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Kultur

Pop … Pop … Populär

Das A-cappella-Festival bedient auch den Mainstream und hat Naturally 7 zu Gast

  Pop … Pop … Populär | Das A-cappella-Festival bedient auch den Mainstream und hat Naturally 7 zu Gast

Ein einwöchiges Musikfestival ganz ohne Instrumente – das klingt so gelesen recht unspannend. Und doch müssen die Besucher nicht auf den üblichen Bandsound verzichten, denn mit ihrem »Vocal Play« imitieren Naturally 7 eine ganze Band.

Dass Vokalmusik spannend und faszinierend sein kann, beweist das alljährliche A-cappella-Festival. Als einwöchiger Treffpunkt für die internationale A-cappella-Szene hat sich das Festival nicht nur im Kontext der Musikstadt Leipzig, sondern auch rund um den Erdball zu einem wichtigen Ort für rein vokale Musikkunst etabliert. Seit Samstag leuchtet die Stadt wieder in Orange, der Farbe des Festivals. Kuratiert und programmatisch konzipiert wird das Festival vom Leipziger Vokalensemble Amarcord, das auch das Eröffnungskonzert bestritt. Freunde der Alten Musik unternehmen mit dem englischen Orlando Consort musikalische Abstecher in die Zeit der Renaissance, das Ensemble Huun-Huur-Tu aus dem zentralasiatischen Staat Tuwa, bringt den faszinierenden Kehl- und Obertongesang ihres Heimatlandes nach Leipzig, und die Latvian Voices wollen mit klassischen wie jazzigen Evergreens gefallen. Dazwischen tauchen immer wieder Ensembles auf, die einen eindeutig popmusikalischen Hintergrund besitzen. Das Postyr Project aus Dänemark versuchte sich an einer Melange aus elektronischen Beats und vokalen Klangflächen, zweifellos eine innovative Auseinandersetzung mit dem Genre Vokalmusik.

Ganz ohne instrumentale Hilfsmittel kommen zwei internationale Ensembles aus, die das Genre besonders populär machen: Am Mittwoch kamen The Magnets aus England ins Werk 2, am Samstag gastiert die amerikanische »Boygroup« Naturally 7 auf der Bühne im Clara-Zetkin-Park. The Magnets sind das, was man schlichtweg Entertainer nennt: Tophits der Popmusik von Sting über Lady Gaga über David Bowie im A-cappella-Gewand, dazu der typisch britische Humor und die Reverenz, dass sich die Queen herself zum Thronjubiläum von den sechs Herren besingen ließ.

Naturally 7 sind so etwas wie die Pioniere eines eigenen A-cappella-Genres: dem »Vocal Play«. Dahinter verbirgt sich die Umsetzung eines ganzen Bandsounds nur mit den eigenen Stimmen – mit einer strikten Maxime: »Unsere Grundregel lautet, dass der Ursprung eines jeden Sounds durch die menschliche Stimme beziehungsweise den menschlichen Körper erzeugt werden muss!«, sagt die Band von sich. Neben der akustischen gibt es auch noch die optische Umsetzung ihres »Vocal Play«, denn die pantomimische Andeutung ihrer »Instrumente« Gitarre, Schlagzeug, Posaune und Turntables wird auf der Bühne »mitgeliefert«. Ihren musikalischen Hintergrund haben die sieben Mitglieder in der Gospel-Tradition, die sich auch in ihren Texten wiederfindet: »Unsere Texte handeln immer von etwas Geistigem, Inspirierendem, Gemeinschaftlichem oder, wie wir es nennen würden, Erbaulichem.«

Zur Kultur des A-cappella-Festivals gehört auch, dass man sich nicht über publikumsmagnetische Headliner definiert – und doch spielen Naturally 7 in einer solchen Liga: A-cappella-Kunst auf unterhaltsamen und gleichsam anspruchsvollen Niveau.


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