»Radio Blau wird grün«: Der knarzfreie Sendeablauf des freien Radios ist erst einmal durch eine Spendenaktion auf Visionbakery gesichert. Im Mai feiert der Sender 20. Geburtstag.
Um bis dahin störungsfreien Sendebetrieb gewährleisten zu können, wurde sehr erfolgreich eine Crowdfunding-Aktion ins Leben gerufen: »Radio Blau wird grün« konnte innerhalb eines Monats die Summe für dringend notwendige technische Erneuerungen einspielen, die letztendlich auch energieeffizienter arbeiten werden. Nicht nur mit Hilfe alter Bekannter, die einmal selbst on air für Unterhaltung sorgten, sondern mit einem interessierten Publikum, das die Bedeutung eines öffentlichen Kanals in Leipzig zu schätzen weiß, war das möglich. »Danke an alle UnterstützerInnen! Dass wir weit über die 100 Prozent hinausschießen, hatte ich nicht vermutet«, freut sich Melanie Albrecht, die Koordinatorin des Projektes. »Da der Sendebetrieb zunehmend gefährdet ist und die Produktionsbedingungen sich durch den Verschleiß und die sich häufenden Mikrofonausfälle oder Rechnerabstürze stetig verschlechtern, musste eine rasante Lösung her.«
Die Studiotechnik ist so alt wie der Sender selbst. Doch nicht nur damit hat Radio Blau zu kämpfen. Lutz Grunert, der seit Anbeginn dabei ist, im Vorstand sitzt und die Sendung „Extrablau“ gestaltet, erklärt: »Wir haben immer noch das Problem, dass wir ständig nach den nicht vorhandenen Geldern suchen müssen. Der Etat wird jedes Jahr über Mitgliedsbeiträge, Spenden, Benefizveranstaltungen und geringe Förderungen gedeckt. Dies ist aber immer verbunden mit allergrößter Anstrengung, spitzem Bleistift und viel Kreativität bei der Beschaffung der Mittel.« Allein die Sende- und Leitungskosten würden sich pro Jahr auf etwa 20.000 € belaufen. Da wirkt die Kürzung der Unterstützung von Seiten der Sächsischen Landesmedienanstalt wie ein Dolchstoß. Aber auch die Stadt kam einer Bitte nach institutioneller Förderung noch immer nicht nach. »Dies würde wenigstens die Miete und die Mietnebenkosten reduzieren«, sagt Grunert.
Der Sender wird seit Ende des letzten Jahres komplett ehrenamtlich geführt. Das bedeutet einen Mehraufwand in verschiedenen Bereichen für alle begeisterten Radiomacher. »Viele, die bisher nur Radio gemacht haben, müssen nun zusätzliche Aufgaben übernehmen, um den Radiobetrieb aufrecht erhalten zu können.« Grunert meint damit auch, dass sich von nun an jeder mit der finanziellen Absicherung seines Programms auseinandersetzen muss. Nichtsdestotrotz ist der Zulauf ungebrochen. Radio Blau zeichnet sich durch seine Experimentierfreude und Kreativität aus: »Radio Blau versteht sich als partizipatorisches Projekt und prinzipiell hat jede Person die Möglichkeit, sich einzubringen und aktiv an der Gestaltung des Programms mitzuwirken«, erklärt Melanie Albrecht. Vor allem aber ist die ungebrochene Begeisterung für das Radiomachen zu spüren: »Ganz klar, im Mai gibt es unsere 20-Jahre-Jubeldubelhalligalliburzeltagswoche!«, ruft Grunert und Albrecht ergänzt: »Es wird vielfältig, es wird mind-blowing, es wird blau – seid dabei!«