Heldengeschichten stehen diese Woche im Mittelpunkt: Rasend schnellen Fußes verbreiten sich die Zombies in Mark Forsters »World War Z« und verwandeln den Erdball in eine Endzeitkugel. Brad Pitt als zurückhaltender Stehaufmann macht sich auf die schnelle Suche nach einem Gegenmittel. Dagegen lässt sich Xavier Dolans Hauptfigur in unserem Juni-Lieblingsfilm reichlich viel Zeit, um zu erkennen, dass er nicht so lebt, wie er es eigentlich möchte, und seinem Leben einen neuen Anstrich zu verpassen. Stephen Dillane dagegen starrt in »Papadopoulus & Söhne« mit traurigschöner Miene auf die Überbleibsel seines einst erfolgreichen Unternehmens und Baltasar Kormákur erzählt von einem ganz bescheidenen, wasserfesten Helden. Und morgen dann sucht die sechste Ausgabe des Filmsommer unter dem Motto »Filmland Sachsen: einfach genial?« nach großen lokalen (Erfolgs-)Geschichten.
Wurde im letzten Jahr genüsslich bis haarsträubend über den vermeintlich bevorstehenden Weltuntergang am 21. Dezember spekuliert, können wir uns angesichts dessen, dass wir immer noch auf der Erde verweilen, wieder ganz gelassen cineastischen Endzeitvisionen widmen. Diese gab es in diesem Jahr bereits allerhand, und es werden noch einige folgen. Verliebte sich vor postapokalyptischer Kulisse in dem Zombie-Action-Drama »Warm Bodies« (kreuzer 02/2013) ein Untoter in einen Menschen, zog Tom Cruise als eitler Weltenretter in »Oblivion« (05/2013) durch ein Designer-Paradies von zerstörter Erde. Im Juni reisten Will und Jaden Smith als unsägliches Papa-Sohn-Gespann ins ebenso verloren gegangene Paradies Erde zurück und kämpften gegen dicke Monster und die eigene Angst (»After Earth«). Ob nun der unbewohnbar gewordene blaue Planet, Asteroidenbedrohungen à la »Melancholia« (2011) oder auch ökologische Katastrophen wie in »The Road« (2010) – mit ganz unterschiedlichen Weltuntergangszenarien packt die Kulturindustrie immer wieder gern die Menschen bei ihrer Angst und zelebriert den Abgesang auf Mutter Erde groß auf der Leinwand. Der Schweizer Regisseur Mark Forster (»Ein Quantum Trost«, 2008) inszeniert in »World War Z« nun eine Zombie-Invasion, die die Gesellschaft ins Chaos stürzt. Forsters Zombie-Spektakel basiert auf dem Roman »World War Z: An Oral History Of The Zombie War« von Max Brooks (2006). Darin reist ein Journalist zwölf Jahre nach besagter Pandemie um die Welt, sammelt Augenzeugenberichte und erforscht in diesen, wie einzelne Staaten auf die globale Katastrophe reagierten. Brooks schuf in seinem Buch einen wunderbar allegorischen, aber auch schaurigen Rahmen für politische und soziale Auseinandersetzungen. Anders als die Vorlage beruft sich der Film auf ein altbewährtes Erzählschema und platziert einen Helden, der auch fürsorgender Familienvater ist, mitten in die apokalyptischen Krise, um die Welt zu retten. »Wir bieten einen Popcorn-Blockbuster über einen Virus«, sagt Forster, der die Leute, die ins Kino gehen, nicht mit unnötig mehr Problemen belasten möchte. Das einstige cineastische Sinnbild für Konsumkritik wird zum Sommerblockbuster des Jahres gehypt. Hier liegt vielleicht das wirkliche Manko dieses lang erwarteten Endzeitthrillers: Da die Kosten aufgrund von Produktionsschwierigkeiten auf eine stolze Höhe von über 200 Million Dollar schnallten, wurde der Film auf ein familienfreundliches, für ein breiteres Publikum taugliches Level getrimmt. Die ganze Kritik können Sie im Juli-kreuzer nachlesen.
»World War Z«: ab 27.6., Cineplex im Alleecenter, CineStar, Regina Palast
Kaum gelangt Stephen Dillane mit seiner Rolle als Stannis Baratheon in HBOs Kultserie »Game Of Thrones« zu internationalem Ruhm, kommt auch schon eine britische Dramödie mit ihm in der Hauptrolle in die deutschen Kinos. Und während er als Stannis die lebendig gewordene Ernsthaftigkeit verkörpert, zeigt er als Familienvater Harry in »Papadopoulos & Söhne« sogar dann und wann ein kleines Lächeln. Unter der harten Schale des einstigen Unternehmers versteckt sich ein durchaus weicher Kern. Harry ist gebürtiger Grieche, der vor vielen Jahren als Einwanderer in England mit einem Imbiss über Wasser hielt und sich im Laufe der Zeit ein Nahrungsmittelimperium hochzog. Mit zu riskanten Investitionen und der allseits bekannten Wirtschaftskrise scheint für Harry am Höhepunkt seiner Karriere plötzlich Schluss zu sein. Die ganze Kritik von Knut Holberg können Sie im aktuellen kreuzer nachlesen.
»Papadopoulos & Söhne «: ab 27.6., Passage Kinos
Die Menschen auf den Westmann-Inseln vor der südlichen Küste Islands leben von und mit dem Meer. Der Fischfang ist die Haupteinnahmequelle und gerade im Winter, wenn die Stürme über den Nordatlantik toben, eine gefährliche Angelegenheit. Aber auch die Insel selbst birgt innere Gefahren. An den letzten Vulkanausbruch von 1973 erinnern sich viele Bewohner noch sehr genau. In »The Deep« erzählt nun der isländische Filmemacher Baltasar Kormákur (»101 Reykjavik«) von der Crew eines Fischtrawlers, die im Winter 1984 ausläuft und in Seenot gerät. Bei einer Wassertemperatur von fünf Grad versinkt einer nach dem anderen entkräftet in den Tiefen des Meeres. Nur Gulli gelingt, was eigentlich unmöglich ist: Er schwimmt sechs Stunden durch die eiskalten Fluten, bis er tatsächlich an Land gespült wird. Die Fachleute stehen vor einem Rätsel. »The Deep« hält sich an die Bescheidenheit seines Helden und erzählt seine wahre Geschichte mit einem größtmöglichen Realismus. Ohne Verklärung blickt der Film auf das raue Leben in der kleinen Gemeinde, die harte Arbeit an Bord des Schiffes und das karge Kajütendasein der Crew. Die ganze Kritik von Martin Schwickert können Sie im Juni-kreuzer nachlesen.
»The Deep«: ab 27.6., Kinobar Prager Frühling
Fünf Jahre nach seinem letzten Film – »My Blueberry Nights« – kehrt Regisseur Wong Kar-Wai mit einem visuell beeindruckenden Film über eine schwierige Liebe zurück, die sich letztlich allerdings ein wenig zu sehr hinter den eindrücklich inszenierten Kampfszenen versteckt. Der aus dem Süden Chinas stammende Kung-Fu-Meister Ip Man (Tony Leung) trifft in seinem Heimatort Foshan im Jahr 1936 erstmals auf Gong Er, eine Kung-Fu-Meisterin (Zhang Ziyi) aus dem Norden des Landes. Gong Ers Vater Gong Baosen, ein sehr bekannter Großmeister, ist ebenfalls dort. Dieser soll in Foshan mit einer Zeremonie im berühmten Bordell Gold Pavillon als Kämpfer verabschiedet werden. In einem letzten Kampf will Baosen noch einmal gegen einen Jüngeren antreten.
»The Grandmaster«: ab 27.6., Passage Kinos
Der junge Flieger Maverick träumt davon, Sieger eines Flugwettbewerbs zu werden. Als er den schrulligen Falcon kennen lernt, scheint sein Ziel in erreichbare Nähe zu rücken. Falcon nimmt ihn unter seine Fittiche und bringt ihn zu Vet, einem ausgedienten Flugzeugveteranen, der Maverick auf einem verlassenen Flugstützpunkt trainieren will. Bald verliebt sich Maverick in das charmante Leichtflugzeug Lightning, ohne zu wissen, dass sie die Komplizin des skrupellosen und als Favorit gehandelten Iceman ist, der alles tun würde, um die Flugschau zu gewinnen. Doch Maverick gibt nicht auf und trainiert mit Hilfe von Vet an einem besonders gefährlichen Flugmanöver um sich am Tag des Wettbewerbes dem Duell gegen den finsteren Bösewicht Iceman zu stellen. (TEXT: 24 Bilder/Splendid)
»Jets - Helden der Lüfte«: ab 27.6., Passage Kinos
Keine Revolte, sondern eine Revolution kündigt der Protagonist im neuen 80er-bunten Filmspektakel von Xavier Dolan an. Dolans bildschöne Liebesgeschichte »Laurence Anyways« ist unser Film des Monats.
Filmfutter jenseits der Neustarts:
VI. Filmsommer Sachsen:
Zum sechsten Mal nimmt der Filmsommer Sachsen die derzeitige Situation der Film- und Medienlandschaft Sachsen genau unter die Lupe und diskutiert auf verschiedenen Panels und Podiumsdiskussionen aktuelle Filmthemen. Weitere Informationen finden Sie unter www.filmverband-sachsen.de. VI. Filmsommer Sachsen: 28.6., Mediencampus-Villa Ida Leipzig
Weitere Filmbesprechungen und -tipps finden Sie hier und in unserer Printausgabe.
Gute Unterhaltung im Kinosessel!