nach vorne zu blicken« – heißt es auf der Seite der Passage Kinos. »Something Necessary« feiert heute Abend um 19:30 Uhr seine Leipzig-Premiere in den Passage Kinos – in Anwesenheit der Regisseurin Judy Kibinge und der Hauptdarstellerin Susan Wanjiru.
Hoffnung auf den Oscar für den besten Film dürfen sich die Produzenten von »The Master« in diesem Monat leider nicht machen. Wesentlich interessanter sind daher die Nominierungen für Joaquin Phoenix als bester Haupt- und Philip Seymour Hoffman als bester Nebendarsteller, denn die beiden spielen sich in dem neuen Drama von Paul Thomas Anderson buchstäblich die Seele aus dem Leib. Phoenix gibt den alkoholabhängigen Taugenichts Freddie, einen vom Zweiten Weltkrieg traumatisierten Ex-Soldaten, der keinerlei Perspektive hat und mit den Herausforderungen des Alltags gnadenlos überfordert ist. Hoffman spielt Lancaster Dodd, den spirituellen Geist einer neuen Glaubensgemeinschaft, der sich Freddie therapeutisch annimmt. In ihren gemeinsamen Szenen entwickeln Phoenix und Hoffman aneinander eine solch kraftvolle schauspielerische Energie, dass die Handlung des Films immer weiter in den Hintergrund tritt. »The Master« läuft in den Passage Kinos.
Die Frage, warum es den Film »Ghost Movie« überhaupt gibt, sollte man sich wohl gar nicht erst stellen: Angeblich plante Regisseur und Hauptdarsteller Marlon Wayans, der auch Erfinder der »Scary Movie«-Filmreihe ist, den Film am selben Tag wie »Scary Movie 5« in den USA zu starten – um das Franchise zusätzlich auf die Schippe zu nehmen. Doch der Kinostart von »Scary Movie 5« wurde kurzerhand auf April verschoben. Wirklich witzig ist aber auch »Ghost Movie« nicht, der heute im Regina Palast, im CineStar und im Cineplex im Alleecenter anläuft.
Unsere Autorin Hanne Biermann hat sich für uns die Musical-Verfilmung »Les Misérables« von Victor Hugos gleichnamiger Romanvorlage über zerbrochene Träume und unerwiderte Liebe angesehen. Darin lässt Tom Hopper vor großer Kulisse Hugh Jackman, Russell Crowe, Anne Hathaway oder Helena Bonham Carter auflaufen. »Les Misérables« läuft im CineStar, im Cineplex im Alleecenter und im Regina Palast. Im Regina Palast findet am Sonntag zum Film eine Sektmatinée statt.
Filmfutter fernab der Neustarts:
Am morgigen Freitag steht der Experimentalfilm im Fokus: Die Filmemacherin und Performancekünstlerin Birgit Hein untersucht ausgehend von der künstlerischen Avantgarde der 1920er Jahre verschiedene Herangehensweisen und experimentelle Kinematografien und stellt wichtige FilmemacherInnen und KünstlerInnen vor für einen einblicksreichen Querschnitt durch das gesamte experimentelle Filmschaffen. Im Anschluss daran werden frühe Filme von Birgit Hein gezeigt. Weitere Informationen finden Sie unter www.utconnewitz.de.
> »Birgit Hein: Kunst / Labor / Wagnis«: UT Connewitz, Freitag, 22. Februar, 20 Uhr
Mehr Filmbesprechungen und -tipps finden Sie hier und in unserer Printausgabe.
Wie immer: Gute Unterhaltung im Kinosessel!