Einfach »Need for Speed« – kein »Most Wanted«, »Hot Pursuit« und (leider) auch kein »Shift«. Der Anspruch der Neuausrichtung im Verzicht auf jegliche Schublade im Titel ist durchaus mutig, weckt sie doch Neugier und Erwartungen für einen radikalen Reboot oder eine Besinnung auf die Wurzeln alter 3DO-Tage. Aber »Need for Speed« ist leider weder das eine, noch das andere.
Vielmehr hätte es auch den Zusatz »Underground« im Titel tragen können. An den Rennspielableger der Saison 2003/4 erinnert das neue »Need for Speed« nämlich am meisten. Das ist prinzipiell gut, immerhin waren die beiden damals erschienenen Titel mit ihrem Großstadtszenario und den Nachtrennen beliebt und spaßig. Aber wirft man den neusten Teil das erste Mal an, muss man schnell feststellen, dass sich von damals auch die peinlichen Zwischensequenzen mit Realdarstellern in die Gegenwart gerettet haben. Die haben – vor allem in der deutschen Fassung – immerhin reichlich unfreiwilliges Trash-Appeal, sind aber auch eine unnötige Verzögerung, bevor es dann endlich auf die Straße geht. Auf der wird man dann erfreulicherweise weitgehend in Ruhe gelassen. Und die Straßenrennen wissen durchaus zu gefallen. Die Grafik ist beeindruckend, das Arcade-Flair immer noch die große Stärke der Rennspielserie. Es hat etwas höchst Befriedigendes, als Erster durch die Ziellinie zu rasen und das Stakkato bei der Punktevergabe zu genießen und die Motivation zum nächsten Rennevent ist ungebrochen hoch. Aber die verpasste Chance einer Neuausrichtung und der fehlende Mut – den die Reihe in der Vergangenheit mit den beiden »Shift«-Teilen durchaus bewiesen hatte – enttäuschen dann schon ein wenig. So ist »Need for Speed« nur ein solider Contender in der langen Historie der Serie. Wir sind gespannt auf den nächsten Titel.