anzeige
anzeige
Sport

Kein Sonntagsspiel

Chemie verlor das Derby gegen Lok

  Kein Sonntagsspiel | Chemie verlor das Derby gegen Lok

Das Derby Chemie Leipzig gegen Lok Leipzig bescherte viel Vorfreude auf die Regionalligasaison. Derweil feiert Lok den Derbysieg und Chemie übt für das erste Auswärtsspiel in Cottbus

Vor dem Spiel

Als am Freitagabend Lok zum öffentlichen Abschlusstraining nach Probstheida lud, war erstmals seit einigen Monaten die Fanszene Lokomotive wieder aktiv vor Ort. Ihrem Aufruf zum Trainingsbesuch folgten ungefähr 200 Menschen, die mit Anti-Chemierufen, Pyro und Nebelschwaden die Motivation auf das Derby am Samstag erhöhen wollten. In der vergangenen Saison hatte die Fanszene ihre Aktivitäten im April eingestellt. Als Grund wurden die Ausschreitungen von Lokanhängern im Pokalspiel gegen Bischofswerda ausgemacht. Das soll sich nun wieder ändern. Zum Heimspiel am kommenden Donnerstagabend gegen Babelsberg wird die Fanszene zudem mit Utensilien in einem stadionnahen Laden auf der Prager Straße vertreten sein.

Das Spiel

Das Auftaktspiel der Regionalliga am Samstagmittag zwischen der BSG Chemie Leipzig und dem 1. FC Lokomotive, welches Liebhaber der Statistik als 100. Derby ausriefen – das erste wurde demnach 1909 von den Vorvorvorvorgängervereinen Britannia 1899 (für Chemie) und dem VfB Leipzig (Lok) ausgetragen –, war kein Lehrstück fußballerischer Finesse und taktischer Raffinesse. Bereits in den ersten 15 Minuten vergab Schiedsrichter Oliver Lossius fünf Gelbe Karten (drei für Chemie und zwei für Lok), wobei im Vorfeld gemunkelt wurde, ob ein 26-Jähriger dem Derby gewachsen sei.

Für Lok schien sein Einsatz ein gutes Omen, denn Lossius pfiff Ende April das gewonnene Heimspiel gegen BFC Dynamo. Bis zum Spielende wuchs das Kartenkontingent auf sieben Gelbe Karten und eine Rote Karte an. Letztere erhielt Chemietorwart Marcus Dölz, als er knapp an der 16-Meter-Linie den Ball klären wollte. Nach der Spielunterbrechung durch den Platzsturm von zwei Lokanhängern in der 88. Minute und den bereits zuvor stattgefundenen drei Wechseln auf Seiten der BSG stand Abwehrspieler Manuel Wajer im Tor der Chemiker, der wiederum in seiner Jugend Erfahrungen im Kasten gesammelt hatte. Auch als Lok noch in den letzten Spielminuten den Druck vor dem Chemietor erhöhte, den Ball bekamen sie nicht mehr hinein.

Das einzige Tor fiel in der 34. Minute. Der Torschütze – Loks Innenverteidiger Robert Zickert – kommentierte dies mit den Worten: »Ein blindes Huhn findet auch mal ein Korn.« Fußballerische Feinkost boten seiner Meinung nach weder Lok noch Chemie.

Florian Schmidt, Mittelfeldspieler von Chemie, sah weder für Lok noch Chemie eine Riesenchance. Beim Gegentor hatte seiner Meinung nach Chemie geschlafen und selbst über die 90 Minuten den letzten Pass nicht gebracht. Läuferisch und kämpferisch konnte er bei seiner Mannschaft keine Defizite feststellen – das spielerische Element ist dafür noch stark ausbaufähig. Und dafür sind die Ausgangsbedingungen beider Mannschaften gänzlich anders. Kann Lok in den nächsten Spielen auf eine starke Bank zurückgreifen, muss Chemie wichtige Spieler mit langen Verletzungszeiten in der Hinrunde ersetzen. Wer um die Leutzscher Tugenden weiß, kann dies als positiv pragmatischen Arbeitsansatz für die anstehenden Lern- und Spielprozesse für den Klassenerhalt verbuchen.

Seine Mannschaft möchte Loktrainer Heiko Scholz am Ende der Saison zwischen Platz 5 und 7 sehen. Nach dem ersten Spieltag stehen sie erst einmal auf Platz 5. Chemie befindet sich auf Platz 15, aber wie sagte Loktrainer Heiko Scholz so schön: »Es werden perspektivisch einige Regionalligisten in Leutzsch straucheln.«

Das Drumherum

Lokkapitän Markus Krug präsentierte nach dem Spiel auf seiner Facebook-Seite eine künstlerische Interpretation seiner verbalen Auseinandersetzungen auf dem Spielfeld. Während des Spiels ernteten Lokfans für ihre Tapetensprüche eher Kopfschütteln. Sie spielten auf ein Hipster-Publikum in Leutzsch an gefolgt von dem Hashtag »Chemiehypezig«. Der objektive Betrachter kann zweifelsfrei seit Wochen auf Leipziger Straßen und Plätzen eine visuelle Übermacht von Grün-Weiß feststellen, aber daraus nun gleich einen Hipsterhype zu formulieren, ist etwas vermessen.


Kommentieren


0 Kommentar(e)