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Kultur

Same old story

Belanglos: »West Side Story« an der Oper

  Same old story | Belanglos:  »West Side Story« an der Oper

Zum Spielzeitende verpasst die Oper ihrem Publikum eine ganz dicke Wohlfühlpackung und bringt die »West Side Story« spartenübergreifend auf die Bühne.

Was braucht man, um Amerika zu illustrieren? Straßenfluchten mit Skyline, einen Drugstore à la Edward Hopper, junge Männer in Jeans und T-Shirt à la James Dean, junge Frauen in hübschen kurzen Kleidern, dazu noch ein paar fies aussehende Polizisten in schwarzer Uniform. Die »West Side Story« ist der Klassiker unter den Musicals, was es leichter machen könnte, sich von den klischierten Bildern zu lösen, doch diesen heiklen Weg beschritt bei der Premiere am Samstagabend keiner der künstlerisch Verantwortlichen.

Das Publikum bekam also, was zum Standardrepertoire an Ausstattung gehörte (Bühne/Kostüm/Video: Andreas Auerbach, Paul Zoller), und war – dem Schlussapplaus nach zu schließen – äußerst zufrieden damit. Leider fand auch die Inszenierung von Chefchoreograf Mario Schröder nicht über das Erwartbare hinaus. Die Romeo-und-Julia-Version des 20. Jahrhunderts von den beiden unglücklich Liebenden Tony und Maria ist bekannt; auch hier hätte sich deshalb die Chance ergeben, mehr zu zeigen als nur die alte Geschichte. Schröder deutet dies am Anfang auch an, wenn er auf dunkler Bühne im grellen Scheinwerferlicht eingefrorene Szenen von Polizeigewalt zeigt. Doch dieser vielversprechende Ansatz stirbt bereits wenige Sekunden nach seiner Geburt.

Den Ausführenden des Abends lässt sich nichts vorwerfen: Egal ob Sänger, Musiker oder Tänzer – sie alle sind nach Leibeskräften sicht- und hörbar mit Seele dabei. Die vielen Kampfszenen zwischen den beiden verfeindeten Gangs sind dynamisch und unterhaltsam, die stillen Szenen des Liebespaares zart. Selbstverständlich reicht das aus, um sich einen netten Abend zu machen, und selbstverständlich ist es legitim, als Zuschauer nichts weiter als einen solchen netten Abend verleben zu wollen. Die Frage bleibt nur, warum intelligente Kulturschaffende sich mit derart Belanglosem beschäftigen?


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