Während kurz vor der Wahl der Wahlkreis Leipzig Nord fest in CDU-Hand zu sein scheint, bahnt sich im Süden der Stadt ein knappes Kopf-an-Kopf-Rennen an: Thomas Feist gegen Sören Pellmann.
Sachsen wählt schwarz – und auch Leipzig bildet dabei keine Ausnahme. So jedenfalls könnten die Bundestagswahlergebnisse seit 1990 im Großen und Ganzen treffend zusammengefasst werden: Seit der Wiedervereinigung hat die CDU kontinuierlich beinahe alle Direktmandate im Freistaat für den Bundestag gewinnen können, in nur wenigen Ausnahmefällen ging einmal ein Direktmandat an die SPD. Und auch in diesem Jahr scheint der Durchmarsch der CDU-Kandidaten landesweit eine sichere Nummer zu sein. Dieses Bild zeigt sich auch in Leipzig – zumindest, wenn man sich den Wahlkreis im Leipziger Norden anschaut. Dort liegt nach aktuellen Umfragen der CDU-Politiker und Ex-Radprofi Jens Lehmann deutlich vor der Konkurrenz. SPD-Direktmandatin Daniela Kolbe allerdings steht auf Listenplatz Eins der SPD Sachsen und wird somit aller Voraussicht nach auch ohne das Direktmandat in den Bundestag einziehen können. Für Lehmann ist das Direktmandat hingegen die einzige Möglichkeit, da er keinen Listenplatz der CDU belegt. Dass seine Chancen jedoch gut stehen zeigen nicht nur aktuelle Umfragen, sondern auch die vergangenen Wahlen. So konnte Lehmanns Vorgängerin Bettina Kudla dort zweimal in Folge über 40 Prozent der Stimmen für sich holen, so dass der Sieg für die CDU dort fast als sicher gilt.
Während also im Leipziger Norden alles beim Alten ist und die sächsischen Verhältnisse in Sachen Direktmandat zumindest den Umfragen zu Folge unverändert bleiben, wird im zweiten Leipziger Wahlkreis die Vorherrschaft der CDU vor allem von links herausgefordert: Im Leipziger Süden liefern sich derzeit der CDUler Thomas Feist und Sören Pellmann von der Linken ein Kopf-an-Kopf-Rennen um das Direktmandat. Dass der Leipziger Süden anders ist, zeigte sich schon bei den Landtagswahlen 2014 in Connewitz, wo der Wahlkreis allerdings weitaus kleiner ist als bei der Bundestagswahl. Damals gelang es Juliane Nagel für die Linkspartei sachsenweit das einzige Direktmandat zu gewinnen, das nicht an die CDU gegangen ist. Aber nicht erst seitdem ist der Süden der Stadt ein hartes Pflaster für die CDU, die dort nie ihre besten Ergebnisse erzielen konnte. Dass es in der Vergangenheit trotzdem für das Direktmandat gereicht hat, dürfte daran gelegen haben, dass sich die Stimmen aus dem linken Lager auf die unterschiedlichen Parteien verteilt haben, so dass auch eher mittelmäßige Ergebnisse um die 30 Prozent für die CDU ausreichend waren, das Direktmandat zu holen. Um diesen Umstand wissen auch Pellmann und seine Partei, so dass in den letzten Tagen vor der Wahl dort unter dem Motto »Leipzig wird rot!« eine starke Erststimmenkampagne geführt wird. Über das Direktmandat in den Bundestag zu kommen ist für Pellmann auch die einzige Chance auf einen Platz im neuen Bundestag, da er nicht auf der Landesliste der Partei steht. Anders wiederum ist es bei Feist, dessen Einzug in den Bundestag auf Landeslistenplatz Sechs sehr wahrscheinlich ist. Entscheidend für das Ergebnis wird letztlich sein, wie viele Wähler von SPD und Grünen dafür bereit sein werden, mit ihrer Erststimme den Spitzenkandidaten der Linken zu unterstützen. Zumindest für den Leipziger Süden lässt sich also sagen, dass der diesjährige Wahlkampf dort tatsächlich eines ist: spannend.