Weit draußen, in der Steppe Kirgisistans, lebt der friedliche Centaur mit seiner Familie. Tagsüber beflügelt er die Träume seiner Mitmenschen als Filmvorführer, nachts befreit er die Pferde der Reichen, um die Tradition seines Volkes zu bewahren. Der Film von und mit Aktan Arym Kubat (»Der Dieb des Lichts«) wurde von Pallas Film aus Halle koproduziert. Ein einzigartiger Blick in eine fremde Kultur, vorab zu sehen am 13.12. in einer Preview in Anwesenheit des Regisseurs.
»Die Flügel der Menschen«: 13.12., 19 Uhr, Passage Kinos
Ein Leben für ein Leben: Innerhalb der Mauern eines Krankenhauses spielen sich alle Saiten der emotionalen Klaviatur ab. In einem Raum müssen die Angehörigen mit dem Verlust klarkommen, während in einem anderen neues Leben geboren wird. Im ersten Raum finden sich die Eltern des 17-jährigen Simon wieder, nachdem ihr Sohn bei einem Surfunfall ins Koma fiel. Nun müssen die getrennt lebenden Eltern eine Entscheidung treffen, die das Leben von Claire retten könnte. Die Mutter zweier unterschiedlicher, aber liebender Söhne leidet an einem Herzfehler und der Sand in ihrer Lebensuhr ist nahezu verronnen. Das moralische Dilemma ist eine Ebene in Katell Quillévérés (»Die unerschütterliche Liebe der Suzanne«) Verfilmung von Maylis De Kerangals Roman »Die Lebenden reparieren«. Eine weitere ist der Kampf der Ärzte – mit der Verantwortung, dem Druck, der Belastung, Leben zu retten und den Tod zuzulassen. Ein zutiefst berührendes vollumfängliches Werk, getragen von der mitreißenden Musik von Alexandre Desplat. Ausführliche Kritik im aktuellen kreuzer.
»Die Lebenden reparieren«: ab 7.12., Schaubühne Lindenfels
Wer hätte ausgerechnet vom Regisseur des fröhlichen Familienfilms »Elliot, der Drache« eine Studie über Trauer und Verlust erwartet? War David Lowerys letztes Werk noch eine geradeaus erzählte Geschichte für Kinder, verlässt er mit »A Ghost Story« jeglichen Pfad der Geradlinigkeit. Dabei bewegt sich am Anfang alles noch in seinen Bahnen. M. (Rooney Mara) und C. (Casey Affleck) wollen sich eine gemeinsame Zukunft einrichten. Doch dann stirbt C. bei einem Autounfall. M. sieht nur noch seinen leblosen Körper unter dem Leichentuch. Sie sieht nicht, wie sich das Tuch erhebt und der Geist zum Haus zurückkehrt. M. versucht, den plötzlichen Verlust ihrer Liebe zu verarbeiten. C. ist immer da, wenn sie weint, zweifelt, verzweifelt – schweigend im Hintergrund. Doch die Zeit vergeht und Lowerys Geschichte entfesselt sich zu einer tiefgründigen Reflexion über das Leben und unsere flüchtige Existenz auf Erden. Ein wenig erinnert »A Ghost Story« darin an die jüngsten Werke Terrence Malicks. Doch wo bei »Tree of Life« die Kamera entfesselt dreht und taumelt, ist das Auge von Andrew Droz Palermo (»You‘re Next«) fixiert, wie der Ort der Handlung bis zum Ende das Haus und sein Platz in der Welt sein wird. Die zeitliche Ebene hingegen verschiebt sich immer wieder und macht die Suche nach rationalen Erklärungen ebenso schwer, wie die langen, statischen Einstellungen die Geduld des Betrachters fordern. Wer sich darauf einlässt, wird allerdings Zeuge eines außergewöhnlichen Kinoerlebnisses. Ausführliche Kritik im aktuellen kreuzer.
»A Ghost Story«: ab 7.12., Kinobar Prager Frühling
Flimmerzeit Oktober/November 2017
Weitere Filmtermine der Woche
Mad germans – Diese Deutschen
Kurzfilm und Gespräch zur Situation ehemaliger Vertragsarbeiter in der DDR
7.12., 19 Uhr, Halle 14
Machines
Eine riesige Textilfabrik in Gujarat, Indien: Hier wird produziert, was bei uns für wenig Geld über die Ladentheken von Bekleidungsgeschäften geht. Die Gänge in der Fabrik sind unübersichtlich, die Arbeit ist hart und unmenschlich. Die Industrialisierung, die im Gebiet Sachin unreguliert passierte, vergrößerte die Kluft zwischen dem Westen und den Entwicklungsländern: Bei uns wurden Arbeiter durch Gesetze geschützt, in Indien herrschten Arbeitsbedingungen wie in den ersten Fabriken der Menschheitsgeschichte. In »Machines« zeigt Regisseur Rahul Jain, dass sich nicht viel verbessert hat. Er zeigt tausende Arbeiter, die jeden Tag in derselben Umgebung schuften und leben. Einige der Ausgebeuteten interviewt er. Es wird klar: Wenn sie sich nicht zusammenschließen, werden sie Gefangene der kapitalistischen Maschine bleiben …
8.12., 16.30 Uhr, Kinobar Prager Frühling
Neapolitanische Tombola
Tombola spielen und Kurzfilme schauen für Italienkenner und -liebhaber. Mit Dott. Margherita Siegmund
9.12., 17 Uhr, Kinobar Prager Frühling
Love and Hawaii and Goodbye
Rinko wohnt seit drei Jahren zusammen mit dem Studenten Isamu. Obwohl sich die beiden vor einiger Zeit getrennt haben, leben sie einfach weiter zusammen. Doch als sich Isamu neu verliebt, lässt das Rinko nicht kalt. Romantische Indie-Komödie aus Japan mit Einführung von Tilman König.
10.12., 17 Uhr, Luru-Kino in der Spinnerei (OmU)
Addio, Piccola mia
DEFA-Film um Leben und Tod des Schriftstellers Georg Büchner. – Reihe Büchner im Film
10.12., 17 Uhr, Schaubühne Lindenfels
Filmriss Filmquiz
Der Vorhang hebt sich, die Titelmusik beginnt, ein Geistesblitz und ihr seid um ein T-Shirt reicher. Ein Auto fährt vor, Bruce Willis steigt aus, ihr wisst Bescheid und die DVD gehört euch. Ihr singt die Bond-Songs unter der Dusche und werft eurem Spiegelbild nen Schwarzenegger-Spruch entgegen, wenn keiner hinhört? Dann seid ihr hier genau richtig. André Thätz und Lars Tunçay belohnen euer Wissen mit Bergen voll Goodies, Merch und Krempel aktueller Kinoproduktionen.
12.12., 20.30 Uhr, Conne Island
Horror-Doppel mit Donis
»My bloody Valentine« (C 1981) und »It follows« (USA 2014)
Umberto Lenzi ist am 19. Oktober dieses Jahres verstorben. Donis huldigt dem italienischen Regisseur mit zwei seiner Kannibalen-Filme. Beide auf 35mm und in der deutschen Kinofassung. (Filmstill: Lebendig gefressen)
13.12., 20 Uhr, Luru-Kino in der Spinnerei
Ich. Du. Inklusion – Wenn Anspruch auf Wirklichkeit trifft
Seit Sommer 2014 haben in Deutschland Kinder mit Unterstützungsbedarf einen Rechtsanspruch auf gemeinsamen Unterricht in den Regelschulen. Viele Förderschulen wurden daraufhin geschlossen. Der 90-minütige Dokumentarfilm »Ich. Du. Inklusion.« begleitet zweieinhalb Jahre fünf Grundschüler mit und ohne Unterstützungsbedarf. Sie sind Teil des ersten offiziellen Inklusionsjahrgangs an der Geschwister-Devries-Schule in Uedem (Nordrhein-Westfalen). Der Dokumentarfilm zeigt einen offenen und direkten Schulalltag und wie es ist, wenn der Inklusionsanspruch auf Wirklichkeit trifft.
13.12., 18 Uhr, Regina Palast