208,806,270 – das ist die bemerkenswerte Summe der Einspielergebnisse von »Jurassic World« am Startwochenende – allein in den USA! Weltweit spielte das Dino-Abenteuer bis Montag 524 Millionen US Dollar ein. Keinem anderen Film ist dies bislang in so kurzer Zeit gelungen. Damit schickt sich das von Steven Spielberg produzierte Sequel an, selbst »Avatar«, den erfolgreichsten Film aller Zeiten, zu toppen. Man darf gespannt sein, ob den Sauriern nicht irgendwann die Puste ausgeht. Zumal in den Staaten bereits der neue, mit Kritikerlob überschüttete Pixar Film »Inside Out« (kommt unter dem Titel »Alles steht Kopf« am 1.10. in unsere Kinos) für diese Woche in den Startlöchern steht. Hierzulande hat sich die ebenfalls in der vergangenen Woche gestartete Offenbahrung »Victoria« wacker gehalten. Besonders in der Heimat Berlin strömten die Besucher in die Kinos, um sich auf einen wilden Ritt durch die Nacht zu begeben. Dies empfehlen auch wir, zumal die Zahl der Neustarts in dieser Woche äußerst überschaubar ist. Ein paar Empfehlungen haben wir aber doch ...
Film der Woche: Die Helden von Stephen Daldrys Rio-Abenteuer »Trash« sind die drei Freunde Raphael, Gardo und Rato. Täglich wühlen sie sich durch den Müll der Großstadt. Als sie ein Portemonnaie finden, beschließen sie, den Besitzer ausfindig zu machen. Derweil setzt der korrupte Polizist Frederico alles daran, die Geldbörse zu finden und schreckt auch vor Gewalt nicht zurück. Mit dem Tempo von »Slumdog Millionaire« und einer reizvollen Kulisse begeistert »Trash« mit einer für Daldry ungewohnten Virtuosität. Der detektivische Plot unterhält, das Schicksal der Kids reißt mit und die Verfolgungsjagden durch die Häuserschluchten sind atemberaubend inszeniert. Zudem verfügt der von Adriano Goldman furios in Szene gesetzte Film, über drei überzeugende Hauptdarsteller. Auch die Nebenrollen sind mit Rooney Mara und Martin Sheen hervorragend besetzt. Da stört es weniger, dass das von Richard Curtis adaptierte Drehbuch ab und ein Übermaß an märchenhaftem Realismus an den Tag legt und sich vieles fernab der sozialen Realität bewegt. Aber die Erzählung der Ereignisse durch die Jungs – deren Herkunft von der Straße im Original auch hörbar ist – nehmen uns mit auf einen knapp zweistündigen Trip durch eine aberwitzige Geschichte – womit wir wieder bei Danny Boyles Hitfilm wären. Dessen Erfolg wäre auch »Trash« zu wünschen, schlägt das Herz des Films doch am rechten Fleck. Ausführliche Kritik im aktuellen kreuzer.
»Trash«: ab 18.6., Passage Kinos
Der Journalist Fabian Groys gibt sich Nacht für Nacht der Spielsucht hin und lässt sich gehen, als gäb es kein Morgen. Aber anderntags wartet die Redaktion auf einen neuen investigativen Geniestreich – schließlich liegt sein letzter schon eine Weile zurück. Als er die junge Volontärin Nadja zugeteilt bekommt, lässt er sie in einem obskuren Fall recherchieren. Ein Mann hat sich in ein Löwengehege gestürzt – der Fall klingt absurd, die Spuren führen jedoch zu einer Gelsenkirchener Recyclingfirma, die Giftmüll an den Gesetzen vorbei entsorgt. Ein heißes Eisen, also raufen sich der Macho Fabian und die Neue zusammen, um zu ermitteln.
Christoph Hochhäusler („Unter uns die Stadt“) zählt zu den wenigen deutschen Regisseuren, die eine eigene Handschrift aufweisen. Seine stilistisch hochwertige Inszenierung dreht sich immer wieder um das Spiel der Mächte hinter den Glasfassaden der Industrie. Auch hier webt er wieder ein komplexes Netz aus Lügen und Machtmissbrauch, bei dem die Strippenzieher lange vage Schatten bleiben. Das fordert Geduld und Überblick, belohnt aber mit einer beachtlichen Leistung von Florian David Fitz und seiner Leinwandpartnerin Lilith Stangenberg. Ausführliche Kritik im aktuellen kreuzer.
»Die Lügen der Sieger«: ab 18.6., Passage Kinos
Ein Dorf schmiegt sich in die märchenhafte Hügellandschaft Rumäniens. Die Menschen dort gewähren uns einen selten nahen Einblick in ihre Alltagsfreuden und Sorgen. Der beobachtende Film stellt in der Schönheit seiner Bilder ein Geschenk der Zuneigung und Würde dar. Ein Buchenwald im Schnee. Eine Frau blickt angstvoll um sich. Sie und ihr Kind sorgen sich, dass der Vater beim Holzschlagen erwischt wird. Die Familie ist Teil einer Roma-Gemeinde, inmitten einer paradiesischen Landschaft in Rumänien. Wir wohnen dem Alltag in diesem Dorf bei, den Freuden und Sorgen. Babys werden geboren, gebadet, Pilze gesammelt. Man spricht über die Liebe, über Gott, über Abtreibung und die materielle Not. Ein bilderstarker Film, der vorschnellen Urteilen das aufmerksame Beobachten entgegenhält, doch dabei den größeren sozialen Kontext nicht aus den Augen verliert. (Isa Willinger, DOK.fest München 2014)
»The Forest is Like the Mountains«: ab 18.6., Cineding
Flimmerzeit
Die Filmtermine der Woche
The Immortal Sergeant
Als die Revolution in Syrien ausbrach, wurde Regisseur Ziad Kalthoum eingezogen. Mit der Handkamera versuchte er seinen Alltag zu dokumentieren, während ihm seine Kameraden ihre Geschichten erzählten. In der Reihe Musalsal, Dokumentarfilmreihe aus dem Nahen und Mittleren Osten - Gespräch mit dem Regisseur Ziad Kalthoum
19.6., 20 Uhr, Cineding (OmU)
Mamma Mia!
Das Sommerkino im Park Miltiz zeigt zur Eröffnung die beschwingte Musicalverfilmung mit Starbesetzung: Um von ihrem leiblichen Vater bei ihrer Hochzeit zum Altar geführt zu werden, stöbert eine junge Frau bei ihrer Mutter (die um die Identität des Vaters immer ein Geheimnis gemacht hat) in den Tagebüchern und findet drei potenzielle Väter, die sie dann auch kurzerhand zur Trauung einlädt - ohne dass ihre Mutter davon weiß. Die Ankunft des Trios führt zu turbulenten Verwicklungen. Höchst unterhaltsame Verfilmung des bekannten Musicals mit schmissigen ABBA-Hits zum Mitsingen. - Sommerkino
20.6., 21.30 Uhr, Park Miltitz
Flohmarkt mit Kinoutensilien und anderem Krimskrams
Der beliebte Flohmarkt mit allem, was das Herz der Kinofreunde höherschlagen lässt: Plakate, Aufsteller, DVDs und mehr in den Räumen der Kinobar.
21.6., 14.30 Uhr, Kinobar Prager Frühling
Agnieszka
Die Polin Agnieszka arbeitet in München als Domina für die 70-Jährige ehemalige Ballettdiva Madame. Als sie den 16-jährigen Manuel kennenlernt, muss sie sich für eine Zukunft entscheiden.
22.6., 19 Uhr, Kinobar Prager Frühling
Burning Blue
Ein junger Kampf-Flieger bei der Navy verbringt eine aufregende und unerwartete Nacht mit dem befreundeten Marine-Leutnant. Queerblick.
24.6., 19.30 Uhr, Passage Kinos (OmU)
Girlfriend, Boyfriend
Drei Freunde in einem Liebesdreieck vor dem Hintergrund des sozialen Wandels in Taiwan Mitte der Achtziger.
24.6., 19.30 Uhr, Konfuzius-Institut Leipzig
Shorts 80s
Kurzfilmprogramm – Special 80s Edition
24.6., 21 Uhr, Kinobar Prager Frühling
Vandal
Eines Nachts kommt die sechzehnjährige Sharif blutverschmiert zu ihrer Mutter. Daraufhin wird sie nach Brest zu Verwandten geschickt. Dort schreibt sie sich in eine Fachoberschule ein, wo auch ihr Onkel unterrichtet. Bald schon entdeckt sie die Welt der Graffiti für sich. – Ciné Soirée in OF
24.6., 18.30 Uhr, Institut Français