anzeige
anzeige
Konzertkritik

Mit zwei Spiel drei

Hayden Chrisholm und Jürgen Friedrich zu Gast bei Reihe2 in der naTo

  Mit zwei Spiel drei | Hayden Chrisholm und Jürgen Friedrich zu Gast bei Reihe2 in der naTo

Es war das dritte Mal, dass sich Robert Lucaciu und Philipp Scholz im Rahmen ihres Jazz-Projekts Reihe2 internationale Gäste einluden, um zusammen mit ihnen die naTo zu bespielen. So standen sie diesmal mit dem neuseeländischen Saxophonisten Hayden Chrisholm und dem Kölner Pianisten Jürgen Friedrich auf der Bühne – vor vollem Haus. Es war das erste Mal, dass die vier in dieser Konstellation zusammen auftraten, doch zum Glück blieben sie doch keine Einzelkämpfer: Vielmehr entwickelten sie einen derart weichen, abgestimmten Sound, dass man hätte meinen können, sie würden als Quartett bereits seit Jahren gemeinsam spielen.

Auch wenn es bereits vor um neun Uhr losging, wirkte es in dem dunklen Raum doch wie ein sehr leises Nacht-Konzert – vor sehr ruhigen, aufmerksamen Zuhörern. Das Publikum wirkte irgendwie müde und sehr bereit, sich von der Band in eine Welt zwischen Wachsein und Traum ziehen zu lassen. In dieser unwirklichen, sehr intimen Atmosphäre schufen Robert Lucaciu und Jürgen Friedrich mit Bass und Klavier ein filigranes, sich stets verdichtendes Fundament, über das Schlagzeuger Philipp Scholz in seiner unnachahmlich rastlosen Art auf allem spielte, was er in seinem Radius zu fassen bekam. Etwas abseits von alledem stand Hayden Chrisholm, der – sich mal über-, mal unterordnend – Einsätze gab, Akzente setzte und dafür sorgte, dass aus vier Einzelstimmen eine große wurde. Auch sein Spiel zeichnete sich vordergründig durch die große Ruhe aus, die alles durchzog. Das Quartett ließ sich Zeit, genoss Pausen ebenso wie Soli und ging jede Steigerungen ganz behutsam an. Höhepunkte gab es dabei kaum, jede sich aufbauende Spannung wurde rasch auch wieder abgebaut.

Die Stücke trugen Namen wie »Irgendwasser« und »Derivat«; wurden von Mehrrettich oder Einschusslöchern inspiriert und überraschten mal durch leere Akkorde, mal durch chromatische Rückungen. Angesehen haben sich die Musiker auf der Bühne kaum, dafür aber die Ohren gespitzt. So konnte jeder dank des dichten, aber leisen Gesamtklangs stets auf die Ideen seiner Mitspieler reagieren und ihnen Raum geben.

Die Reihe2-Konzerte leben zum großen Teil von der heimeligen Atmosphäre und der geringen Distanz zwischen Musikern und Publikum. Mittlerweile sind sie kein Geheimtipp mehr, und es ist nur eine Frage der Zeit, bis ein solch kleiner, intimer Raum wie der der naTo nicht mehr genügend Platz bieten wird. Hoffen wir, dass es noch eine Weile so weiter geht und wir noch ein paar weitere Konzerte auf so hohem Niveau in familiärem Rahmen genießen dürfen.


Kommentieren


0 Kommentar(e)