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Kinder & Familie

Kleiner Held, große Geschichte

Das Grimmsche Märchen »Daumensdick« wird im Werk II inszeniert

  Kleiner Held, große Geschichte | Das Grimmsche Märchen »Daumensdick« wird im Werk II inszeniert

Gerade mal so groß wie ein Daumen schlägt sich der kleine »Daumensdick« durch die Welt und erlebt allerlei Abenteuer. Das beliebte und vielfach adaptierte Märchen der Gebrüder Grimm ist den meisten sicher nicht unbekannt. Pünktlich zur kalten Jahreszeit, zu der auch immer heißer Kakao und ein dickes Märchenbuch gehören, ist »Daumensdick« auf der Bühne des Werk II zu sehen.

Regisseur Stefan Ebeling hat schon einige Märchen inszeniert, und das hat seinen Grund: »Der Grimmsche Märchenstoff ist wie gemacht für die Bühne. Hinter jedem Satz steckt so viel und im Theater hat man die Möglichkeit, das zu reflektieren.«

Ob Daumensdick, böser Wolf oder Dieb: Alle Rollen werden in dem Stück für Kinder ab fünf Jahren von dem Schauspielduo Silvia Pahl und Klaus Wilmanns gespielt. Gemeinsam treten sie unter dem Namen »3 hasen oben« seit 16 Jahren auf, Kindertheater gehört seither zu ihrem festen Repertoire.

Kennen gelernt haben sich Ebeling und die Theatergruppe 2010 auf einem Festival von und für freie Kinder- und Jugendtheatermacher. Jetzt, drei Jahre später bringen sie ihr erstes gemeinsames Stück auf die Bühne. »Uns hat es sehr interessiert, wie Stefan Ebeling mit Märchen umgeht. Märchen sind für Kinder das, was die griechischen Sagen und Mythen für Erwachsene sind. Auch im Märchen werden große Themen behandelt«, berichtet Silvia Pahl.

»Daumensdick« ist die Geschichte von einem nur wenige Zentimeter großem Kind, das von allen unterschätzt wird und dennoch seinen Weg geht. Die Eltern müssen ihn gehen lassen und auf seiner Reise überwindet er viele Gefahren, lernt neue Menschen kennen und kommt doch wohlbehalten wieder zuhause an. »Daumensdick ist die Überhöhung von Kindsein« sagt Ebeling, und meint damit vor allem: Auch Kinder werden häufig unterschätzt, müssen ihren Weg gehen, ihre eigenen Erfahrungen machen. Was braucht es, um sein eigenes Potenzial zu entfalten? Dieser Frage geht die Inszenierung nach, und ist dabei nicht einfach nur die Nacherzählung eines Märchens für Kinder. Die ständigen Rollenwechsel, Reduktionen in Spiel und Kulisse und nicht zuletzt die Geschichte, die oft nur angedeutet wird, verlangen sowohl von den kleinen als auch von den großen Zuschauern viel Fantasie ab. Auch Erwachsene sollen sich eingeladen fühlen, das Stück zu sehen, wie Ebeling erzählt: »Erwachsene sehen sich oft nur als Begleitung für Kinder. Dabei ist Kindertheater für sie auch eine kleine Erholung von der Ironie und dem doppelten Boden, welche Theater sonst oft bereithält.«

Ebelings Inszenierung lädt dazu ein, wieder genau hinzusehen, und auch Dinge wahrzunehmen, die gar nicht da sind. Fantasie, Neugier, Freude an den kleinen Dingen: All das spielt eine wichtige Rolle in »Daumensdick«. Wenn am Ende jeder Zuschauer ein anderes, sein eigenes Stück gesehen hat, dann hat die Inszenierung ihr Ziel wohl erreicht.


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