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Theaterkritik

Und Dave Gahan weint

Depeche-Mode-Solo: Dennis Schwabenland gibt einen mehrstimmigen Monolog

  Und Dave Gahan weint | Depeche-Mode-Solo: Dennis Schwabenland gibt einen mehrstimmigen Monolog

»Als ich einmal tot war und Martin L. Gore mich nicht besuchen kam«: Der Soloabend ist rund um die Popikone Dave Gahan gestrickt. Der Frontmann der Synthiepopper Depeche Mode ist auf fiktiver Theatertournee und gibt die Brüche seines Lebens preis.

Er wäre gern Punkrocker geworden, aber Komponist Martin Gore habe andere musikalische Pläne gehabt. Und dann sei der nicht ans Krankenbett gekommen, als Gahan nach einer Drogenüberdosis den Minutentod er- und überlebte und ihn brauchte. Leise und raue Töne, Ironie und Bitternis mischen sich zum mehrstimmigen Monolog.

Was echt ist, was ausgedacht in Gahans biografischem Rapport, ist nicht zu unterscheiden. Es sei denn, man ist Hardcore-Fan der Elektromusiker. Oder heißt Sascha Lange. Der Leipziger Autor erzählt im Buch »Monument« die 30-jährige Erfolgsgeschichte der Band nach, in der sich auch die Mechanismen der Popkultur an sich spiegeln. Er wird sein Werk im Rahmen des Theaterabends vorstellen.

Fan oder Lange braucht man aber nicht zu sein, um am wahnwitzigen Spiel von Dennis Schwabenland Freude zu haben. Der Performer, Lofft-Gänger kennen ihn aus den Peng-Palast-Produktionen, serviert die Textcollage von Daniel Mezger mit Verve, Überzeugung und der Rasanz eines Musik-Video-Clips (Regie: Marie Bues). Dass er dabei eingesperrt in einem Glaskasten agiert, macht das Stück auch zum Kommentar auf die Showindustrie, wo Selbstinszenierung zur Aufmerksamkeitserzeugung so unerlässlich ist wie ein Publikum, das nach dieser giert. Das ist aber nur ein Nebenaspekt des 80-Minuten-Abends. Im Vordergrund steht Rampensau Gahan und damit pure Unterhaltung.


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