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Kultur

Ornament und Klasse

Bis Sonntag lädt die HGB zum Kunstgucken ein. Ein kurzer Umblick

  Ornament und Klasse | Bis Sonntag lädt die HGB zum Kunstgucken ein. Ein kurzer Umblick

Der Rundgang in der Hochschule für Grafik und Buchkunst wirbt dieses Jahr mit viel Ornament auf dem Plakat. Bereits am Donnerstag drängten sich die Menschen in den Abendstunden, um von der Malerei, den Fotografien, Installationen, Filmen bis zu den obligatorischen Bars einen ersten Eindruck zu gewinnen.

Bereits vor dem Rundgang konnte die Hochschule die erfolgreiche Wahl eines neuen Rektors im zweiten Anlauf verkünden. Thomas Locher, Konzeptkünstler, in Berlin lebend und zuletzt an der Kunsthochschule in Kopenhagen arbeitend, setzte sich durch und wird in nächster Zeit mit seiner Arbeit hier beginnen (mehr dazu im März-kreuzer).

Traditionellerweise sind in der Galerie, im Festsaal und im Raum 2.41 die Diplome zu bestaunen. Fast 30 Prüfungen wurden in den letzten Wochen abgelegt und zeigen sich nun ausschnittweise. Dabei reichen die Arbeiten von Schriftproben über Filme zur Jugendkultur, Installationen bis zur Malerei. Ausschläge nach oben – weder formal noch inhaltlich – sind dabei nicht zu bemerken. Auch dieser Jahrgang reiht sich wie die Letztjährigen zu einem brav gemachten Bild zusammen.

In der ersten Etage finden sich die Arbeiten von der Akademie für transkulturellen Austausch (kurz ATA). Aus Syrien und dem Irak stammen die neun Teilnehmer – darunter eine Frau, die seit dem Semesterbeginn an der Hochschule ihre künstlerische Ausbildung nach der Flucht fortsetzen. Sie setzten sich mit dem Weißraum auseinander. Eine Mindmap visualisiert zudem den Weg von der Idee bis zum ersten Semester von Geflüchteten, die hier ihr Studium jenseits der Aufenthaltsgenehmigung fortsetzen können. Bildungsministerin Eva-Maria Stange begutachtet bei ihrem Besuch am Freitagnachmittag das Projekt.

Über dem Festsaal, in der zweiten Etage zeigt sich eine raumgreifende Installation unter dem Titel »Under Construction«. Betritt man den Raum im Raum wird man vom Wandspruch »Bye Bye« an der Folienwand begrüßt oder besser verabschiedet. Hier im Klassenraum von Astrid Klein ging es sonst immer recht großspurig zu. Diese im Verhältnis minimale Geste erinnert daran, dass Klein, seit 1993 an der HGB lehrend, nun die Schule verlässt. In wenigen Wochen wird die HGB den Nachfolger präsentieren.

Einer, der die Astrid Klein-Klasse abschloss und nun die Klasse für Expanded Cinema leitet, Clemens von Wedemeyer, ordnete mit den Studierenden eine Film-Raum-Installation zu »Spa Politics« an. Politisch gibt man sich auch in anderen Klassen. So eröffnet die Klasse für Fotografie im Feld der Zeitgenössischen Kunst von Peter Piller das Spannungsfeld »Zum Kapital« zwischen einem Erdmännchen und einer überdimensionalen Darstellung von Abfall.

»Unsichere Geschichte« lautet das Thema im 2. Studienjahr Medienkunst, geleitet von Peggy Buth. Sie wurde im Herbst berufen und mit dieser ersten Schau wird schon einmal die Richtung klar, die sie und ihre Studierenden interessieren.

Eine Etage höher ist die Malerei zu Hause. Hier stoßen wir auf eine sehr hohe Anzahl an Kopien von Gemälden älteren Datums, was bei früheren Rundgängen so nicht zu sehen war. Daneben treten zwar auch einige freche Pinselstriche auf, die allerdings keine Mehrheit darstellen.

Am Wochenende finden zudem noch einige Veranstaltungen neben dem bloßen Kunstkonsum in die HGB statt. Die Bibliothek lädt zum Dublettenverkauf am Samstag von 11 bis 15 Uhr ein. Studierende des benachbarten Literaturinstituts und HGB-Studierende stellen am Samstagnachmittag um 17 Uhr ihr Buchprojekt »Intervalle« vor. Schöne Bücher aus dem Institut für Buchkunst können in der ersten Etage erworben werden. So sollte für alle etwas dabei sein.


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