Die Prinzen haben ein neues Album veröffentlicht, mit dem sie nun auf Tour gehen. Zum Auftakt am Donnerstag haben sie sich einen ebenso prominenten wie problematischen Gast auf die Bühne eingeladen: Xavier Naidoo, der in den vergangenen Jahren mehr als einmal öffentlich seine Nähe zu Verschwörungstheorien und zur rechts-esoterischen Bewegung der Reichsbürger bekannt hat.
Lange war es still um die Prinzen. Zuletzt verfolgten Sebastian Krumbiegel und Co. Soloprojekte oder beschäftigten sich mit anderen Formationen. Nun erscheint mit dem »Familienalbum« der erste gemeinsame Longplayer seit sieben Jahren. Das soll gebührend gefeiert werden: Im Reigen von 1.000 Jahre Ersterwähnung geben die Prinzen von Donnerstag bis Samstag drei Konzerte mit symphonischer Begleitung in der Leipziger Oper. So weit, so in Ordnung. Allerdings hat sich die Band für den ersten der drei Auftritte einen umstrittenen Bühnengast eingeladen: Xavier Naidoo.
Um die Publicity schon vor Erscheinen der neuen Platte ein wenig in Schwung zu bringen, sind die Prinzen Sebastian Krumbiegel und Tobias Künzel im Winter ins südafrikanische Kapstadt geflogen. Dort nahmen sie an der zweiten Staffel von »Sing meinen Song« teil. Bei der für den Sender Vox produzierten Show müssen die Teilnehmer jeweils ein Lied eines anderen anwesenden Musikers interpretieren. Moderiert wird das Ganze von Gastgeber Naidoo. »Wir haben Xavier als sehr weltoffenen Menschen kennengelernt. Da haben sich gute Beziehungen entwickelt«, resümiert Krumbiegel heute. Also wurde ein Gegenbesuch vereinbart. Am Donnerstag will Naidoo gemeinsam mit Andreas Bourani die Prinzen beim Konzert in Leipzig unterstützen.
[caption id="attachment_38562" align="alignleft" width="221"] Xavier Naidoo, Foto: Naidoo Records[/caption]
Pikant an dieser Zusammenarbeit: Der Mannheimer Soulsänger gab inzwischen vielfach zum Besten, dass er Deutschland für ein von den Amerikanern besetztes Land hält. Der deutsch-alliierte Vertrag zur Wiedervereinigung »Zwei plus Vier« sei kein Friedensvertrag, Deutschland deshalb kein souveräner Staat. Diese Ansicht wird auch von der rechts-esoterischen Reichsbürgerbewegung vertreten – mit dem Ziel, deutschen Nationalismus neu zu beleben und antiamerikanische Ressentiments zu schüren. Xavier Naidoo teilt diese Ansicht schon eine Weile, sagte sie 2012 in einer ARD-Morgenmagazin-Sendung in laufende Kameras und verteidigte seine Meinung auch nach öffentlicher Kritik, zuletzt am dritten Oktober 2014 bei einer Demonstration in Berlin. Dort applaudierte ihm unter anderen der notorische Querfrontler Jürgen Elsässer. Für all das kassierte der Mannheimer in großen Medien heftige Schelte.
Für Sebastian Krumbiegel spielen die fragwürdigen politischen Fahrwasser, in denen sein Gast unterwegs sind, für die Einladung nach Leipzig keine große Rolle. »Wir haben mit ihm darüber geredet, damit ist das für mich geklärt. Ich habe dazu eine sehr klare Meinung und würde mich nicht auf solchen Veranstaltungen herumtreiben. Ich würde Xavier aber auch nicht auf solche Aussagen reduzieren«, sagt Krumbiegel auf kreuzer-Anfrage. Was genau Inhalt des Gesprächs mit Naidoo war, lässt der Leipziger Musiker offen. »Man muss mit den Leuten, nicht über sie sprechen«, sagt er.
Doch braucht es wirklich ein weiteres Gespräch mit dem Mannheimer Musiker? Naidoo macht in zahlreichen Interviews, in Videos für seine Fans oder in Posts im Internet immer wieder deutlich: Er steht zu seinen Aussagen und nimmt nichts davon zurück. Da stellt sich die Frage, ob Krumbiegel die Stellungnahme der diesjährigen Trägerinnen des Courage-Preises wirklich verstanden hat, die er als Ehrenvorsitzender des Courage-Vereins ausdrücklich unterstützt. »Eine Friedensbewegung, die es nicht schafft, sich von Verschwörungsideologien, Antisemitismus und völkischer Rhetorik abzugrenzen, hat ihre Legitimationsgrundlage verloren«, heißt es dort. Entgegen dieser Vorgaben bekennt sich Krumbiegels Gast Naidoo ausdrücklich zu Verschwörungstheorien. Ein Fünkchen Wahrheit sei ja an allen dran, meint er.
Selbst wenn all diese Themen beim Konzert am Donnerstag nicht zu Sprache kommen, bleibt ein schaler Beigeschmack. In einer Stadt, in der abstruse Behauptungen (jüdischer) Verschwörungen oder Forderungen nach mehr deutschem Nationalismus bei Mahnwachen und Legida-Demonstrationen auf offene Ohren stoßen, sollte ein prominentes Gesicht des Kampfes gegen Rechtsradikale nicht darüber hinwegsehen, wenn sein Besucher in fragwürdigen politischen Fahrwassern unterwegs ist.