Es herrscht mal wieder Aufregung im Internet. Auslöser ist diesmal das Fernsehen. Im ZDF hatte Markus Lanz Sahra Wagenknecht (»schönste Linke aller Zeiten«, Zitat Lanz) zu Gast in seiner Sendung und blamierte sich dabei als nicht nur unsensibler, sondern auch unwissender Fragesteller, so dass sogar das Studiopublikum mehr für Wagenknecht klatschte als für den Moderator. Auch auf Twitter äußerten schon während der Sendung Zuschauer ihren Unmut über den Stil. Die Leipzigerin Maren Müller hat nach der Sendung eine Onlinepetition gestartet, die den öffentlich-rechtlichen Sender auffordert, sich von Markus Lanz zu trennen.
»Ein Moderator, der nicht fähig ist ohne Entgleisungen zu moderieren, den Offenheit und der Umgang mit abweichenden Meinungen offenbar überfordern, der Fragen stellt und die Antworten nicht hören will und der seine eigene Meinung stets über die seiner Gäste stellt, sollte nicht vom Beitragszahler alimentiert werden«, heißt es in der Begründung der Petition, die bereits über 140.000 mal unterzeichnet wurde. Eine überraschend große Resonanz, selbst wenn davon auszugehen ist, dass nicht alle Stimmen rechtmäßig abgegeben wurden. Aber wieso startet man überhaupt eine Onlinepetition gegen einen einzelnen Fernsehmoderator, haben wir die Initiatorin gefragt.
kreuzer: Ist eine Onlinepetition das richtige Mittel gegen Lanz?
MAREN MÜLLER: Viele Einzelbeschwerden und Motzereien verpuffen normalerweise im Nirwana der Kommentarspalten, Social Networks oder Internetforen. Eine Petition bietet eine gebündelte Form der Zuschaueranliegen an einen exakt definierten Adressaten – in dem Fall das ZDF und der ZDF-Fernsehrat. Über 100.000 unzufriedene Beitragszahler auf einem Schlag sind sicherlich schwerer zu ignorieren als Kleckerbeschwerden. Nachdenklich macht mich aber trotz des Erfolges, dass Petitionen zu richtig wichtigen Themen wie Umwelt, Menschenrechte oder Soziales nicht auch so einen Zuspruch erfahren.
kreuzer: Was versprechen Sie sich davon?
MÜLLER: Eine deutliche Verbesserung des Verhaltens der Moderation und eine Anhebung des Niveaus des Formates. Eine öffentliche Entschuldigung für die Entgleisung in der Sendung vom 16. Januar. Auch eine Diskussion darüber, was der öffentlich-rechtliche Rundfunk künftig im Rahmen seines Auftrages an Programm anbieten sollte, hielte ich in dem Zusammenhang für sinnvoll. Dass sich das ZDF von Lanz trennt, glaube ich nicht – zumal die Petition offenbar sogar zur Erhöhung der Einschaltquoten führt.
kreuzer: Haben Sie mit dieser riesigen Resonanz gerechnet?
MÜLLER: Nein. Es hat mich schlicht umgehauen. Ich bekomme hunderte Anrufe und Emails. Heute musste ich die Reißleine ziehen und habe kurzerhand mein Handy ausgemacht. Sorry.
kreuzer: Hat sich auch das ZDF gemeldet? Oder Lanz selbst?
MÜLLER: Nein.
kreuzer: Wieso eigentlich gerade Markus Lanz? Es gibt doch soviel anderes, sogar noch schlechteres Fernsehen.
MÜLLER: Weil ich mich über ihn schon so oft geärgert habe und von den Öffentlich-Rechtlichen einfach mehr erwarte als vom »anderen schlechten Fernsehen«. Es geht nicht um Wetten, Dass …? oder ähnliches, sondern ausschließlich um seine Unfähigkeit, einen gescheiten politischen Talk mit Gästen anderer Weltsichten anzubieten.