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Filmkritik

Ciao Italia!

Die Kinostarts im Überblick und was sonst Filmisches in der Stadt geschieht

  Ciao Italia! | Die Kinostarts im Überblick und was sonst Filmisches in der Stadt geschieht

Nach vorne gerückt ist der alljährliche Fokus der Passage Kinos ins Filmland Italien. Sonst immer nach den Franzosen und dem DOK nun also bereits Mitte Oktober – eine gute Entscheidung angesichts des Festivalmonats November. Sonst würde der lohnenswerte Blick auf die soziale Realität durch die Linse der Kamera womöglich untergehen. Sechs Produktionen bringt das »Cinema Italia« nach Leipzig. Preisgekrönte Dramen, einfühlsame Liebesgeschichten und Komödien aus der aktuellen Kinolandschaft am Stiefel. Ein facettenreicher Blick auf die gesellschaftliche Realität der Halbinsel. Los geht es mit der Politsatire »L’ora legale« (19.10., 19 Uhr, Eröffnung mit Bocconcini und Vino Italiano). Eine Stadt in Sizilien erhofft sich Ordnung durch die Wahl eines neuen Bürgermeisters. Doch Korruption und Lügen beherrschen die Politik des Landes.

»Cinema Italia!«: 19.–25.10., Passage Kinos

Film der Woche: Christian ist ein Vertreter im Nadelstreifenanzug. Seine Ware ist die Kunst, sein Ziel ist es, sie an ein zahlungskräftiges Publikum zu bringen. Nach außen wirkt er aalglatt, aber eigentlich hat er keinen Plan. Das wird schnell klar, als man ihm in einer ausgefeilten Inszenierung auf der Straße sein Handy und sein Portemonnaie klaut. Christian kann das gestohlene Smartphone orten und beschließt, gemeinsam mit seinem Assistenten Michael in jeden Briefkasten des Wohnbunkers einen Zettel zu werfen, dem unmissverständlich zu entnehmen ist, dass er den Dieb überführt hat. Damit hat er tatsächlich Erfolg, doch erhält er am Ende mehr als nur das Diebesgut zurück. Regisseur Ruben Östlund nutzt den Spielplatz der Kunstszene zu einer Reflexion über Menschlichkeit. Immer wieder mischen sich Bilder von Obdachlosen und Bettlern mit überkandidelten Kunstkennern, die mit Millionen um sich werfen. Der Ton seiner beißenden Satire nimmt zunehmend absurdere Züge an. Wie bei dem preisgekrönten Drama »Höhere Gewalt« behandelt er das gesellschaftliche Bild der Männlichkeit und zerlegt es genüsslich in seine Einzelteile. Man mag seine Auseinandersetzung als vordergründig abtun und seinen Hang zur minutiösen Zerlegung als überlang kritisieren – »The Square«, der mit der Goldenen Palme beim Filmfestival von Cannes ausgezeichnet wurde, ist dennoch ein eigenwilliges, faszinierendes Kunstwerk.

»The Square«: ab 19.10., Passage Kinos

1980: Das traditionsreichste Tennisturnier, die Wimbledon Championships, steht vor der Tür und für den besten Tennisspieler der Welt soll es ein Triumphzug werden. Björn Borg (Sverrir Gudnason) kann zum fünften Mal den Titel holen. Jedoch hat seine lange, schon im Kindesalter begonnene Karriere Spuren hinterlassen. Obwohl er erst 24 Jahre alt ist, fühlt Borg sich erschöpft und ausgebrannt, leidet unter Ängsten. Davon ist John McEnroe (Shia LaBeouf) noch weit entfernt. Der 20-Jährige aufstrebende Star will Borg vom Thron stürzen und ist fest entschlossen, Wimbledon zu gewinnen. Doch mehr und mehr fühlt er sich, ebenso wie Borg, als wäre er in einem Käfig gefangen. In der Öffentlichkeit sorgt McEnroes aufbrausendes Temperament immer wieder für Schlagzeilen und die Medien stilisieren den Zweikampf immer weiter hoch: der coole Borg gegen den verzogenen McEnroe. Nach und nach müssen die beiden Gegner erkennen, dass ausgerechnet ihr größter Rivale der Einzige sein könnte, der versteht, was sie durchleiden. Janus Metz inszenierte ein spannendes Duell zweier Sportler und fing das Kolorit jener Zeit authentisch ein.

»Borg/McEnroe«: ab 19.10., Passage Kinos

 

Flimmerzeit September 2017

 

Weitere Filmtermine der Woche

Bickels [Socialism] 22 Bauwerke des Kibbutz-Baumeisters Samuel Bickels gefilmt in Israel 2015. Als Prolog das Casa do Povo in São Paulo, als Appendix The Story of Vio Nova. 19., 21./22.10., Luru-Kino in der Spinnerei

24th Meeting of Queer Lesbians:

Girl on Girl Die Dokumentation von Jodi Savitz beschreibt das Phänomen von lesbischen Frauen, welche aufgrund ihrer Weiblichkeit oftmals nicht als lesbisch gelesen, verstanden oder gar erkannt werden. – im Rahmen des 24th Meeting of Queer Lesbians 19.10., 20 Uhr, Frauenkultur (OF)

Blau ist eine warme Farbe Der Gewinner der Goldenen Palme in Cannes erzählt vom Verlieben und Entlieben – eine einfache Geschichte und gleichermaßen die größte Geschichte der Welt. Das berührende dreistündige Kaleidoskop einer Beziehung ist noch einmal zu sehen. 20.10., 17.30 Uhr, Kinobar Prager Frühling

Kosmonautensehnsucht Als Theaterinspizientin ist Miriam es gewohnt, dass alle auf ihre Anweisungen hören. Während der Sommerferien sitzt sie zu Hause. Sie wartet auf die Rückkehr der Kosmonautin, in die sie verliebt ist. 22.10., 18 Uhr, Kinobar Prager Frühling

Am Puls der Stadt & Audience Emancipated: The Struggle for the Emek Movie Theater Im Mittelpunkt des Dokumentarfilms steht jene Protestbewegung, die 2010 den Abriss des Emek-Kinos, eines der wichtigsten historischen Wahrzeichen Istanbuls verhindern wollte. Filmprogramm im Rahmen des Wochenendes »Aktuve Stadtkultur« 20.10., 22 Uhr, Pöge-Haus

Cine Mar – Surf Movie Night Dokumentationen und Kurzfilme über die Liebe zum Meer und zum Surfen. 21.10., 20 Uhr, Passage Kinos

Daniel Hope – Der Klang des Lebens Das Leben und die Karriere eines der angesehensten Violinisten der Moderne: Daniel Hope. 22.10., 13 Uhr, Passage Kinos

Birnenkuchen mit Lavendel Die Besitzerin eines Obsthains verliebt sich in einen Mann, den sie versehentlich angefahren hat. Charmante französische Liebeskomödie. – Irres Kino. Psychisch krank im Film. 23.10., 16.45 Uhr, Kinobar Prager Frühling

Die Überglücklichen Beatrice, die von sich behauptet, eine Gräfin zu sein, und die stille Donatella entkommen der therapeutischen Gemeinschaft, die sich Menschen mit geistigen Krankheiten und Problemen annimmt und sie beaufsichtigt, nachdem sie als instabil eingestuft wurden. Eine abenteuerliche Flucht beginnt. – Irres Kino. Psychisch krank im Film 23.10., 19 Uhr, 25.10., 18 Uhr, Kinobar Prager Frühling

Happy Burnout Deutsche Komödie, in der ein Punk alles daransetzt, seinen Hartz-IV-Anspruch nicht zu verlieren. – Irres Kino. Psychisch krank im Film 24.10., 19 Uhr, Kinobar Prager Frühling

Herr Lehmann »Die unwägbare Seichtigkeit des Seins«: Kreuzberg vor der Wende. Bestseller-Verfilmung nach Sven Regener. – Irres Kino. Psychisch krank im Film 25.10., 20.30 Uhr, Kinobar Prager Frühling

Das System Milch Die Funktionsweise der Lebensmittelindustrie am Beispiel des weißen Naturprodukts. 25.10., 16 Uhr, Kinobar Prager Frühling

Horror-Doppel mit Donis Diesmal mit filmischen Fantasien zu (in der Realität eher) kleinen, oft unbeliebten Nagetieren: »Ben – Aufstand der Ratten« (USA 1972) & »Die Stunde der Ratte« (CDN 1989). 25.10., 20 Uhr, Luru-Kino in der Spinnerei

Istanbul United Der Dokumentarfilm begleitet die Ultras der drei wichtigsten Fußballclubs in Istanbul: Galatasaray, Fenerbahce und Besiktas. – im Anschluss Gespräch mit dem Journalisten Volkan Agar 25.10., 19.30 Uhr, Cinémathèque in der Nato

Snow Cake Herzerwärmende Geschichte von Freundschaft, Liebe und Fürsorge, die für alle Beteiligten fremd ist. Auch wenn der Schneekuchen manchmal etwas zu zuckrig zu werden droht, machen die Darsteller daraus doch ein rundum liebenswertes Vergnügen. – Filme vom Abschied 25.10., 19.30 Uhr, Passage Kinos

Tom of Finland Unter dem Pseudonym »Tom of Finland« tritt die Kunst von Touko Laaksonen in den 1970er Jahren einen Siegeszug an. Der Künstler entfacht damit nicht nur die »Gay Revolution«, sondern wird auch zur Symbolfigur einer ganzen Generation junger schwuler Männer. – QueerBlick 25.10., 19.30 Uhr, Passage Kinos


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