Gleich zweimal gibt es in dieser Woche die bezaubernde Schauspielerin Michelle Williams auf der großen Leinwand: Als liebenswerte Hexe hilft sie einem Zirkuszauberer Oz vor der Dunkelheit zu bewahren und als rotwangige Margot raubt sie ihrem Nachbarn Daniel den Verstand. Klar verteilt sind die Sympathien auch in dem packenden Polit-Thriller »No!«. Mit einer hochkarätigen Besetzung um Oscar-Preisträger Jeremy Irons, Martina Gedeck und Mélanie Laurent hat sich der dänische Regisseur Billie August an die Verfilmung des Bestsellers »Nachtzug nach Lissabon« von Pascal Mercier gemacht. Und die restlichen Neustarts? Die plätschern schnell vorüber.
Eine kleine Spieldose ist das Verführungswerkzeug des Zirkuszauberers Oscar Diggs (James Franco). Mal wieder hat er einer Assistentin das Herz gebrochen. Also muss auf dem neuen Jahrmarkt im verschlafenen Kansas eine ortsansässige Schöne mit dem kleinen Kästchen angelockt werden. Doch so zweifelhaft wie seine Verführungsfähigkeiten sind auch seine Zauberkünste. Gerade als er aufzufliegen droht, kommt ein Wirbelsturm und trägt ihn davon – nach Oz, wo eine ganz andere Herausforderung in Form dreier Hexenschwestern auf ihn wartet. Während die meisten Einwohner von Oz in Oscar den großen Zauberer zu erkennen glauben, der das Wunderland vor dem Untergang retten soll, sind die drei Hexen Theodora (Mila Kunis), Evanora (Rachel Weisz) und Glinda (Michelle Williams) etwas skeptisch. Sam Raimi (»Spider-Man«) erzählt in dem amüsanten 3D-Spektakel »Die fantastische Welt von Oz« die Vorgeschichte zu L. Frank Baums Kinderbuch »Der Zauberer von Oz«. Raimi gelingt es auf wunderbare Weise den Geist dieser fabelhaften Geschichte von 1900 einzufangen und ihn auf seine kunterbunte Vision der Märchenwelt von Oz zu übertragen. »Die fantastische Welt von Oz« läuft im CineStar, im Regina Palast und im Cineplex im Alleecenter.
»Chile, 1988. Diktator Pinochet lässt eine Volksabstimmung über die Fortführung seiner Präsidentschaft durchführen. Alle Prognosen sagen den Sieg Pinochets voraus, der Staat und Medien mit eiserner Hand kontrolliert. In dieser fast aussichtslosen Situation engagieren die Führer der Opposition den brillanten jungen Werbefachmann René Saavedra (Gael García Bernal), obwohl der bisher mehr mit Erfrischungsgetränken als mit Politik zu tun hatte. Unter der ständigen Überwachung des Regimes, mit äußerst knappen Ressourcen und einigem Gegenwind aus den eigenen Reihen entwerfen René und sein Team aus dem Zauberkasten der Werbewelt eine knallig-bunte ¡NO!-Kampagne. Erst nach und nach wird René bewusst, mit wem er sich angelegt hat.« (Quelle: Piffl Medien) »No!« von Pablo Larraín läuft in den Passage Kinos.
Gleich in den ersten Minuten verändert sich das Leben von Raimund Gregorius (Jeremy Irons) schlagartig: Nach der zufälligen Begegnung mit einer lebensmüden Portugiesin auf einer Brücke gibt der Berner Lateinlehrer plötzlich sein bisheriges Leben auf und fährt kurzerhand mit dem Nachtzug nach Lissabon. Dort macht er sich auf die Spuren eines portugiesischen Schriftstellers, dessen 30 Jahre alten Aufzeichnungen ihn nicht mehr loslassen. Amadeu de Prado war Arzt und Widerstandskämpfer während der Salazar-Diktatur in Portugal. »Nachtzug nach Lissabon« ist ein solides, schön fotografiertes Machwerk, das sich die Freiheit genommen hat, sich von der Vorlage zu lösen. Wenngleich durch die Schnüffeleien Gregorius im Leben des portugiesischen Arztes nach und nach ein wichtiges Stück portugiesische Geschichte offengelegt wird, ist August Verfilmung keineswegs politisch ambitioniert. Denn zwischen die Rückblenden schiebt sich immer wieder die Neugier Gregorius über Prados Leben, die ihn nicht nur aus seiner Heimat wegführt. Bis zu seinem Aufbruch nach Portugal versteckte sich der Lehrer hinter Pult und Büchern. Mit der Reise bricht er erstmals aus seinem starren Alltag aus und fängt an, sein eigenes Leben zu hinterfragen. Leider gelingt es Billie August nicht ganz, die Beweggründe für den Aufbruch und den inneren Zwist Gregorius' klar herauszuarbeiten. Denn ohne das Wissen aus dem Roman erscheint nicht alles nachvollziehbar. Etwas ermüdend – so lautet die Bilanz für »Nachtzug nach Lissabon«, der heute in den Passage Kinos und im CineStar startet. Zusätzlich ist der Film ab dem 28. März in der Schauburg und ab dem 30. März in der Kinobar Prager Frühling zu sehen.
Ein wenig ratlos lässt einen der Film »Die feinen Unterschiede« zurück: Darin geht es um den gutsituierten Arzt Sebastian (Wolfram Koch), der sich, wenn seine Ex-Frau nicht kann, um den gemeinsamen Sohn Arthur (Leonhard Bruckmann) kümmert. Sebastian hält nicht viel von strikten Regeln und lässt den Jungen einfach machen. Seine Putzfrau Jana (Bettina Stucky) dagegen ist äußerst besorgt und verfolgt jeden Schritt ihrer Tochter Vera (Silvia Petkova). Als die jugendlichen Kinder eines Abends gemeinsam ausgehen und nicht zurückkehren, verliert Vera die Kontrolle. Gemeinsam mit Sebastian macht sie sich auf die Suche. Filmemacherin Sylvie Michel untersucht in ihrem Psychodrama die Beziehung zwischen zwei Menschen, die im Grunde genommen nicht viel miteinander zu tun haben und durch eine außergewöhnliche Situation zusammenrücken müssen. Während sich die Situation im Film immer weiter zuspitzt und die Sorge Janas um ihre vermeintlich verschwundene Tochter ungeahnte Ausmaße annimmt, ist der Zuschauer immer wieder versucht, auf die Uhr zu schauen. Schade eigentlich. »Die feinen Unterschiede« läuft ab dem 8. März im LURU-Kino auf der Spinnerei.
Der alleinerziehende, gutgläubige Familienvater (Josh Duhamel) trifft auf die undurchschaubare, schöne Fremde (Julianne Hough). Die bringt ein dunkles Geheimnis mit in das Provinzstädtchen und verdreht nicht nur Papa den Kopf, sondern auch seinen halbwüchsigen Gefährten. Lasse Hallström (»Der Hypnotiseur«, 2012) verfilmt mit »Safe Haven« bereits zum zweiten Mal einen Roman von Nicholas Sparks. Der Schwede hatte zuvor schon Sparks Bestseller »Das Leuchten der Stille« verfilmt. Ziemlich vorhersehbar und kitschig ist diese Herzschmerzgeschichte um die schöne Fremde, die bald feststellen muss, dass man vor der Vergangenheit nicht einfach davonlaufen kann: »Safe Haven« läuft im Regina Palast und im Cineplex im Alleecenter.
Er ist ein Auftragsmörder und hart wie Stahl, heißt es in der Presseankündigung. Gemeint ist Sylvester Stallone, der als Auftragskiller Jimmy Bobo durch New Orleans zieht – und nur ein Prinzip kennt: »Sei erbarmungslos gegenüber deinen Feinden und töte niemals einen Unschuldigen während eines Auftrags.« Nun ja, wen's interessiert: »Shootout – Keine Gnade« läuft im CineStar und im Cineplex im Alleecenter.
Am Anfang sind es verstohlene Blicke, die Margot und Daniel im Flugzeug austauschen. Einen kurzen Plausch und ein zurückhaltendes Lächeln später sitzen sie im selben Taxi und stellen fest, dass sie Nachbarn sind. Doch Margot ist seit Jahren mit Lou verheiratet. Erst als Daniel auf der Bildoberfläche erscheint, wirkt das Ehenest plötzlich nicht mehr so gemütlich und sicher. Die kanadische Filmemacherin und Schauspielerin Sarah Polley lotet in ihrem neuen Film, der bildschönen, frühlingshaften Liebesgeschichte »Take This Waltz« die Irrungen und Wirrungen einer jungen Frau aus, die sich nur schwer zwischen zwei Männern, zwischen zwei Lebensentwürfen entscheiden kann. »Take This Waltz« - unser Film des Monats – läuft in der Kinobar Prager Frühling, ab dem 14.März im Cineding und ab dem 21. in der Schauburg. Im aktuellen kreuzer finden Sie ein ausführliches Interview mit Polley zum Film.
Filmfutter fernab der Neustarts:
Filmriss Filmquiz
Morgen Abend quizzen sich Lars Tuncay und André Thätz wieder durch das Universum der Filmgeschichte – und haben jede Menge Überraschungen im Gepäck für die Ratewütigen.
8. März im Conne Island
Häxan
Der Jugendchor der Oper Leipzig vertont den Stummfilm »Häxan« (S 1922) von Benjamin Christensen live. Inspiriert ist die Musik von modernen Leinwand-Scores. Den mitunter mystischen, expressionistischen Bildern und düsteren, halb-dokumentarischen Szenen wird eine eher freundliche, zum Teil minimalistische Musik entgegengesetzt.
8. März im UT Connewitz
Überall dabei: Das inklusive Filmfestival
Mit einem unterhaltsamen wie kritischem Filmprogramm macht das bundesweit inklusive Filmfestival kommende Woche Halt in Leipzig. Mit sechs internationalen Beiträgen aus Südkorea, USA, Schweden oder Deutschland fragt die Filmschau, ob Roboter als Ebenbild des Menschen betrachtet werden können (»Mensch 2.0«) und erzählt auch vom Kampf einer Prostituierten für die sexuellen Bedürfnisse ihrer Kunden mit einer Behinderung (»Rachel's Weg«). Mit der schwedischen Komödie »Die Kunst, sich die Schuhe zu binden« über einen etwas dropsigen Betreuer in einem Behindertenheim in der Provinz, der seine Truppe bei »Schweden sucht den Superstar« anmeldet, wird »überall dabei« am Montag in der Kinobar Prager Frühling eröffnet.
11. bis 16. März in der Kinobar Prager Frühling, weitere Informationen: www.aktion-mensch.de/filmfestival, www.kinobar-leipzig.de
Mehr Filmbesprechungen und -tipps finden Sie hier und in unserer Printausgabe.
Gute Unterhaltung im Kinosessel!