Die Initiative Aktives Gestalten lädt zum fremdsprachigen Filmfestival in Leipzig. Ein Wochenende voller Filme in Spanisch, Türkisch, Arabisch und Französisch für Groß und Klein. Ob man die Sprache versteht, ist Nebensache. Es geht um den Austausch von Kulturen und Menschlichkeiten. Zu sehen gibt es u. a. »Ein Lied für Nour«, die unglaubliche Geschichte des »Arab Idol«-Gewinners als berührender Spielfilm, oder »Carlitos großer Traum«, ein witziger, rasanter und preisgekrönter Film über Freundschaft und die Kraft von Träumen. Ein Wochenende für Familien und Sprachinteressierte am 3./4.2. im Cineding und im Anschluss dann bis zum 15.3. auch für Schulklassen in Zusammenarbeit mit dem Landesfilmdienst.
7. Kino Fino Filmfest 3./4.2., Cineding, initiativeaktivesgestalten.com
Film der Woche: Die Welt dreht sich um Reynolds Woodcock. Der Modedesigner lebt ein von strengen Regeln diktiertes Leben im London der 1950er. Der Erfolg gibt ihm Recht, die Frauen liegen ihm zu Füßen. Doch kaum eine Frau hält es länger als ein paar Monate mit ihm aus. Da trifft er auf die resolute Kellnerin Alma. Reynolds ist fasziniert von der hochgewachsenen Frau, deren Maße und unverblümte Direktheit ihn faszinieren. Doch auch Alma muss sich den Launen des Meisters unterwerfen, versucht dabei aber ihre Autonomie zu bewahren. Es wirkt fast, als hätte es diesen Reynolds Woodcock wirklich gegeben, so akribisch rekonstruiert Regisseur Paul Thomas Anderson die Zeit. Zum zweiten Mal arbeitete er dabei mit Daniel Day-Lewis. Das Szenario, das er entwirft, könnte aber kaum gegensätzlicher sein zur archaischen Männerwelt in »There will be blood«. Der Charaktermime spielt meisterhaft auf, die in Luxemburg geborene und in Berlin lebende Vicky Krieps (»Der junge Karl Marx«) bietet ihm mit einer imposanten, feinfühligen Darstellung die Stirn. Für Day-Lewis ist es der Abschied vom Schauspiel. Das Publikum verneigt sich in Ehrfurcht.
»Der seidene Faden«: ab 1.2., Passage Kinos
Wenn andere feiern, müssen Max und sein Team schuften. Seit 30 Jahren organisiert er feudale Hochzeiten für gut betuchte Kunden. Dabei kann ihn nichts aus der Ruhe bringen: Wenn das Fleisch ausfällt, müssen spontan Pasteten her, wenn die Band umkippt, macht man eben mit Platten weiter. Eine desolate Stromversorgung macht ihm ebensowenig zu schaffen wie ein arroganter Bräutigam. Vor privaten Schlägen ist er aber auch nicht gefeit und so muss er sich von seiner Frau verabschieden und auch seine Affäre gibt ihm den Laufpass. All das geschieht in einer Nacht, die noch viele Überraschungen zu bieten hat – und nicht alle davon sind von Max geplant. Hochzeiten bieten viel komödiantisches Potenzial. Das Regieduo Olivier Nakache und Eric Toledano (»Ziemlich beste Freunde«) interessieren sich aber mehr für das, was hinter den Kulissen läuft. Die Präzision eines Catering-Unternehmens, wenn alles, was schief laufen kann, gehörig schief läuft. Die Regisseure beweisen nach ihrem letzten Werk »Heute bin ich Samba« erneut ein Gefühl für die soziale Realität der Arbeiterklasse, für die sie sich auch hier wieder flammend einsetzen.
»Das Leben ist ein Fest«: ab 1.2., Passage Kinos
Für die einen wäre es das Ende der Lohnsklaverei und die Möglichkeit, sich selbst zu verwirklichen. Für andere würde es die gerechteste aller denkbaren Welten bedeuten: Gleichheit weit und breit, zumindest in der Sozialversorgung. Wieder andere beschwören moralischen Verfall, negative Arbeitsanreize und Faulenzertum herbei. Neoliberale Pragmatiker erhoffen sich eine Verschlankung des Sozialstaats.Über diese und andere Meinungen, die in dem Diskurs um das bedingungslose Grundeinkommen angeführt werden, bietet Free Lunch Society einen umfangreichen Überblick. Interessant an Christian Tods Film sind vor allem die globalen und historischen Perspektiven. Filmästhetisch passt Free Lunch Society eher ins Sendeschema der Öffentlich-Rechtlichen. Wenn während der Rede von natürlichen Ressourcen mehrfach eine Satellitenaufnahme der Erde zur Veranschaulichung herhalten muss und das Motiv der »sozialen Hängematte« nicht anders als mit Stränden und blonden Beachboys dargestellt werden kann, dann sagt das viel über die Qualität der Bildwerte. Ausführliche Kritik von Sebastian Gebeler im aktuellen kreuzer.
»Free Lunch Society«: 4., 6./7., 11./12.2., Cinémathèque in der Nato
Am 6.2. mit anschließender Diskussion mit Hanna Ketterer vom Kolleg Postwachstumsgesellschaften der Uni Jena
Flimmerzeit_Jahresende_2017
Weitere Filmtermine der Woche
Anime SpecialExklusive Animevorführungen mit Rahmenprogramm. Mit »Eureka Seven – Hi-Evolution 1«, »Fate/stay night [Heaven's Feel] I. presage flower«, »Fireworks«, »Free! Take Your Marks«, »Mademoiselle Hanamura #1 – Aufbruch zu modernen Zeiten«, »Mary and the Witch's Flower«, »Mutafukaz«, »Seitokai Yakuindomo«, »The Testament of Sister New Devil – Departures«, »Your Voice – KIMIKOE«. – Alle Filme und Zeiten auf www.akibapassfestival.de3.2., ab 9 Uhr, CineStar
OrnisNeun Ornithologen berichten von sechzig Jahren des Beobachtens und Dokumentierens einer sich im ständigen Wandel befindlichen Leipziger Vogelwelt. Marcus Held dokumentiert mit seiner Kamera eine Landschaft, an die sich viele Vögel nur noch mühevoll anpassen können, und eine Gesellschaft, die sich dem Beobachter zunehmend entzieht. Im Juli sprach der Regisseur mit dem kreuzer über seinen Film. Am 2. und 4. Februar ist er bei der Premiere im Luru-Kino zu Gast.2., 4.2., 18 Uhr, Luru-Kino in der Spinnerei
Podatek od milosciDie strenge Steuerprüferin Klara verliebt sich in Marian, der aufgrund von Nachlässigkeit und einem zu guten Herzen in Steuerprobleme geraten ist. – Polnisches Kino4.2., 20.10 Uhr, Cineplex (OF)
The woman who left30 lange Jahre saß Horacia im Gefängnis, weil sie einen Mord begangen haben soll. Doch als neue Beweise auftauchen, die ihre Unschuld deutlich machen, wird sie endlich freigelassen. Ihr damaliger Freund Rodrigo, ein wohlhabender Mann, hatte aus Eifersucht dafür gesorgt, dass Horacia in den Knast kam. Horacia ist zwar nun auf freiem Fuß, aber der Wunsch nach Rache lässt sie nicht zur Ruhe kommen.4.2., 17 Uhr, Schaubühne Lindenfels (OmU)
AndersonDer Film erzählt vom wild bewegten Doppelleben des Schriftstellers Sascha Anderson zwischen Dissidententum und Verrat.5.2., 19 Uhr, Zeitgeschichtliches Forum
Viacrucis MigranteDrei zentralamerikanische Migranten machen sich auf den Weg in die USA. Sie fliehen vor den existenziell bedrohlichen Verhältnissen in ihren Heimatländern Honduras, El Salvador und Guatemala Richtung Norden. Der Dokumentarfilmregisseur Hauke Lorenz begleitete sie dabei. Heute präsentiert er seinen Film im Cineding.6.2., 20 Uhr, Cineding
68 on 35 mm50 Jahre 1968: Das Luru widmet dem Jahr des Umbruchs eine Filmreihe. Das erste Doppel bringt das zeitgeistige Trashfest »Attraction« von Tinto Brass und die Chaos-Komödie »Der Feuerwehrball« von Milos Forman in 35 mm auf die Leinwand.7.2., 20, 22 Uhr, Luru-Kino in der Spinnerei