anzeige
anzeige
Filmkritik

Gut genährt

Die Kinostarts im Überblick und was sonst Filmisches in der Stadt geschieht

  Gut genährt | Die Kinostarts im Überblick und was sonst Filmisches in der Stadt geschieht

Das mitteldeutsche Kurzfilmfestival Kurzsuechtig hat Grund zu feiern: Seit 15 Jahren fördert und feiert das Festival den kurzen Film. Das »kleine Jubiläum« wird mit großem Programm gefeiert. Bis zum Sonntag flimmern die besten mitteldeutschen Produktionen über die Leinwand im Kunstkraftwerk. Daneben gibt es einen Länderschwerpunkt Italien und 360° und VR-Produktionen aus der Region im LEAVR. Wir gratulieren!

»15. Kurzsuechtig Kurzfilmfestival«: 10.–15.4., Kunstkraftwerk www.kurzsuechtig.de

Film der Woche: Zhenya und Boris streiten erbittert um das Sorgerecht für ihren 12-jährigen Sohn Alyosha. Doch geht es nur darum, den Jungen so bald wie möglich loszuwerden. Das einst glückliche Paar will sich scheiden lassen. Neue Partner sind schon gefunden, doch diesem Neuanfang steht der Junge im Weg. Als die beiden die Nacht lieber bei ihren neuen Partnern verbringen, als in der gemeinsamen Wohnung, ergreift Alyosha die Flucht. Für die Polizei ist dies nur ein Fall von vielen: Als klar ist, dass die Eltern ihren Sohn nicht umgebracht haben, lassen sie sie mit ihrer Ungewissheit allein. Und so engagieren Zhenya und Boris – die ihren Sohn dann doch nicht allein in der Kälte sitzen lassen wollen –, einen Freiwilligendienst, der sie bei der Suche nach Alyosha unterstützen soll. Doch wo sollen sie suchen, wenn sie sich nie dafür interessiert haben, wo ihr Kind sich außerhalb der Schule aufgehalten hat? Hoffnung vermittelt nur noch die Kamera, die immer weiter ins Bild zoomt, als wäre dort mehr, als müsste man nur richtig hinsehen, dann könnte Alyosha gefunden werden. Doch schnell ist da auch die Enttäuschung, wenn es nicht viel mehr zu sehen gibt als verschneite Baumstämme. Regisseur Andrey Zvyagintsev durfte sich in diesem Jahr (nach der Nominierung für »Leviathan« 2015) mit seiner zweiten Oscarnominierung schmücken. In »Loveless« wirft er ein nüchternes Bild auf das moderne Russland, bei dem die Polizei keine Hilfe ist und die Familie keine Geborgenheit mehr vermitteln kann. Ausführliche Kritik von Hanne Biermann im aktuellen kreuzer. »Loveless«: ab 12.4., Luru Kino in der Spinnerei

»Ich bin eine unglückliche Frau von 42 Jahren und heiße Romy Schneider« – ein berühmter Satz, gefallen in einem »Stern«-Interview. Um dessen Entstehung geht es in Emily Atefs sensibler Zustandsaufnahme. Drei Tage im Leben der Schneider, ein Jahr vor ihrem Tod. Der Filmstar hat sich in einem Kurhotel einquartiert, ist labil und soll zur Ruhe kommen. Doch Romy entscheidet sich, zwei Boulevardjournalisten ein ausführliches Interview zu geben. In kunstvollem Schwarzweiß erweckt die Regisseurin die Bilder des »Stern«-Fotografen Robert Lebeck zum Leben. Mit ihrem uneitlen, sehr physischen Spiel zeigt Marie Bäumer nicht die Diva, sondern eine zerrissene Frau, die sich ein letztes Mal öffnet. Die eigenwillige Demontage des »Sissi«-Mythos, der Romy bekanntlich zur Nemesis wurde, ist in zehn Kategorien für den Deutschen Filmpreis nominiert. Ausführliche Kritik von Karin Jirsak im aktuellen kreuzer.

»3 Tage in Quiberon«: ab 12.4., Passage Kinos

Arthur Cohn weiß, welche Knöpfe man drücken muss, um das Publikum zu erreichen. In seiner fast sechzig Jahre währenden Karriere produzierte der Schweizer zahlreiche Publikumslieblinge, darunter alleine sechs oscargekrönte Hits. Seine Feel-Good-Movies treffen meist den richtigen Ton beim Publikum. So entwickelten sich etwa »Die Kinder des Monsieur Mathieu« oder zuletzt »Russendisko« zu veritablen Kassenschlagern. Mit der Adaption des spanischen Bestsellers »Das etruskische Lächeln« von José Luis Sampedro produzierte der 91-Jährige nun vielleicht seinen letzten Film und setzt auch hier auf bewährte Mittel. Dabei nimmt sich die Verfilmung einige Freiheiten: Statt eines gealterten italienischen Partisanen, schickt er einen verbohrten Schotten von den entlegenen Inseln ins quirlige San Francisco. Im Original war das Ziel noch Mailand, aber am grundsätzlichen Handlungsverlauf ändert das wenig. Auch Rory hat den Kontakt zu seinem Sohn verloren. Doch eine Erkrankung zwingt ihn, den Weg aus dem kleinen Nest auf den Hebriden, in die Staaten anzutreten. Er platzt in das geordnete Leben seines Sohnes Ian, der mit der Geschäftsfrau Emily zusammenlebt, die viel zu viele Elternratgeber gelesen hat und tunlichst darauf bedacht ist, ihren wenige Monate alten Sohn zur Selbständigkeit zu erziehen – also ohne menschlichen Kontakt in einen Laufstall zu pferchen. Rory hat wenig Verständnis für die modernen Methoden und genießt es mit seinem Enkel durch die Straßen zu ziehen. Der verbitterte Alte lernt dabei das Leben neu zu schätzen. Doch wie viel Zeit bleibt ihm, um es zu genießen? Das Langfilmdebüt des israelischen Duos Mihal Brezis und Oded Binnun bewegt sich auf vertrauten Bahnen. Der warmherzige Ton und Brian Cox' herrlich kauzige Darbietung machen »Das etruskische Lächeln« zu einem harmlosen, aber dennoch charmanten Crowd-Pleaser.

»Das etruskische Lächeln«: ab 12.4., Passage Kinos

 

Weitere Filmtermine der WocheDie letzten Männer von AleppoKhalid, Subhi und Mahmoud, alles Gründungsmitglieder der Freiwilligen-Organisation »Weißhelme« in Aleppo, sind gewöhnliche Bürger. Sie sind jedoch die Ersten, die ein gerade zerbombtes und zerstörtes Gebäude betreten, um in den Trümmern nach den Lebenszeichen Verschütteter zu suchen. Die drei leben einen zermürbenden Alltag von Einkesselung und Bombardierung. - Am 13. April öffentliche Filmvorführung im Rahmen des Dokumentarfilmkongresses »Arab/European Documentary Convention (aDC)«13.4., 18.30 Uhr, Mediencampus Villa Ida

Saturday Night FeverEin Farbenverkäufer wird am Wochenende zum Tanzstar und Märchenheld. Klassiker der Discowelle mit dem Soundtrack der BeeGees.13.4., 19 Uhr, Regina Palast, 20 Uhr, Cineplex, Cinestar

Shorts Attack: FamilienkollerDie liebe Familie: Es gilt, Mütter zu bewältigen und Kindheitserinnerungen, die Eltern erscheinen schon mal als Monster, oder, wenn es um Sohnemanns große Liebe geht, als ziemlich kompliziert. 8 Filme in 90 Minuten.13.4., 20 Uhr, Cineplex

Spell ReelVon 1963 bis 1974 befreite sich Guinea-Bissau mit Waffengewalt von der Kolonialmacht Portugal. Der Kampf wurde von den Freiheitskämpfer und Filmemachern Sana na N'Hada und Flora Gomes dokumentiert - das Filmmaterial tauchte erst 2011 in Guinea-Bissau wieder auf. Filipa César sichtete die Szenen und ließ sie in Berlin im Rahmen des Projekts »Animated Archive« digitalisieren, wobei sie mit Sana na N'Hada und Flora Gomes zusammenarbeitete. Anschließend reiste César mit den beiden an die Orte, an denen ihre Filme entstanden waren, dort bauten sie ihr Wanderkino auf und führten sie kommentiert vor. Es war das erste Mal, dass diese Dokumente des Freiheitskampfes öffentlich gezeigt wurden. – Gegenkino, in Anwesenheit der Regisseurin Filipa Cesar14.4., 20 Uhr, Schaubühne Lindenfels

The Streets are not enough! How to resist on screenPodiumsdiskussion mit Claus Löser, Julia Lazarus, Filipa Cesar und Angelika Nguyen, Gegenkino14.4., 18 Uhr, Schaubühne Lindenfels

Störfeuer im BedeutungsraumKurzfilme von Belit Sag (NL/TRK 2014-2017) – Gegenkino14.4., 22 Uhr, Schaubühne Lindenfels

Die KlapperschlangeEin Gangster soll den US-Präsidenten, der über dem in ein Gefängnis umgewandelten Manhattan abgestürzt ist, aus den Händen von Verbrechern retten. Perfekt inszenierte, düster-ironische Zukunftsvision mit apokalyptischen Bildern. Reihe »... und Harry Dean Stanton«15.4., 19 Uhr, Schaubühne Lindenfels (OmU)

Golak Bugni Bank Te BatuaBollywood-Komödie am 15. April im Cineplex in Punjabi mit englischen Untertiteln – Bollywood-Special.15.4., 11 Uhr, Cineplex (OmU)

Russisches KinoRussisches Kino im Original ohne Untertitel, am 15. April mit »Ya hudeu - Ich nehme ab!« (R 2018) im Cineplex. Russische Komödie über einen Typ, der mit seiner Freundin Schluss macht, weil er sie zu dick findet, woraufhin sie ein radikales Diät- und Fitnessprogramm beginnt weil sie ihn unbedingt zurück will. - Da weiß man gar nicht was am traurigsten ist; dass es solche blöden Typen gibt, dass es solche dummen Mädchen gibt oder dass so ein Film gemacht wird.15.4., 17.30 Uhr, Cineplex (OF)

Sexy DurgaHorror-Drama über das Pärchen Durga und Kabeer. Die Migrantin aus Nordindien und der Jugendliche aus Kerala reißen eines Nachts aus und warten per Anhalter auf die Möglichkeit, zum nächsten Bahnhof zu gelangen. Dabei treffen sie auf zwei halbstarke Gangster, die den beiden anbieten, sie zu unterstützen. – Gegenkino15.4., 18 Uhr, Schaubühne Lindenfels

The Nothing FactoryMusical über die Rolle des Menschen in der Arbeit in einer Zeit, in der Krise die vorherrschende Form des Regierens geworden ist und gleichzeitig eine Hymne an die kollektive Ohnmacht. – Gegenkino, Abschlussfilm15.4., 20 Uhr, Schaubühne Lindenfels (OmeU)

Auf Ediths SpurenPeter Stephan Jungks Großtante Edith Tudor-Hart, war Montessori-Kindergärtnerin, Bauhaus-Schülerin, Fotografin, Kommunistin und Spionin des sowjetischen Geheimdienstes KGB, die den erfolgreichen Spionagering Cambridge Five mit aufbaute. – Am 8. März in der Schaubühne Lindenfels im Filmdoppel zum Internationalen Frauentag und am 21. März in der Kinobar Prager Frühling zum Welttag gegen Rassismus / Tag für die Menschenrechte16.4., 18 Uhr, Kinobar Prager Frühling

Der Himmel über BerlinLiebesgeschichte in Schwarz-Weiß vom Engel, der auf die Erde kommt und sich dort in eine Trapezkünstlerin verliebt. Schöner, poetischer Film, mit Texten von Peter Handke. Zum 30. Geburtstag frisch remastered.13.4., 21.15 Uhr, 15.4., 17 Uhr, 18.4., 19 Uhr, Luru-Kino in der Spinnerei


Kommentieren


0 Kommentar(e)