Ein ungeschriebenes Kinogesetz sagt, je größer die Filme, desto weniger die Filmstarts und da es sich mit dem Kinosommer so verhält wie mit dem meteorologischen, trudeln die Blockbuster auch immer später in unseren Kinos ein. Diese Woche gibt es mit »Guardians of the Galaxy« also noch einmal richtig Popcorn auf die Augen. Nach »The Amazing Spider Man 2: Rise of Electro« und »The Return of the First Avenger« nun also der dritte Marvel-Hit in diesem Jahr und auch hier wird kein Fan enttäuscht das Kino verlassen. Wer mit Superhelden-Comic-SciFi so überhaupt nichts anzufangen weiß, lässt sich im Feelgood Movie des ausklingenden Sommers nieder und tankt bei »Can a Song Save Your Life?« ein paar Sonnenstrahlen. Ob mit Sonnen- oder 3D-Brille – wir wünschen viel Vergnügen!
Film der Woche: Seit seinem Erfolg mit »Once«, mit dem sich Marketa Irglova und Glen Hansard in unser aller Herzen spielten, wusste John Carney nicht so recht wohin mit seinem Talent. Nun tut er das, worin er am besten ist: seiner Liebe zur Musik Ausdruck verleihen. Sein neuer Film funktioniert nach der selben Formel wie sein erfolgreichstes Werk. Nicht mehr ganz so frischer Typ trifft junge Frau und über die gemeinsame Liebe zur Musik kommen sie einander näher. Diesmal ist der Schauplatz New York und die Beziehung eine interkontinentale. Dan (Mark Ruffalo) war einst ein gefeierter Musikproduzent. Dann kam der Abstieg, die Alkoholikerkarriere, die Trennung von seiner Frau und heute betrachtet ihn seine Teenager-Tochter Violet mit einer Mischung aus Verachtung und Mitleid.
Am Ende einer Sauftour trifft er auf Greta (Keira Knightley), die auf einer kleinen Bühne eher unfreiwillig einen ihrer Songs auf der Akustikgitarre darbietet. Greta steht kurz vor der Rückkehr nach England. Die Wunden ihrer gescheiterten Beziehung mit dem Musiker Dave (Maroon 5-Sänger Adam Levine) sind noch frisch und das Ego am Boden. Doch Dan kann sie dazu überreden, ihre Songs aufzunehmen – und zwar mit der ganzen Stadt als Klangkörper. So spielen sie unter Brücken, inmitten von Chinatown und dem Central Park und bringen nebenbei ihr Leben wieder in die Spur.
Das klingt alles ein wenig märchenhaft. Subtil ist die Geschichte von John Carneys Neuem wahrlich nicht und wirkt zudem inspiriert durch die Sicht des Briten auf das Haifischbecken New York. Aber auch hier ist es die Leidenschaft für Musik, die Carney mitreißend zelebriert und das Tänzeln auf der Linie zwischen Freundschaft und Liebe, das er vorzüglich beherrscht. Am Ende gewinnt der Feel-Good-Movie des Sommers uns schlicht durch seinen entwaffnenden Charme und die tollen Songs, die der ehemalige New Radicals Frontmann Gregg Alexander komponierte und Keira Knightley überzeugend intoniert.
»Can A Song Save Your Life?«: ab 28.8., Passage Kinos (auch OmU), CineStar
kreuzer verlost ein Poster, zwei Freikarten und einen Kopfhörer-Splitter zum Film. eMail an film@kreuzer-leipzig.de (Betreff: Song).
Der finstere Ronan bekommt vom mächtigen Titan Thanos den Auftrag, eine metallene Kugel zu beschaffen, die in der Lage ist, ganze Planeten zu zerstören. Das Artefakt ist allerdings in die Hände des Erdlings Peter Quill gefallen, der vor 26 Jahren von seinem Heimatplaneten entführt wurde und sich nun als Dieb im Auftrag zwielichtiger Gestalten verdingt, von denen einige ein Kopfgeld auf ihn angesetzt haben. So kommen der Waschbär Rocket und sein Kumpel Groot ins Spiel, die Peter auf den Fersen sind. Ronan setzt die skrupellose Gamora auf ihn an, doch am Ende landen alle im Gefängnis, wo sie auf das nicht allzu helle Kraftpaket Drax treffen. Gemeinsam planen die ungleichen Gestalten ihre Flucht und schon sind wir mitten drin in einer Hatz quer durchs Universum, das es nebenbei zu retten gilt. Ein Dieb, eine Amazone, ein Rächer, ein Waschbär und ein Baum – wer hätte gedacht, dass aus diesem Haufen die Stars des Kinosommers werden würden? Ausführliche Kritik im aktuellen kreuzer.
»Guardians of the Galaxy«: ab 28.8., CineStar, Cineplex, Regina
Es ist die Nacht vom 24. auf den 25. August 1944. Die Alliierten stehen vor den Toren von Paris. Adolf Hitler hat den Befehl erteilt, die französische Hauptstadt dürfe »nicht oder nur als Trümmerfeld in die Hand des Feindes fallen«. Kurz vor Tagesanbruch bereitet sich Dietrich von Choltitz, Kommandierender General von Groß-Paris, in seinem Hauptquartier im Hotel Meurice darauf vor, Hitlers Befehl auszuführen und die Stadt dem Erdboden gleichzumachen. Alles ist vorbereitet: Die Brücken über der Seine, die Kathedrale Notre-Dame, der Louvre, Sacré-Cœur, Place de la Concorde und der Eiffelturm sind bereits vermint – doch in letzter Minute verhindert von Choltitz die Sprengung, Paris wird nicht zerstört. Was bewegt den als gnadenlos befehlstreu geltenden General die Anordnung des »Führers« nicht auszuführen? Sind es moralische Bedenken oder der Druck der alliierten Mächte? Eine entscheidende Rolle spielt dabei Raoul Nordling, der schwedische Generalkonsul von Paris. Doch wie schafft es der kluge Diplomat, den deutschen Stadtkommandanten von seinem Vorhaben abzubringen? In einer Nacht von historischer Tragweite kommt es zu einem verbalen Kräftemessen zweier gänzlich unterschiedlicher Männer. Regisseur Volker Schländorf inszenierte diese historische Fiktion nach einem Theaterstück als politisches Kammerspiel. »Diplomatie« ist aber vor allem das Aufeinandertreffen von zwei Größen des französischen Kinos: André Dussolier und Niels Arestrup.
»Diplomatie«: ab 28.8., Passage
Die Filmtermine der Woche
Ein Traum in Erdbeerfolie
Es gab eine Szene für die (Über-)Lebenskünstler in Ostberlin, die eine Fantasiewelt bedienten, an welcher alle Konstruktionen der DDR zerbrochen sind. Der Regisseur Marco Wilms war Model in einem Modeinstitut der DDR. Er erzählt von diesem Lebensgefühl und besucht seine Helden dieser Zeit. Programm-Spezial im Rahmen der 12-13° Ost-Filmtage Werenzhain/Leipzig, Eintritt frei.
28.8., 21.30 Uhr, 2cl - Sommerkino auf Conne Island
Mietrebellen - Widerstand gegen den Ausverkauf der Stadt
Dokumentation des Ringens Berliner Mieter um ein Recht auf Stadt angesichts des sich drastisch verändernden Wohnungsmarkts. Im Rahmen der GlobaLE Leipzig. Eintritt frei.
28.8., 20 Uhr, Clara-Zetkin-Park
Porco Rosso
Porco Rosso, der sich eines Tages auf wundersame Weise in einen Mann mit dem Kopf eines Schweines verwandelt hat, lebt allein auf einer italienischen Mittelmeerinsel. Sein Geld verdient er damit, Handelsschiffe vor Luftpiraten zu schützen. Eines Tages wird er zu einem Fliegerduell herausgefordert, von dem prahlerischen Piloten Donald Curtis. Im Rahmen des Studio Ghili Film Festivals.
29.8., 15 Uhr, Kinobar Prager Frühling
The Comedian
Der Comedian Ed steht an einem Wendepunkt seines Lebens. Der Job im Call-Center ist frustrierend und in der Liebe muss er sich zwischen dem Künstler Nathan und seiner Mitbewohnerin Elisa entscheiden. Im Rahmen von Queer Cinema.
1./2.9., 19 Uhr, Kinobar Prager Frühling (OmU)