Am kürzesten Tag des Jahres wird deutschlandweit der Kurzfilmtag zelebriert. Auch in Leipzig gibt es wieder einige Rollen am 21. Dezember und die Wahl fällt schwer. Das UT Connewitz zeigt ein Best-of-Programm: abgründiger Humor, packende Dramen und fantasievolle Techniken von Bleistiftstrichzeichnungen bis hin zu Computeranimationen. Die Cinémathèque bietet den »Strange Creatures« eine Leinwand und präsentiert eine Auswahl ihrer Shorts, die seit einigen Monaten das Vorprogramm der Hauptfilme bestreiten. Im Luru-Kino auf der Spinnerei ist das Kurzsuechtig-Kurzfilmfestival mit einer Auswahl ihres diesjährigen Wettbewerbs zu Gast. Die Cammerspiele präsentieren ein Kurzfilmprogramm des Filmverbands Sachsen. Das Beste vom Interfilm-Festival Berlin gibt es in den »Golden Shorts«: Die Kinobar Prager Frühling zeigt in einer Rolle Kurzspielfilme aus der Schweiz, Lettland, Kenia oder Frankreich. Los geht der Kurzfilmtag in Grünau: »Kurze für Kids« zeigt Kinder-Kurzfilme – und für die ist das handliche Filmformat der perfekte Einstieg und zudem ein schöner Anreiz zum Selbermachen.
21.12., 9.30 Uhr, Cinémathèque in der Nato, 19.30 Uhr, Cammerspiele Leipzig, 20 Uhr, Kinobar Prager Frühling, 20 Uhr, UT Connewitz, 21.45 Uhr, Luru-Kino in der Spinnerei
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Film der Woche: Seit zwei Jahren sind Aaron und seine französische Freundin Lea ein Paar. Und da ist Tristan, Leas achtjähriger Sohn, der sowohl bei ihnen als auch bei seinem leiblichen Vater aufwächst. Das Paar plant, mit dem Jungen nach Paris umzuziehen, davor sollen die gemeinsamen Ferien in einer abgelegenen Hütte in den Dolomiten Aaron und Tristan noch näher zusammenbringen und eine neue Familie aus den Dreien machen. Aaron nähert sich dem Jungen liebevoll, doch als er diesen für sich gewinnen kann, wächst Tristans Zerrissenheit zwischen ihm und seinem Vater, der auch im Urlaub durch regelmäßige Anrufe ständig präsent ist. Lea versucht zu schlichten, während Aaron immer weniger in der Lage ist, diesen Konflikt in ihrem Beisein auszutragen. Regisseur Jan Zabeil beobachtet behutsam und unaufgeregt das Dreiergespann in der Isolation. Seine Darsteller geben sich hin, Alexander Fehling tat dies schon in Zabeils »Der Fluss war einst ein Mensch«, Bérénice Bejo (»The Artist«) schwankt zwischen Beschützerinstinkt und neuer Liebe und auch Arian Montgomery als Tristan überzeugt. Ein starkes, konzentriertes Drama vor mächtiger Bergkulisse.
»Drei Zinnen«: ab 21.12., Kinobar Prager Frühling
Das Leben im heutigen Paris ist selbst für geschätzte Künstler nicht einfach. Der Violinist Simon Daoud (Kad Merad) ist gerade ohne Orchester. Das bedeutet, er muss einen Job finden, der seine Miete zahlt. Da er nicht wählerisch sein kann, landet er auf einer Schule in der Banlieue der Metropole. Dort soll er einer Klasse das Geigespielen beibringen. Der Unterricht dient als Integrationsmaßnahme, denn viele der Schüler haben einen Migrationshintergrund. Auf dem Schulhof herrscht das Gesetz des Stärkeren. So trifft Simon zunächst auf eine Mischung aus Selbstbehauptung und Desinteresse. Nur bei einem entflammt stille Begeisterung: Der begabte Albert (Alfred Renely) sitzt nachts auf dem Dach des sozialen Wohnungsbaus, in dem er mit seiner Mutter lebt, und übt, bis er die komplizierten Griffe draufhat. Simon entdeckt das Talent des Jungen und will es fördern, doch bis zum Ziel – einem Konzert in der Pariser Philharmonie – ist es noch ein langer Weg. Der verläuft in weitgehend bekannten Bahnen. »La Mélodie« ist ein Feel-Good-Movie, wie man es oft im französischen Kino antrifft. Der musikalische Ansatz erinnert an »Die Kinder des Monsieur Mathieu« und der algerischstämmige Autor und Regisseur Rachid Hami geht weitgehend auf Nummer sicher. Doch Hami verleiht seinem Film Authentizität (die allerdings durch die deutsche Synchronisation wie so oft verloren geht) – angesichts der aktuellen Realität in den Banlieues, dem großen Anteil an Migranten, die vom sozialen Netz kaum aufgefangen werden, bleibt sein Drama mit beiden Beinen auf dem Boden. Zu verdanken ist das auch Kad Merad, der mit schauspielerischem Können den Wechsel vom komischen Fach ins dramatische überzeugend vollzieht. »La Mélodie« – und nicht zuletzt der Soundtrack von Altmeister Bruno Coulais – hat es bewusst auf die Tränendrüse des breiten Publikums abgesehen. Das gelingt ihm aber auch ziemlich gut.
»La Mélodie – Der Klang von Paris«: ab 21.12., Passage Kinos
Flimmerzeit_Jahresende_2017
Weitere Filmtermine der Woche
Das singende, klingende Bäumchen
Eine hartherzige Prinzessin wünscht sich ein singendes, klingendes Bäumchen, das ein Prinz ihr beschaffen soll. Um das Bäumchen zu bekommen, lässt er sich auf einen verhängnisvollen Handel mit einem Waldgeist ein.
24.12., 11 Uhr, Luru-Kino in der Spinnerei
Gremlins – Kleine Monster
Die Horror-Komödie um den kleinen, süßen Mogwai Gizmo und seine Monster-Nachkommenschaft, die eine amerikanische Kleinstadt ins Chaos stürzt. Kultfilm der Achtziger.
24.12., 15 Uhr, Luru-Kino in der Spinnerei
Die Muppets Weihnachtsgeschichte
Was für ein verbitterter Geizkragen ist doch dieser Ebenezer Scrooge. Erst durch eine magische Reise erkennt er die wahre Bedeutung von Weihnachten. Was gibt es Schöneres, als zwischen Weihnachtsessen und Geschenken der verrückten Muppet-Gang auf der großen Leinwand zu folgen?
24.12., 15 Uhr, Kinobar Prager Frühling
Plötzlich Santa
Ein Rollentausch der besonderen Art: Ein Tischler wird zum Weihnachtsmann und umgekehrt.
24.12., 10.30 Uhr, Cineplex
Sherlock Jr. & Überraschungskurzfilm
Traditionell feiert das UT Connewitz seinen Geburtstag zur Weihnachtszeit mit einem Klassiker der Filmgeschichte. Zum 105. Jahrestag gibt es »Sherlock Jr.« von und mit Buster Keaton, live begleitet von Stummfilmpianist Richard Siedhoff. »Keatons originellste und spektakulärste Stummfilmkomödie, zugleich eine der gelungensten Auseinandersetzungen des Mediums Film mit sich selbst.« (Lexikon des internationalen Films)
25.12., 20 Uhr, UT Connewitz
Yolki 6
Wieder ist Silvester in Russland und wieder werden verschiedene zusammenhängende Geschichten erzählt. – Russisches Kino in OV
26.12., 15, 17.30 Uhr, CineStar
26.12., 13Uhr, Cineplex
26.12., 15, 17.30, 20 Uhr, Regina Palast
01:54
Kanadisches Sportlerdrama um den talentierten 16-jährigen Tim, der sich selbst bis an die Grenzen treibt. – Queerblick
27.12., 19.30 Uhr, Passage Kinos
Die Frau, nach der man sich sehnt
Nach Weihnachten ein echtes Kronjuwel der deutschen Filmgeschichte: Marlene Dietrich spielt die geheimnisvolle Stascha, die auf der Flucht vor einem gewissen Dr. Karoff Schutz bei dem ruinierten Industriellen Henri Leblanc sucht. – Kinoorgel im Grassi. Mit Einführungen von Claudia Cornelius und Philipp Hosbach. An der Welteorgel begleitet von Clemens Lucke.
27.12., 18 Uhr, Grassi-Museum Leipzig