Sonneborn, Gsella, Schmitt: Die Titanic-BoyGroup ist zurück und kommt am Montag nach Leipzig. Was sonst noch alles schiefläuft, erklärt Titanic-Ex-Chefredakteur Oliver Maria Schmitt im Interview.
kreuzer: Herr Schmitt, wie geht es Ihnen?
OLIVER MARIA SCHMITT: Den Umständen entsprechend gut. Aber bis jetzt sind wir ja auch noch nicht in Leipzig angekommen.
kreuzer: Warum jetzt dieses Comeback der BoyGroup? Und mit wie vielen Comebacks müssen wir noch rechnen?
SCHMITT: Die Abschiedstournee der Titanic-BoyGroup ist gescheitert – und dabei war der Abschied völlig ernst gemeint! Wir wollten endlich wieder Freizeit und Lebensqualität. Es ist nun mal so: Wir haben uns auseinandergelebt, genau genommen treibt uns nur noch der gegenseitige Hass. Nach fast zwanzig Tourjahren und gut tausend ausverkauften Auftritten konnten wir uns einfach nicht mehr riechen. Wir reisten mit drei verschiedenen Limousinen zu unseren letzten Gigs und betraten die Auftrittsorte durch drei verschiedene Eingänge – oftmals musste man dafür zwei zusätzliche Löcher in die Außenwand stemmen. Auf der Bühne ignorierten wir uns dann völlig. Am schlimmsten war es, als wir herausfanden, dass wir jahrelang alle mit der gleichen Frau verheiratet waren. Das steckt man nicht so leicht weg. Aber unser Agent hat uns zum Comeback gezwungen, außerdem müssen wir unser neues BoyGroup-Buch »20 Jahre Krawall für Deutschland« promoten. Deswegen sind wir jetzt wieder als Satire-Zombies unterwegs – bis zur geplanten Auflösung der Gruppe im Jahr 2040.
kreuzer: Was ist da in der PARTEI los? Spaltungen, Zerwürfnisse, Bestechungen. Man hört viel. Haben sich Sonneborn und Fischer dank geheimer Zahlungen wieder zusammengerauft? Haben Sie Insider-News?
SCHMITT: Das war eine penibel vorbereitete Medienkampagne, um einerseits das Sommerloch zu stopfen, andererseits die Taschen hochrangiger PARTEI-Funktionäre. Das hat im Prinzip geklappt, nur ich als Ehrenvorsitzender bin wieder mal leer ausgegangen.
kreuzer: Was macht der Sonneborn bloß mit dem ganzen Geld, das ihm die EU (wir!) zahlt?
SCHMITT: Er subventioniert damit einen aufgeblähten PARTEI-Apparat, um verkrustete Strukturen zu festigen und die grassierende Verfilzung zu stärken – also das, was letztlich alle Politiker machen.
kreuzer: Was halten Sie vom derzeitigen Papst? Ist er zu links für die Titanic-BoyGroup?
SCHMITT: Der neue Bettelpapst in Rom hat sich bei uns zunächst mal für die irren Aktionen seines Vorgängers gegen fromme deutsche Satiremagazine entschuldigt. Eine weitere enge Medienpartnerschaft zwischen Papst und Titanic ist gerade in Planung.
kreuzer: Wer ist derzeit überhaupt der beste Kandidat zum Witze-Drüber-Machen (abgesehen von Hitler)?
SCHMITT: Die vielen echten und Ersatzhitlers in Deutschland sind natürlich hervorragende Satireopfer, da sind von Schäuble bis Gabriel, von Bernd Lucke bis Frauke und Wolfgang Petry alle dabei. Auch lokale Despoten wie Stanislaw Tillich oder Burkhard Jung sind da sehr heiße Anwärter.
kreuzer: Könnte Ihre Satire-Supergroup – als unsere letzte Hoffnung – die WM 2022 vielleicht doch noch in den Sommer holen?
SCHMITT: Gut möglich. Martin Sonneborn stellt bereits eine neue Sammlung von Kuckucksuhren, Bierkrügen und Fresskörben zusammen, so wie im Sommer 2000, als er mit Bestechungsfaxen an die FIFA die WM erfolgreich nach Deutschland geholt hat. Und Thomas Gsella arbeitet gerade an einem sehr scharfen Spottgedicht gegen Katar, das spätestens 2018 fertig sein soll. Dann werden die Karten neu gemischt.
kreuzer: Muss man bei Ihrer Show Angst haben, Opfer eines Terroranschlags zu werden?
SCHMITT: Jederzeit. Spätestens wenn Gsella im Zugabenteil seinen weißen Bademantel öffnet und den mächtig behaarten Silberrücken entblößt, dann können wir für nichts mehr garantieren.
kreuzer: Was haben Sie in Leipzig vor?
SCHMITT: Wir bieten, wie immer, 240 Minuten Spaß, Spiel, Spannung, Zauberei, Jonglage, Illusionskunst, bodenständigen Rock vom Feinsten, Emotion pur und jede Menge Knüllerangebote, die andere nicht haben. Dazwischen kann es allerdings auch zu gezielten Beleidigungen von Bundeskanzlerinnen kommen, zu infamen Unterstellungen, Tatsachenverdrehungen und natürlich auch zu Witzen auf Kosten Dritter, und da sind die Hitler-, Gauck- und Helene-Fischer-Witze noch gar nicht mitgerechnet.