Die Berlinale ist rum und endete mit den zu erwartenden Preisträgern. Jafar Panahi bekommt den Goldenen Bären in den heimatlichen Iran zugestellt, aus dem er nicht ausreisen darf. Sein Film »Taxi« kommt bei uns am 23.7. über den Leipziger Verleih Weltkino in die Kinos. »El Club« und »Ixcanul« bekamen die beiden Silbernen Bären, Charlotte Rampling und Tom Courtenay, die anderen beiden für ihre schauspielerische Leistung in Andrew Haighs »45 Years«. Der Preis für die herausragende künstlerische Leistung geht erwartungsgemäß an den One-Shot-Thriller »Victoria« von Sebastian Schipper. Das alles war weitgehend (festival)politisch begründet und vorhersehbar. Die Berlinale endet somit ähnlich langweilig wie das diesjährige Festivalprogramm. Nun stehen die Oscars vor der Tür. In der Nacht von Sonntag auf Montag werden die Academy Awards verliehen und mit »Boyhood« und »Birdman« werden voraussichtlich die beiden großen Gewinner der Golden Globes auch bei den Oscars glänzen. Wir sind natürlich live dabei und ebenso gespannt wie ihr, ob die Verleihung echte Überraschungen bereithält. Mit dem Start von »Selma« könnt ihr euch in dieser Woche selbst davon überzeugen, ob der zweifach nominierte Film Oscarqualitäten besitzt. Spannende Stunden wünscht die kreuzer Filmredaktion.
Film der Woche: Am Horizont blitzen die Ferngläser in der Sonne. Kolbeinn sattelt seine Stute Grána, um der Witwe Solveig einen Besuch abzustatten und das ganze Tal schaut zu. Stolz trabt er auf seinem edlen Ross den Weg herab, doch an dessen Ende schart der rollige Hengst Brúnn mit den Hufen. Wie viele der Geschichten in Benedikt Erlingssons Film »Von Menschen und Pferden« wird auch diese kein gutes Ende nehmen. Die Skurrilitäten des menschlichen Lebens spiegeln sich in den schwarzen Augen der stillen Beobachter. Sie sind Teil des (Über)Lebens der Bewohner dieses Tals. Erlingsson hat Respekt vor dem Pferd, mehr als vor seinem Herr. Sein in entsättigte Farben eindrucksvoller, aber auch harscher Landschaftsbilder gehülltes Kaleidoskop nimmt den melancholisch-komischen Ton der blutigen Farce »Einer nach dem anderen« und paart ihn mit dem Willen zur Kunst eines Roy Andersson.
»Von Menschen und Pferden«: ab 19.2., Passage Kinos
Die Flimmerzeit im Februar u.a. mit »Von Menschen und Pferden«
Sommer, 1965. Das formal bestehende Wahlrecht für Afroamerikaner in den USA wird in der Realität des rassistischen Südens ad absurdum geführt. Schwarze sind Bürger zweiter Klasse und täglich Diskriminierung und Gewalt ausgesetzt. Die Stadt Selma, Alabama, ist einer der Orte, in denen sich der Widerstand formt. Dr. Martin Luther King (David Oyelowo), jüngst mit dem Friedensnobelpreis geehrt, schließt sich den lokalen Aktivisten an und zieht damit nicht nur den Unwillen der örtlichen Polizei und des Gouverneurs von Alabama auf sich. Auch Kings Verhältnis zu Präsident Lyndon B. Johnson (Tom Wilkinson) gerät unter Spannung. Zudem droht die Ehe zwischen King und seiner Frau Coretta (Carmen Ejogo) unter dem Druck und der ständigen Bedrohung zu zerbrechen. Der Kampf um Gleichberechtigung und Gerechtigkeit schlägt Wellen, die bald das ganze Land in Aufruhr versetzen. Ungewöhnliches Biopic, etwas zu formelhaft erzählt, aber mit einem herausragenden Hauptdarsteller.
»Selma«: ab 19.2., Passage Kinos, Schauburg (auch OmU)
kreuzer verlost Filmplakat und Freikarten für »Selma«. eMail an film@kreuzer-leipzig.de (Betreff: I have a dream)
Es war einmal in einem weit entfernten Königreich, als der Bäcker (James Corden) noch ein Kind war, dass sein Vater (Russell Beale) dabei erwischt wurde, wie er aus dem Gemüsegarten der benachbarten Hexe (Meryl Streep) magische Bohnen klaute. Als Strafe dafür, dass ihr die Bohnen abhanden gekommen waren, wurde die Hexe mit einem Fluch belegt, der sie von einer hübschen Frau in eine hässliche Alte verwandelte. Daraufhin belegte sie ihrerseits das Haus des Bäckers mit einem bösen Zauber, der für immer verhindern sollte, dass das zukünftige Bäckerspaar (James Corden und Emily Blunt) jemals ein Kind würden bekommen können.
Als die beiden Jahre später von diesem Fluch erfahren, brechen sie in den Wald auf um jene Zutaten aufzutreiben, die sie brauchen um ihn wieder aufzuheben und damit auch die Schönheit der Hexe wiederherzustellen.
»Into the Woods«: ab 19.2., CineStar, Regina Palast, Cineplex
Die Filmtermine der Woche
Out of Rosenheim
Eine Frau aus Bayern lässt mitten in der Wüste von Nevada ihren Mann fahren, nistet sich in einem Fernfahrer-Motel ein und bringt die Bewohner und sich selbst in Schwung. Die charmant-skurrile Komödie war der Überraschungshit 1988.
22.2., 17.15 Uhr, Regina Palast
Der Kreis
Blütezeit und Zerschlagung der schwulen Untergrundorganisation »Der Kreis«. In einer Mischung aus Spielfilm und Dokumentation wirft Stefan Haupt einen warmherzigen Blick auf eine historisch wie politisch interessante Epoche der Schweizer Geschichte. Ausgezeichnet mit dem Teddy Award der Berlinale 2014.
23.–25.2., 21 Uhr, UT Connewitz
Als wir träumten
Andreas Dresen verfilmte Clemens Meyers Leipzig-Roman in unserer schönen Stadt und am Dienstag gibt es die Premiere in Anwesenheit des Autors und des Filmteams. Interview mit Andreas Dresen und Filmkritik in der März-Ausgabe des kreuzer.
24.2., 18 Uhr, CineStar, 19 Uhr, Passage Kinos
Wir sind jung, wir sind stark
Zur sehenswerten Spielfilmchronik der Ereignisse von Rostock-Lichtenhagen gibt es im Anschluss ein Filmgespräch mit der Gruppe »Rassismus tötet« Leipzig.
24.2., 19 Uhr, Cinémathèque in der naTo
Adieu Gary
Das Familiendrama gewann den Preis der Semaine de la Critique in Cannes.
25.2., 18.30 Uhr, Institut Français (OmfU)
Horror-Doppel mit Donis
Kannibalenmittwoch bei Donis mit »Asphaltkannibalen« (I 1980) und »Nackt unter Kannibalen« (I 1977)
25.2., 20 Uhr, LURU-Kino in der Spinnerei
Lilting
Nach dem Tod seines Partners kümmert sich Richard um dessen koreanische Mutter Junn. Allerdings wusste die nichts davon, dass ihr Sohn schwul war. Berührendes Drama, leise erzählt, stark gespielt. In der Reihe Queerblick.
25.2., 19.30 Uhr, Passage Kinos
Schauspieler, Stars und Superstars
Im Mittelpunkt des Vortrags von Claudia Cornelius steht heute »Der Bass von Benedict Cumberbatch«.
26.2., 20.15 Uhr, Memento
Shorts Attack
Kurzfilmabend: 13 Filme in 85 Minuten rund um das Thema »Großstadtabenteuer«.
26.2., 21 Uhr, Kinobar Prager Frühling
The Cherokee Word for Water
Der Film zeigt die Geschichte von Wilma Mankiller, eine Native American Schrift- stellerin und Feministin. Sie war von 1985 bis 1995 der erste weibliche Chief der Cherokee-Nation.
26.2., 17 Uhr, Kinobar Prager Frühling (OF)