Die Kinobar Prager Frühling huldigt in dieser Kinowoche der Vielfalt des Musikfilms: Von Dokumentarfilmen über Künstler die feiern (»Gimme Danger«) und fallen (»Whitney«), bis hin zu Biopics über Getriebene wie Chet Baker (»Born to be blue«) und Ian Curtis (»Control«) zeigt das Kiezkino in Connewitz einen anspruchsvollen Querschnitt, bei dem auch ein waschechter Oscargewinner nicht fehlen darf (»Searching for Sugar Man«).
17.–22.8., Love is a burning thing – Musicpics in der Kinobar Prager Frühling
Film der Woche: Mahmoud al Massad inszenierte mit seiner schlitzohrigen Komödie »Gelobt sei der kleine Betrüger« eine seltsame Liebeserklärung an seine Heimat und ihre Bewohner. Sein Jordanien ist eine von Korruption durchdrungene Gesellschaft, in der jeder irgendwie versucht durchzukommen. Die einen landen in hohen politischen Ämtern, obwohl sie eigentlich Elektriker werden wollten, die anderen im Knast. Ahmad hat irgendwie die Übersicht verloren in der Geschäftskette, die er unter der Hand betreibt. Der Bauunternehmer steht in der Schuld eines Lieferanten. Das Geld sollte sein Cousin liefern, der es allerdings in kanadische Laptops investiert hat, die im Zoll feststecken. So kommt es, wie es kommen muss: Ahmad ist zahlungsunfähig und landet im Gefängnis. Jegliche Beteuerungen helfen nicht, dafür aber ein Scheinchen hier und da, um die Haftbedingungen zu verbessern. Hinter Gittern findet er sich in einer Männergemeinschaft wieder, deren Treiben er bald durchschaut und amüsiert zusieht. Die Randfiguren wachsen einem dabei ebenso ans Herz wie der zahnlos grinsende Protagonist. Verkörpert wird er von dem Laien Ahmad Thaher, dessen Geschichte den Plot inspirierte. Massads Herkunft vom Dokumentarfilm ist deutlich. Die Bilder sind von roher Schönheit, die Erzählung auf das Wesentliche reduziert. Das von der Berliner Twenty Twenty Vision koproduzierte Spielfilmdebüt ist ein erfrischend anderer Knastfilm, eine schwarzhumorige menschliche Komödie.
»Gelobt sei der kleine Betrüger«: ab 17.8., Luru Kino in der Spinnerei
Flimmerzeit August 2017
Weitere Filmtermine der Woche
Chavela
Doku über die mexikanische Ranchera-Sängerin Chavela Vagas, die ihre Homosexualität auch musikalisch ausdrückte – üblicherweise singen beim Ranchera Männer Liebeslieder für Frauen. -
R: Catherine Gund, Daresha Kyi, USA 2017, Dok, OmU, 90 min
Kinobar Prager Frühling, Donnerstag 17.08., um 18:00 Uhr
Searching for Sugar Man
Wundervolle Dokumentation über den Musiker Sixto Rodriguez, dessen unglaubliche Geschichte ebenso anrührt wie begeistert.
R: Malik Bendjelloul, GB/S 2012, Dok, OmU, 90 min
Kinobar Prager Frühling
• Freitag 18.08., um 19:00 Uhr
Ekümenopolis: Stadt ohne Grenzen
In Istanbul wurden die Grenzen der Ökologie, der Bevölkerung und der Ökonomie überschritten. Eine Stadt mit 15 Millionen Einwohnern, doppelt so viele wie London; Tendenz steigend, Der Dokumentarfilm aus dem Jahr 2011 ist ein kritischer Essay über dieses gigantische Tor zu Europa.
R: Imre Azem, TR/D 2011, Dok, OmU, 88 min
Tapetenwerk
• Donnerstag 17.08., um 21:00 Uhr
Embrace – Du bist schön
Film und thematische Führung
Taryn Brumfitt löste mit dem Posten eines Fotos, welches sie vor und nach einer Schwangerschaft zeigt, weltweit Diskussionen in sozialen Netzwerken aus. Als Reaktione darauf reiste sie für eine Dokumentation um die Welt und sprach mit Frauen, um herauszufinden, was sie über ihre Körper denken und ob sie Erfahrungen mit Body Shaming haben - mit der öffentlichen Diskreditierung wegen körperlicher Merkmale.
R: Taryn Brumfitt, USA 2016, Dok, 86 min
Frauenkultur
• Donnerstag 17.08., um 19:00 Uhr
Le Havre
Tragikomödie um einen verhinderten Schriftsteller, der sich eines Flüchtlingsjungen annimmt. - globaLE, im Anschluss Diskussion mit Aktivisten
R: Aki Kaurismäki; D: André Wilms, Kati Outinen, Jean-Pierre Darroussin, F 2011, 93 min
Universität Leipzig/Erziehungswiss. Fakultät
• Donnerstag 17.08., um 20:00 Uhr
Art/Violence
Dokumentation über das »Freedom Theatre« im Flüchtlingslager in Jenin, dessen Urheber 2011 erschossen wurde. - globaLE, im Anschluss Diskussion mit Aktivisten
R: Udi Aloni, Batoul Taleb, Mariam Abu Khaled, PSE/ISR/USA 2014, Dok, OmU, 75 min
Grassi-Museum Leipzig
• Freitag 18.08., um 20:00 Uhr
Schwarze Katze, weißer Kater
Schräge Komödie um kriminelle Coups und Liebeswirren im Zigeunermilieu. - Sommerkino
R: Emir Kusturica; D: Bajram Severdzan, Srdjan Todorovic, Branka Katic, SRB 1998, 127 min
Moritzbastei • Samstag 19.08., um 21:45 Uhr
Bike Shorts on Tour
Fahrradkurzfilme aus aller Welt
Grassi-Museum für Angewandte Kunst • Sonntag 20.08., um 19:00 Uhr
Copinh - Unnachgiebige Rebellion
Die Doku zeigt die Vielfalt der Kämpfe sowie den Mut und die würdevolle Rebellion indigener Völker auf Honduras. - globaLE, im Anschluss Diskussion mit Aktivisten von Cadeho Menschenrechtskette Honduras
R: Momo, HON/D 2016, Dok, OmU, 53 min
Wagenplatz Toter Arm • Sonntag 20.08., um 20:00 Uhr
Naughty Grandma
Der Trickbetrüger und Verteidigungskünstler Sanya versteckt sich auf der Flucht vor skrupellosen Gangstern in einem Altersheim, indem er sich als seine eigene Tante ausgibt. Am 20. August in russischer Originalfassung im Cineplex.
R: Marius Balchunas, D: Aleksandr Revva, Natalya Ionova, Filipp Kirkorov mehr , R 2017, 85 min.
Cineplex • Sonntag 20.08., um 17:30 Uhr
Life, Animated
Owen und sein Bruder Walt wachsen in einer liebevollen Familie in den USA auf. Alles scheint normal, bis Owen sich kurz vor seinem dritten Geburtstag massiv zurückzieht und aufhört zu sprechen. Was Owen jedoch innig liebt, sind Disney-Zeichentrickfiguren. Am 21. August im Anschluss Gespräch mit Katja Kötz und Tina Crimmann von LunA – Leipzig und Autismus.
R: Roger Ross Williams, USA 2017, Dok, OmU, 92 min
Cinémathèque in der Nato • Montag 21.08., um 19:30 Uhr
Be my Baby
Immer wieder ist die Rede davon, dass Menschen mit Behinderung ihr Leben meistern, »trotz« ihres Handicaps. Dabei müsste es eigentlich heißen: »mit« ihrer Behinderung. So wie Max, der an Asperger leidet und eine wundervolle Brieffreundschaft mit Mary pflegt. Oder die energievolle 18-Jährige in »Be my Baby«, die mit Trisomie 21 beschließt, eine Familie zu gründen. Die Cinémathèque und das Antidiskriminierungsbüro zeigen Filme mit starken Menschen, deren Behinderung Teil ihres Lebens ist.
R: Christina Schiewe, D: Carina Kühne, Christina Große, Holger Stockhaus, D 2014, OmeU, 90 min
Cinémathèque in der Nato • Dienstag 22.08., um 19:30 Uhr
Das Martial Arts Double im Luru
– »Dragon Inn« (TWN 1967) & »A Touch of Zen« (TWN 1971)
Wuxia - »Gesundheit!«, mag der ein oder andere sagen, aber gemeint ist natürlich große asiatische Kampfkunst. Der Kölner Verleih Rapid Eye Movies, seit jeher erste Adresse für asiatische Filme, bringt zwei absolute Klassiker des Genres erneut in die Kinos. Frisch restauriert erstrahlen »Dragon Inn« von 1967 und der legendäre »A Touch of Zen« von 1971 im August im Luru Kino für eine Nacht in neuem Glanze.
R: King Hu; D: Feng Hsu, Lingfeng Shangguan, Chun Shih, Ying Bai / R: King Hu; D: Feng Hsu, Shih Chun, Bai Ying, Tien Peng, Roy Chiao Hung, TWN 1967, TWN 1971, beide OmU
Luru-Kino in der Spinnerei • Dienstag 22.08., um 19:00 Uhr
Biarritz Surf Gang
Die Geschichte von Aufstieg und Fall der sechs besten europäischen Surfer der 1980er ist gleichzeitig eine Doku darüber, wie die wilde Surf-Szene der Pionierjahre zur heutigen Wellness-Bewegung wurde.
R: Nathan Curren, Pierre Denoyel, F 2016, Dok, OV, 80 min
Sommerkino auf der Feinkost • Mittwoch 23.08., um 21:30 Uhr
Milliarden für den Stillstand – Die Rolle der EU im Nahostkonflikt
Ein Staat Palästina ist ferner denn je und die Situation in den besetzten Gebieten spitzt sich zu. Befördert die Europäische Union den Stillstand im Friedensprozess? Darüber kann man im Anschluss an den Film auch mit der Regisseurin Sabrina Dittus diskutieren.
R: Sabrina Dittus, D/PSE 2015, Dok, OmU, 58 min
Richard-Wagner-Hain • Mittwoch 23.08., um 20:00 Uhr