In den letzten Tagen des Juni treffen sich wieder Filmemacher und Schauspieler, Amateure und Profis und alle, die Bock auf Film haben in der »Kino Datsche«, um gemeinsam an Kurzfilmprojekten zu arbeiten. Drei Tage wird gedreht und im Anschluss kann alle Welt die Ergebnisse auf der großen Kinoleinwand bewundern. Drei Sessions wird es geben. Die erste beginnt am 24.6., Session zwei startet am 27. und vom 30. Juni bis 3. Juli wird der kreative Arbeitsprozess zum Abschluss um einen Tag verlängert. Am 3. Juli feiert das zweite »Kinokabaret« dann seinen fulminanten Abschluss im UT Connewitz.
2. Leipziger KinoKabaret: 24.6.–3.7., UT Connewitz u.a., kinodatsche.de
Film der Woche: Jo und Frank sind zwei Brüder, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten. Jo hat eine relativ schlecht laufende Bar, Frank einen relativ schlecht laufenden Job bei einem Gebrauchtwagenhändler. Als Frank sich nach längerer Funkstille wieder meldet, macht das Leben beider durch die Idee, die Bar von nun an gemeinsam zu leiten, eine Kehrtwende.
Der belgische Regisseur Felix Van Groeningen, der 2014 mit »The Broken Circle« internationale Preise und eine Oscarnominierung abräumte, spinnt in seinem fünften Spielfilm die Linie weiter, die 2009 mit »Die Beschissenheit der Dinge« begann: ein Faible für abgründige Situationen, rauschhafte, problematisch-komische Plots und unkonventionelle Persönlichkeiten. Auch in »Café Belgica« beweist er sein Talent, Gefühle und Beziehungen sensibel zu portraitieren, ohne in Kitsch abzurutschen. Ausführliche Kritik von Magda Kotzurek im aktuellen kreuzer.
»Café Belgica«: ab 23.6., Passage Kinos
Eine Liebesgeschichte in einer nicht allzu fernen Zukunft: Die Regeln der als »The City« organisierten Gesellschaft erlaubt es Menschen nur noch, ihr Leben als Paar zu verbringen. Singles werden in »The Hotel« gebracht: Hier haben sie 45 Tage lang Zeit, einen passenden Partner zu finden. Gelingt dies nicht, werden sie in ein Tier ihrer Wahl verwandelt und in einer Wildnis namens »The Woods« ausgesetzt. Dem verzweifelten David gelingt die Flucht in die Natur. Er trifft auf eine Partisanengruppe: Bei »The Loners« wiederum ist das Alleinsein Pflicht. Doch David verliebt sich.
»The Lobster« ist der erste englischsprachige Film des griechischen Regisseurs Yorgos Lanthimos. Er erhielt 2015 in Cannes den Großen Preis der Jury. Bereits für sein Psychodrama »Dogtooth« wurde Lanthimos in Cannes 2009 mit dem Preis Un Certain Regard, sowie einer Oscar-Nominierung als bester nicht- englischsprachiger Film gewürdigt. Sein dritter Film »Alpen« gewann beim Filmfestival in Venedig 2011 den Drehbuchpreis. Das Drehbuch für »The Lobster« verfasste Lanthimos gemeinsam mit seinem langjährigen kreativen Partner Efthimis Filippou. Der Film wurde vollständig in Irland gedreht.
Beharrlichkeit zahlt sich manchmal dann doch aus: Als Sony beschloss, »The Lobster« nicht ins Kino zu bringen, sondern auf DVD auszuwerten, herrschte allgemeines Unverständnis. Immerhin hatte die absurde Komödie allein in Cannes drei Preise gewonnen, darunter den Großen Preis der Jury und die Plam Dog für Bob, den Hund. Nach langem Ringen (bei dem das Luru kräftig mitzerrte) ist der hervorragend besetzte, herrlich originelle Film nun doch auf der großen Leinwand zu sehen.
»The Lobster«: ab 23.6., Luru Kino in der Spinnerei
Flimmerzeit Juni 2016
Weitere Filmtermine der Woche
Die schönste Krankheit der Welt
Eine spielerische Annäherung an das Thema »Bipolare Störungen«, vorwiegend aus der Perspektive der Selbsterfahrung.
24.6., 18 Uhr, Durchblick e. V.
Music, Drugs and Passion
Eine kleine Reihe mit manischen Musikern in der Kinobar Prager Frühling:
B-Movie: Lust & Sound in West-Berlin 1979-1989
Die wilde, vibrierende Künstlerszene im Westen Berlins vor dem Fall der Mauer. - Music, Drugs and Passion
25.6., 21.30 Uhr
Janis: Little Girl Blue
Der Versuch, sich einer schwer fassbaren Künstlerin mit einem Dokumentarfilm zu nähern. Amy Berg formt das Bild einer jungen Frau und begnadeten Sängerin und ihrer Unsicherheit. Ein facettenreicher Musikfilm mit vielen Liveauftritten von Janis Joplin, die ihr enormes Talent unterstreichen.
25.6., 17.30 Uhr
Berlin calling
Ein Berliner Elektronik-Live-DJ tourt durch die Clubs der Welt und steht kurz vor seiner größten Albumveröffentlichung. Plötzlich wird er im Drogenrausch in eine Nervenklinik eingeliefert.
26.6., 21.15 Uhr
Hello, I am David – Eine Reise mit David Helfgott
Der außergewöhnliche Pianist im Porträt, seine Geschichte und seine ungewöhnliche Sicht der Welt.
26.6., 17 Uhr
Jedes Jahr Nie Wieder
Der Film behandelt aus einer kritischen Perspektive die aktuell wohl umstrittenste Veranstaltung Österreichs, den von der extrem rechten FPÖ organisierten Wiener Akademikerball: ein internationales Treffen völkischer Burschenschafter, neurechter Akteure und extrem rechter Parteien in der traditionsreichen Wiener Hofburg. Im Anschluss Gespräch mit Judith Goetz (Politikwissenschaftlerin aus Wien)
27.6., 19 Uhr, Cinémathèque in der naTo
Palmen im Schnee
Die Brüder Kilian und Jacobo gehen 1954 auf die afrikanische Insel Fernando Poo, um dort den Kakaoanbau zu beaufsichtigen. Kilian verliebt sich in das einheimische Mädchen Bisila. Die Liebe der beiden ist verboten, doch überdauert sie Generationen.
27.6., 19.30 Uhr, CineStar
Gayby Baby
Dokumentarfilm über die Situation von Kindern gleichgeschlechtlicher Eltern, der aus einer bislang ungewöhnlichen und zugleich der naheliegendsten Perspektive in die Debatte eingreift: aus der Sicht der Kinder. Im Anschluss Gespräch mit Produzentin Charlotte Mars
28.6., 19.30 Uhr, Cinémathèque in der naTo
Du und ich und Klein-Paris
Als die 17-jährige Angelika nach Leipzig zieht, muss sie zunächst für eine Weile zur Untermiete bei Frau Häublein einziehen, denn ihre Eltern werden erst in ein paar Monaten nachkommen. Der Philosophiestudent Thomas, der dort ebenfalls wohnt, ist gar nicht begeistert von seiner hübschen neuen Mitbewohnerin. Nahaufnahme DEFA – Filmreihe zu 40 Jahre Grünau
29.6., 15 Uhr, Cineplex
Holding the Man
Tim und John sind seit der Highschool ineinander verliebt, bis sie vor einem Problem stehen, das die Liebe nicht lösen kann. Drama von Neil Armfield (»Candy«). – Queerblick
29.6., 19.30 Uhr, Passage Kinos
Seefeuer
Preview des diesjährigen Berlinale-Gewinners von Gianfranco Rosi, der die Flüchtlingskrise auf Lampedusa vom menschlichen Standpunkt zeigt. - am 20.6. mit Filmeinführung durch Dr. Margherita Siegmund, am 29.6. Vorstellung in Anwesenheit des Regisseurs Gianfranco Rosi
29.6., 19.30 Uhr, Passage Kinos
Surffilmnacht
El mar, mi alma – eine visuelle Hymne auf die Strände Chiles.
29.6., 21.45 Uhr, Kinobar Prager Frühling
The Missing Gun
Mystery-Krimi um einen Cop, der eines Morgens feststellen muss, dass seine Waffe verschwunden ist. Kurze Zeit später taucht eine Leiche auf, getötet durch seine Kugel.
29.6., 19 Uhr, Konfuzius-Institut Leipzig (OmeU)
»Neptune´s Daughter« und »Cabiria«
Filmscreening im Rahmen der Internationalen Münsterberg-Tagung des Instituts für Kommunikationswissenschaft der Uni Leipzig: »Neptune´s Daughter« (USA 1914), »Cabiria« (I 1914), Einführung: Prof. Dr. Rüdiger Steinmetz, Musik: Tilo Augsten
30.6., 19.30 Uhr, UT Connewitz