Mitte Dezember war Schluss. »Aus die Maus« hieß die letzte Party in der Wärmehalle Süd, bis dato beliebte Szene-Kneipe neben der HTWK. Dass hier nur vier Monate später ein frischer Laden aufmachen würde, war den Neu-Mietern Franz Uhlig, Stine Täubert und Cristof Petrick zu diesem Zeitpunkt erst ein paar Wochen lang klar. Intensiv wurde mit dem Vermieter verhandelt, dann aber stand der Plan: Hier entsteht eine Craftbeer-Kneipe.
Über Wochen hat das Trio geputzt und geackert, Backsteine freigelegt, Holz mit Tafellack bestrichen und als riesige Karte über die Bühne gehängt, Sitzbänke eingepasst, Tischlerplatten verschraubt. »Die Wärmehalle war komplett runtergerockt«, sagt Uhlig, so wurde der Gastraum Stück für Stück renoviert. Dunkle Holzmöbel, Wände in sattem Rot, Glühbirnen, die in abgeschnittenen Flaschen von der Decke hängen – stilvoll urig ist das Dr. Hops geworden und mit den zwei Sitzetagen für 70 Gäste so schön verwinkelt wie bisher. Denn Grundriss und Tresen sind unverändert, die grobe Bauarbeit fand unter der Haube statt: Mit der eigens gefertigten Schankanlage im Industrie-Look samt golden glänzenden Zapfsäulen fließt das Bier hier nun endlich auch aus dem Hahn. Aber nicht nur aus einem, ganze acht Leitungen wurden auf 13 Meter Gesamtlänge mit einem faustgroßen Lochbohrer durch Boden und Kellerwände verlegt. Sechs Fässer sind derzeit angeschlossen, zum Beispiel das fränkische Nothelfer Pils (»läuft gut runter«), das fruchtige Beavertown Gamma Ray (»mit einem netten Malzkörper«) oder das Störtebeker Atlantik-Ale als Marke, die Craftbeer-Beginner schon aus dem Supermarktregal kennen. Dazu gibt es eine breite Auswahl an 70 Flaschenbieren sowie ein »Bier des Monats« und diverse Spirituosen-Standards. Weintrinker finden immerhin Montepulciano und Weißburgunder.
Und weil das Dr. Hops fast komplett mit Crowdfunding und Erspartem hochgezogen wurde, gibt es anstelle eines Brauereivertrags viel Unabhängigkeit auf der Karte. »Zu 80 Prozent sind das Biere, die wir selbst geil finden. Die Entscheidung darüber, was wir ausschenken, wird ganz klar nach Qualität gefällt«, sagt Uhlig. Vorgestellt werden einige der Biere in hauseigenen Craftbeer-Tastings, bei denen Uhlig Fachwissen aus seiner Zeit als Assistenzbrauer in Neuseeland und Täubert ihre Expertise als ausgebildete Bierbotschafterin an Szene-Neulinge weitergeben.
Dr. Hops findet seinen Platz irgendwo mittig zwischen Pop und Punk im Craftbeer-Business, mit Auswahl statt Vollsortierung, nicht verkopft, aber mit Anspruch.