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Sport

Der Fall Dinçdağ

Homosexueller Schiedsrichter aus der Türkei pfeift Gastspiel bei Roter Stern Leipzig

  Der Fall Dinçdağ | Homosexueller Schiedsrichter aus der Türkei pfeift Gastspiel bei Roter Stern Leipzig

Diese Woche kann Halil Ibrahim Dinçdağ das tun, was er in Türkei nicht mehr darf: Fußballspiele pfeifen. Auf Einladung von Tennis Borussia Berlin und Roter Stern Leipzig ist Dinçdağ diese Woche nach Deutschland gekommen und berichtet von der Situation in seiner Heimat. Und weil er ja eigentlich Schiedsrichter ist, pfeift er auch Freundschaftsspiele.

Mangelnde Fitness. Aus diesem offiziellen Grund darf Halil İbrahim Dinçdağ seinen Beruf als Schiedsrichter nicht mehr ausüben. Doch der türkische Fußballverband sorgte vielmehr wegen Dinçdağs Homosexualität dafür, dass der Schiedsrichter seit 2009 kein Spiel mehr pfeifen darf. Vorher musste Dinçdağ wie jeder junge Türke seinen Militärdienst ableisten, wurde 2008 eingezogen. Nachdem er dem türkischen Militär seine Homosexualität offenbarte, wurde er wegen »psychosexueller Störungen« ausgemustert. Als er danach erneut Spiele pfeifen wollte, verlangte der Fußballverband Einsicht in die militärischen Unterlagen. Kurz darauf suspendierte der türkische Schiedsrichterverband das Mitglied aus Trabzon. Vize-Verbandspräsident Lutfi Aribogan nannte Dinçdağ einen »Schiedsrichter ohne Talent und Aussicht auf einen Aufstieg in die erstklassige Süper Lig«. Diese Rechtfertigung klang besser, als Dinçdağ wegen seiner Homosexualität zu sperren. Daraufhin schrieb Dinçdağ einen Antrag auf die Wiederzulassung als Schiedsrichter.

Ein gefundenes Fressen für die türkischen Medien, die auf ihren Titelseiten Dinçdağs Namen schnell öffentlich nannten. Bis dahin hatte Dinçdağ seine Homosexualität unter Verschluss gehalten. Aber der Druck durch die Medien wurde größer. Im türkischen Fernsehen verteidigte sich Dinçdağ gegen seine Absetzung. »Ich habe kein Verbrechen begangen, und ich habe dem Bild der Schiedsrichter in der Öffentlichkeit nicht geschadet«, sagte Dinçdağ der Öffentlichkeit. »Ich habe nur erklärt, dass ich homosexuell bin.«

Bis heute darf Dinçdağ in der Türkei keine Spiele mehr pfeifen. Er zog aus Trabzon am Schwarzen Meer nach Istanbul, wo die Anonymität der Großstadt ihm mehr Schutz bietet. Seit der Affäre ist Halil Ibrahim Dinçdağ arbeitslos.


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