Es ist die Geschichte von Mut und Freundschaft, die Geschichte von einem Silberdrachen, einem Waldkoboldmädchen und dem Waisenjungen Ben. Gemeinsam begeben sie sich in Cornelia Funkes Kinderbuch »Drachenreiter« auf die Suche nach dem sagenumwobenen Saum des Himmels, einem Gebirge im Himalaya. Am Theater der Jungen Welt inszeniert Regisseurin Anne Klinge, die am Haus bereits »Um die Ecke«, »Die schöne Wassilissa« und »Siegfried – Götterschweiß und Heldenblut« auf die Bühne brachte, den Erfolgsroman nun für Kinder als Puppenspiel.
Die Geschichte ist auf ein Minimum reduziert, die Handlung bleibt klar und Zusammenhänge sind direkt zu erkennen. Etwas zu einfach wirkt das Ganze deshalb stellenweise, Kindern ab acht Jahren hätte man durchaus auch eine größere Komplexität zumuten können.
Das Bühnenbild ist ein wandelbares: Aus einem Berg wird ein Kloster, Gebirgslandschaften lassen sich mithilfe von Tüchern formen und gerahmt wird alles von einem Brunnen am vorderen Bühnenrand, dessen stetiges Plätschern die Inszenierung begleitet. Vor dieser Kulisse hauchen die drei TdJW-Puppenspieler (Violetta Czok, Dirk Baum und Wilfried Reach) den Figuren gemeinsam mit Gastspielerin Steffi Lampe von Puppentheater Sterntaler Leben ein. Der Hang zum Detail ist nicht zu übersehen, und so gibt jeder der Spieler seinen Rollen Charakter. Das vorlaute, meist schlechtgelaunte Koboldmädchen Schwefelfell, der edle, bedächtige Drache Lung oder auch der Steinzwerg Kiesbart – jede Rolle wird liebevoll in Szene gesetzt und bringt den Zuschauer nicht selten zum Lachen.
Auf ihrer Reise haben die ungleichen Gefährten nun so manche Hürde zu überwinden. Wie für Cornelia Funke üblich, spielt die Geschichte dabei in der realen Welt der Menschen, wird aber gern mit fantastischen Elementen gespickt. In diesem Fall heißt das: Drachen, Zwerge und Kobolde. Der Silberdrache Lung und seine Freunde begeben sich auf die Suche nach dem Saum des Himmels, denn die Silberdrachen sind vom Aussterben bedroht und benötigen schnell eine neue Heimat. Verfolgt werden sie dabei von dem drachenfressenden Ungeheuer Nesselbrand, dessen goldener Panzer ihn vor Angriffen schützt. Von Schottland geht die Reise nach Ägypten, über die arabische Halbinsel weiter nach Pakistan und schlussendlich zu dem Himalaya-Gebirge. Lange Flugszenen werden durch Videosequenzen dargestellt, welche die Inszenierung nicht nötig gehabt hätte. Den großartigen Puppen wird in den computeranimierten Szenen ihre Schönheit genommen und wenn am Ende noch ein Abspann eingeblendet wird, so ist der Zauber der Inszenierung getrübt.
Doch wird die Prophezeiung zutreffen, kann der Drachenreiter die Silberdrachen vor dem goldenen Monster retten? Um das herauszufinden müssen die Helden der Geschichte viel Mut haben und sich ihren Ängsten stellen. Die Inszenierung erzählt vom Wert der Freundschaft, von Loyalität und Vertrauen. Doch so viel sei verraten: Wie es die Prophezeiung will, wird Gold am Ende weniger wert sein als Silber.