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Kultur

Jello for President

Die Punk-Ikone Jello Biafra dödelt mit der Guantanamo School of Medicine ins UT

  Jello for President | Die Punk-Ikone Jello Biafra dödelt mit der Guantanamo School of Medicine ins UT

Manche Menschen haben ein ganz vereinnahmendes Wesen. Wenn sie in einen Raum kommen, fokussiert sich die Aufmerksamkeit auf sie. Der ehemalige Sänger der Hardcorepunk-Legende Dead Kennedys ist so jemand. Mit seiner neuen Band Guantanamo School of Medicine macht Jello Biafra im August Halt im UT Connewitz.

Bis heute verkörpert er die Loslösung von Strukturen der Musikindustrie: sein eigenes Label, »Alternative Tentacles«, gründete er bereits 1979. Seitdem veröffentlichte er alles in Eigenregie. Seinen Ruf als schräger und unangepasster Vogel zementiert er seit Beginn der Karriere mit einer skurrilen Bühnenperformance. Jello Biafra schwitzt, dödelt und karikiert gestenreich und bringt ein schauspielerisches Element in seine Auftritte ein.

Der Einfluss auf den amerikanischen Underground reicht bis in die Gegenwart. Unzählige Kollaborationen zeugen davon. Schon immer positionierte sich der Frontmann aber auch als politischer Aktivist: Als Mitglied der amerikanischen Green Party ließ er sich Ende der siebziger Jahre zur Bürgermeisterwahl in San Francisco aufstellen. Im Jahr 2000 wäre Biafra sogar fast Präsidentschaftskandidat der Ökopartei geworden. Zensur, Globalisierung, Kapitalismus – den 55-Jährigen streitbar zu nennen, wäre eine maßlose Untertreibung. Seinen ehemaligen Bandkollegen bei den Dead Kennedys verweigerte er einst die Auszahlung ihrer Anteile aus den gemeinsamen Alben: Sie wollten die Single »Holiday in Cambodia« für einen Levi’s-Werbespot verhökern. Mit der Guantanamo School of Medicine machte er sich zu seinem Fünfzigsten ein Geschenk und gründete wieder eine eigene Band.

Man bleibt textlich am Puls der Zeit (»forced Iraqnophobia and Homeland Insecurity«) und musikalisch seinen alten Punkrock-Wurzeln treu. Als in diesem Jahr ein neuer Papst gesucht wurde, wäre das die Gelegenheit für Jello Biafra gewesen. Schließlich hat er Erfahrung als Ikone, bringt Wertschätzung für das Ehrenamt auf und scheut sich nicht, Sonnenbrille zur Mitra zu tragen.


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