Die goldenen Zeiten, als unsanierte Häuser spotbillig waren, sind zwar vorbei. Dennoch träumen immer mehr Menschen in Leipzig von einer Gemeinschafsimmobilie, in der Miete und Zusammenleben nicht nur durch kapitalistische Regeln bestimmt werden. Der siebte Leipziger Wohnprojektetag am Freitag diskutiert aktuelle Modelle und Möglichkeiten zur Verwirklichung.
Für eine kurze Zeit schossen in Leipzig kollektive Hausprojekte wie Pilze aus dem Boden. Als erste machte die Zollschuppenstraße 11 im Jahr 2003 die Stadt mit dem Modell des Mietshäusersyndikats bekannt. Nur wenige Jahre später späte folgten das Projekt Wohngesellschaft Central LSW 33 und einige weitere Häuser in der Georg-Schwarz-, beziehungsweise Merseburgerstraße. Und schließlich breitete sich etwa das Modell mit dem Pöge- oder dem Klaushaus auch in den Osten der Stadt aus.
Inzwischen ist es schwieriger geworden, neue Projekte zu starten. Durch niedrige Zinsen haben sich die Preise am Immobilienmarkt in Höhen entwickelt, die das Budget der meisten Gruppen deutlich übersteigen. Das ist nicht nur für die Betroffenen ärgerlich. Auch Stadtverwaltungen haben ein Interesse daran, mehr kollektiven Immobilienbesitz zu ermöglichen. Einerseits profitieren Stadtteile vom Engagement der Projekte, andererseits bietet die rechtliche Konstruktion der Vorhaben Schutz vor unkontrollierbarer werdenden Märkten.
Beim siebten Wohnprojektetag in der Volkshochschule erläutern Verwaltungsvertreter aus Leipzig und Hannover ihre Sicht auf die Entwicklung. Vertreter mehrerer Projekte aus Leipzig, Berlin, München und aus der Schweiz erklären, welche Mittel und Wege es gibt, kollektives Wohnen auch in Zeiten hoher Immobilienspekulationen zu verwirklichen. Dabei werden neue, revolvierende Fonds diskutiert, mit denen Kommunen Gruppen unterstützen können. Erbbaupacht und Konzeptvergabe lauten die Stichwörter, mit denen Städte ihre Liegenschaften zur Förderung von Projekten nutzen können. Beim abschließenden Markt der Möglichkeiten, sollen Interessierte miteinander ins Gespräch kommen, um vielleicht ein eigenes Vorhaben zu starten.