Nach der Sanierung der alten, baufälligen Villa herrscht das Kaos wieder dort, wo es hingehört: in der Wasserstraße 18. Am Sonntag wird der Wiedereinzug der Kulturwerkstatt mit einem großen Fest gefeiert.
»Ich liebe dieses Haus!«, schwärmt Maria Schüritz. Sie gehörte bei der Kaos-Eröffnung 1992 zu den ersten Kurskindern. Jahrelang töpferte, nähte, fotografierte und tanzte sie hier. Sie studierte Kulturpädagogik und landete beruflich genau dort, wo ihre Liebe zum Beruf gesät wurde: Im Kaos, wo sie heute zuständig ist für Musik, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit und für den Kaos-Kultursommer. Vor zwei Jahren hatte das Arbeiten hier aber noch einen Abenteuerbonus, wenn man es positiv ausdrücken will: Ständig regnete es hinein, Sicherungen knallten durch und das Haus war so baufällig, dass der Ostflügel noch bei laufendem Betrieb abgerissen werden musste. Im Februar 2014 zog die Kulturwerkstatt dann ins Interim im Kanal 28. Jetzt kehrt die Kulturwerkstatt in ihre alte Heimat zurück.
»Die alte Villa am Ulrichsteich ist eine Oase und steckt voller Geschichten«, erzählt Schüritz. Dort, wo sich jetzt Kleingärten tummeln, befand sich einst eine Ziegelei, die nach Wasser bohrte – so entstand der Teich und an diesem vor 120 Jahren diese Villa. Eine ansässige Eisfabrik hackte im Winter Eisschollen aus dem See, mit denen die Menschen damals ihre Kühlschränke betrieben. Irgendwann kaufte der Brauereibesitzer Ulrich das Anwesen und errichtete hier seinen Sommersitz, er wurde übrigens mit den Biermarken »Echt Ulrich« und »Lipsiator« reich. Im Laufe der Jahre ließ er hier ein Eckchen abreißen, baute dort ein Stückchen an und prägte so den Charme dieses Gebäudes. »Die Villa ist so verwinkelt, dass man auch nach 20 Jahren ständig neue Ecken entdeckt«, sagt Maria Schüritz.
Seit über 20 Jahren ist das Haus ein Ort für soziale und kulturelle Bildung. Das Fest zum Wiedereinzug am 6. September beweist es: Die Theater-Teens, die Kaos-Filmtruppe, die Foto-Gruppe und Kinderwerkstatt – sie alle zeigen ihre neuesten Schöpfungen. Und die Macher haben sich ein Rätselheft zur Geschichte des Hauses ausgedacht. Mit dem Wiedereinzug in die Villa am Lindenauer Stadtgarten finden außerdem zwei andere Projekte der Kindervereinigung – Träger der Kulturwerkstatt – ein Zuhause: die Eltern- und Betroffenen-Initiative gegen psychische Abhängigkeit und das Projekt Internationale Arbeit, das Begegnungen zwischen Jugendlichen aus verschiedenen Ländern ermöglicht. Die Kindervereinigung hat übrigens gleich noch einen Grund, zu Feiern, sie wird 25 Jahre. Der Festabend im September klingt dann mit einem Debüt-Konzert auf der Seebühne aus, mit dem neuen Band-Projekt von Maria Schüritz – inspiriert vom Kaos.