Vor der sommerfrischen, schönen Landschaftskulisse des Brandenburger Seenlands inszeniert Zotan Paul ein ruhiges Beziehungsdrama mit einem starken Frauenensemble. Nur leider versandet Pauls Geschichte über Freiräume, Unsicherheiten und Verpflichtungen irgendwo im Nirgendwo.
So eingespielt Rosa (Nele Rosetz) und Kerstin (Therese Hämer) auf den ersten Blick wirken, so schnell ist klar, dass die beiden noch längst nicht im Beziehungsalltag angekommen sind. Rosa arbeitet als Fischwirtin und schläft lieber in ihrem eigenen Bett. Kerstin ist eine erfolgreiche, viel beschäftigte Architektin, die sich den Traum vom Haus am See erfüllt hat. Hier kommen die beiden Frauen immer wieder zusammen, basteln an ihrer Beziehung und ihren Gefühlen – und leben auf Kerstins Wunsch hin versteckt ihre Zuneigung aus. Bei einer ihrer alltäglichen Bootstouren trifft Rosa auf zwei junge Frauen aus Berlin, die an den Ufern von Rosas Gewässern wild campen wollen. Nachdem Rosas anfängliche Skepsis verflogen ist, lädt sie Eva (Lea Draeger) und Olivia (Constanze Wächter) für ein paar Tage in das Haus von Kerstin ein.
Und hier geht es ans Eingemachte, glaubt man. Stattdessen lässt Paul vor allem Blicke als Worte und Taten sprechen. So überzeugend auch Nele Rosetz die innere Zerrissenheit ihrer Figur in Szene setzt, dankbar wäre es für den Fortgang der Geschichte dennoch gewesen, nicht jede Aktion gleich im Keim zu ersticken. Zotan Paul reibt sich vor allem an den unterschiedlichen Lebensentwürfen der Vier auf, versucht Stimmungsschwankungen und Faszinationen des Anderssein auszumachen, um seine vier Protagonistinnen in aufregende Sommertage am See zu entlassen. Während sich Rosa und Kerstin schon sattelfest in ihrem Leben eingerichtet haben, wissen Eva und Olivia beispielsweise noch nicht so recht, was sie mit dem ihrigen anfangen sollen. In dieser augenscheinlichen Unbefangenheit liegt vor allem für Rosa eine große Anziehungskraft.
Unterm Strich fehlt »Frauensee« aber ein wenig erzählerische Konsequenz. Den Figuren und der Geschichte mit einem losen Drehbuch Freiräume zu lassen, kann eine durchaus dankenswerte Herangehensweise an einen Film sein. Im Fall von »Frauensee« gibt es der Interaktion der Figuren etwas leichtes und auch natürliches. Allerdings besitzt nicht jede Geschichte und jede Figur so viel Substanz, dass sie sich im Vagen aufhalten kann – und dennoch alles erzählt wird, was erzählt werden sollte. In Zotan Pauls Beziehungsdrama plätschert die Geschichte so vor sich hin. Was am Anfang noch nach einem spannungsreichen Aufeinandertreffen dieser vier Frauen aussieht, verliert sich immer mehr in unbefriedigenden Andeutungen. Natürlich geht es den beiden Pärchen auch vielmehr um die Möglichkeit eines Seitensprungs oder eines Neuanfangs, als diese auch tatsächlich zu (er)leben.
Und doch wäre es wünschenswert gewesen, wenn wenigstens eine der vier Figuren ernsthaft aus dem starren Beziehungsgefüge ausbrechen würde. Wie das dann tatsächlich ausgesehen hätte? Ob sie nur ihren Frust herausschreit oder ihre Wünsche klar äußert und vielleicht auch lebt? Zum Schluss flüchtet sich nur der Regisseur selbst mit einem offenen Ende aus seiner Geschichte.