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Filmkritik

Kino kann kryptisch

Die Kinostarts im Überblick und was sonst noch Filmisches in der Stadt geschieht

  Kino kann kryptisch | Die Kinostarts im Überblick und was sonst noch Filmisches in der Stadt geschieht

Der Kanadier Denis Villeneuve hat sich mit seinem oscarnominierten Werk »Die Frau die singt« 2010 in die erste Riege der internationalen Filmkunst gespielt. Sein letztjähriges Debüt in englischer Sprache »Prisoners« etablierte ihn als Meister des dicht inszenierten Psychograms. Unmittelbar im Anschluss an die Dreharbeiten setzte er seine Zusammenarbeit mit Hauptdarsteller Jake Gyllenhaal mit diesem kryptischen Doppelgänger-Thriller fort.

Adam (Gyllenhaal) entdeckt eines Tages seinen exakten Doppelgänger Anthony (ebenfalls Gyllenhaal) in einem Spielfilm. Der Schauspieler ist das genaue Gegenteil des schüchternen Einsiedlers Adam. Der Universitätsprofessor kämpft mit allerlei Neurosen und Selbstzweifeln, während sein Pendant mitten im Leben steht, risikofreudig und skrupellos. Doch beide können sich einer gewissen Faszination dem jeweils anderen gegenüber nicht entziehen und als die beiden aufeinandertreffen, beschließen sie, für ein Wochenende die Rollen zu tauschen. Ihre Partnerinnen bemerken zunächst nichts davon, doch das Spiel mit dem Schicksal hat für alle Beteiligten unkalkulierbare Folgen. Basierend auf dem Roman des portugiesischen Literaturnobelpreisträgers José Saramago (»Die Stadt der Blinden«) schafft Villeneuve mit Hilfe von starken, farbreduzierten Bildern eine konstante Atmosphäre der Bedrohung. Von Symbolik aufgeladen bleibt vieles im Unklaren, bis hin zum Ende, das tiefenpsychologische Deutungen offenbart. Im Mittelpunkt steht ein herausragender Schauspieler, dessen ambivalentes Spiel Erinnerungen an seinen eindrucksvollen Durchbruch als »Donnie Darko« weckt. Ein schwer zugänglicher Kunstfilm in der Tradition des Kinos von David Lynch, der, wenn man sich auf ihn ein-, einen so schnell nicht mehr loslässt.

»Enemy«: ab 22.5. Kinobar Prager Frühling, der kreuzer verlost 3 x 2 Eintrittkarten für den Film + jeweils ein Buch der Romanvorlage von José Saramago. Mail an film@kreuzer-leipzig.de – Betreff »Enemy«

Seine besten Jahre als gefeierter Schriftsteller liegen hinter ihm. Dennoch zehrt Jack Marcus (Clive Owen), der an einem Internat in Neuengland unterrichtet, immer noch von seinem früheren Ruhm. Sonst wäre er wohl längst gefeuert worden, denn Jack ist Alkoholiker und ein arroganter Zeitgenosse mit einem brillanten Gespür für Worte. So ertränkt er tagtäglich seinen Frust über seine lethargischen Schüler, bis plötzlich Dina Delsanto (Juliette Binoche) an der Schule auftaucht. Die Malerin übernimmt den Kunstunterricht und ihr Spitzname »Eiszapfen« eilt ihr bei den Schülern voraus. Die Unnahbare legt sich bald mit Jack an, denn sie ist davon überzeugt, dass die bildende Kunst der Sprache weit überlegen ist. Was Jack natürlich nicht widerspruchslos hinnimmt. Die beiden starten eine lustvolle Privatfehde, in deren Verlauf sie sich verbal so einiges um die Ohren hauen. Eine anregende Auseinandersetzung mit der Bedeutung von Worten und der Kraft von Bildern, in dessen Mitte zwei großartige Schauspieler stehen. Da verzeiht man auch die etwas ins kitschige Gefühlskino abdriftende Inszenierung.

»Words and Pictures«: ab 22.5. Passage Kinos

Seit sechs Jahren touren die erfolgreichen Unternehmensberater Öllers und Niederländer durch die dreckigsten Länder der Welt, um den Profithunger ihrer Kunden zu stillen. Als sie erfahren, dass ihr Teamkollege Hellinger den ersehnten Karriereschritt gemacht hat, liegen die Nerven blank. Denn »up or out« ist das Prinzip. Dass Hellinger sich bald aus ungeklärten Gründen aus dem Bürofenster stürzt, hilft ihnen auch nicht weiter. Ausgerechnet die junge, ehrgeizige Bianca rückt für ihn nach. Öllers und Niederländer sind genervt, der Kampf um das Überleben in der Company geht an die Substanz. Drei Schauspieler in einem Hotelzimmer – klingt und wirkt auch stellenweise wie eine Versuchsanordnung. Die Darsteller sind allerdings handverlesen und die Dialoge clevere Allegorien über den Kapitalismus. Ausführliche Besprechung im aktuellen kreuzer.

»Zeit der Kannibalen«: ab 22.5. Passage Kinos

 

Filmfutter fernab der Neustarts

Musalsal – Dokumentarfilme aus Nahost: »Through the fire«

Diese Dokumentation zeigt eine neue Seite Somalias und Somalilands jenseits von Presseberichten über Piraterie, Krieg und Hungersnöte. Der Film erzählt die Geschichten von drei somalischen Frauen, die ihr Leben riskieren, um fundamentale humanitäre Projekte zu organisieren, die ihren Familien während des jahrzehntelangen Konflikts beim Überleben halfen. Der Film gewährt einen Einblick in die Kraft und Widerstandsfähigkeit dieser Frauen. Der Zuschauer wird Zeuge, wie sie ihre persönlichen Tragödien nutzen, um sich selbst zur Arbeit für die Gemeinschaft zu zwingen, anstatt sich hilflos den Umständen zu ergeben. Die Dokumentation vermittelt einen intimen Einblick in das Leben und die Arbeit drei außergewöhnlicher Frauen, die sich inmitten zweier Jahrzehnten erbitterten Bürgerkriegs erheben, um ihre zersplitterte Nation wieder aufzubauen. Trotz scheinbar unüberwindbarer Hindernisse gelingt es allen dreien bei ihrem Kampf um Frieden Grundlagen im sozialen Bereich, im Gesundheitswesen und in der Bildung zu schaffen.

23.5.,  19.30 Uhr, Cineding, anschließend Gespräch mit Dr. Markus Höhne (wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Ethnologie der Uni Leipzig) zum Film und zur allgemeinen Lage in Somalia, in Kooperation mit dem Eurient e.V.

Sonntags-Matinee … mit Milchkaffee & Gebäck: »Wagner & Me«

»Richard Wagner – Das Leipziger Genie als Gesamtkunstwerk im Film« im Rahmen der Festwoche zum 201. Geburtstag des Leipziger Komponisten Richard Wagner. Schauspieler, Autor und Lieblingsdandy Stephen Fry auf den Spuren seines Idols.

25.5. 11.30 Uhr, Passage Kinos

Das Filmriss Filmquiz – denn sie quizzen nicht, was sie tun ...

Wenn Bruce Willis auf alles außer Tiernahrung Prozente gibt, klingeln euch die Ohren? Ihr regt euch auf, wenn wieder einmal jemand das falsche Datum aus »Zurück in die Zukunft« postet? Und wenn keiner die Star Trek-Referenzen in »Big Bang Theory« rafft, verdreht ihr die Augen? Dann seid ihr bei dem Filmquiz zuhause. Hier dürft ihr Kinonerd sein und werdet belohnt: tonnenweise Merchandise aktueller Kinoproduktionen warten auf euch!

27.5. 20.30 Uhr, Conne Island (mit dem Autor dieser Zeilen), der kreuzer verlost 3x1 Freikarte. Mail an film@kreuzer-leipzig.de – Betreff »Filmriss«

Queerblick. Die schwulesbische Filmreihe: »Das letzte Spiel – La Partida«

In Kuba ist das Leben für junge Homosexuelle nicht einfach. Der jugendliche Callboy Reinier will eigentlich nur eine Menge Geld machen, um sein Baby, seine Frau und deren Großmutter versorgen zu können.

28.5. 19.30 Uhr, Passage Kinos


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