Seit drei Monaten schon wird in Leipzig unter freiem Himmel geliebt und gestritten, gejagt und geschossen, getanzt und sich neu erfunden – zumindest auf der Leinwand. Ob nun auf dem Feinkost-Gelände, auf der Spinnerei oder beim Conne Island – im fahlen Mondschein bestreiten die Leipziger Kinomacher wie jedes Jahr der unbeständigen Wetterlage zum Trotz die Open-Air-Saison. Und kurz bevor sich das Frischluft-Kino-Intermezzo wieder in die Kältepause verabschiedet, meldet sich nach gut drei Jahren das Freilichtkino an der Pferderennbahn zurück, das lange Zeit eine feste Größe im Leipziger Sommerkino war.
Mit einem einwöchigen Probelauf wollen die Macher an die frühere Tradition anknüpfen. »Es gab bis zum Start der Sanierungsmaßnahmen regelmäßig Filmabende auf der Rennbahn, die sehr gut angenommen wurden«, sagt Sandra Wolff, die das Kino dort mitorganisiert. Bevor sich das Sommerkino im Scheibenholz in die Sanierungspause verabschiedete, lief hier vor allem leichtes Programmkino. Da die Tribüne lange vor der Sanierung schon nicht mehr begehbar war, wurde deren Hinterwand als Projektionsfläche genutzt und der Biergarten zum Kinosaal umfunktioniert. Mittlerweile ist die Tribüne trittfest und das Sommerkino im Scheibenholz soll sich noch einmal neu erfinden. Perspektivisch will man sich wieder im Leipziger Sommer-Veranstaltungskalender einnisten. »Hier können die Besucher regen- und windgeschützt ein attraktives Kinoprogramm genießen«, sagt Wolff. Während die anderen Leipziger Open-Air-Kinomacher vor allem auf beliebte und erfolgreiche Arthousestreifen der Saison setzen, haben sich Wolff und Co. auf der Pferderennbahn ein üppiges Filmprogramm für ihren Probelauf vorgenommen. Üppig in dem Sinne, dass sich neben dem deutschen Arthouse-Publikumsliebling von 2012, »Ziemlich beste Freunde«, zumeist Blockbuster ins Programm geschlichen haben: Vom jüngsten James-Bond-Spektakel über Baz Luhrmans »Gatsby«-Adaption bis hin zum neuesten »Superman«-Film, in dem sich ein gutaussehender, aber ausdrucksfader Superheld auf Zerstörungswut durch graukahle New Yorker Häuserschluchten schlägt. Ob damit der 20 mal 10 Meter großen Leinwand Tribut gezollt werden soll, oder das Programm bereits als Richtungsweiser für die kommenden Leipziger Sommer in den nächsten Jahren verstanden werden kann, bleibt abzuwarten. Jedenfalls hat sich ins Scheibenholz auch der Achtzigerjahre-Klassiker »Dirty Dancing« verirrt, der am 17. August gezeigt wird und dann auf den Tag genau 26 Jahre zuvor in New York seinen Kinostart feierte.