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Kultur

Muttersprache Tanz

Zum Welttanztag zeigt die Oper eine Gala der Spitzenklasse

  Muttersprache Tanz | Zum Welttanztag zeigt die Oper eine Gala der Spitzenklasse

Seit Anfang der Achtziger wird jedes Jahr der Welttag des Tanzes gefeiert. Die Oper Leipzig lädt diesmal zu der großen Gala »The Contemporaries – im Hier und Jetzt« mit international gefeierten Tänzern und Choreografen.

Vor 300 Jahren wurde der französische Tänzer, Choreograf und Autor Jean Georges Noverre geboren; und zwar am 29. April. Beflügelt vom Geist der Aufklärung kämpfte er gegen Erstarrung und sinnentleerte Prachtentfaltung des höfischen Balletts und setzte sich stattdessen für Natürlichkeit und Humanismus im Tanz, für das dramatische Handlungsballett ein. Bis heute gilt er als wegweisender Erneuerer des Tanzes. Lessing übersetzte Teile seiner Briefe über die Tanzkunst aus dem Jahre 1760, die bis heute zu den bedeutendsten theoretischen Schriften über das Ballett gehören.

Zu Ehren dieses Erneuerers des Tanzes wurde vom Internationalen Komitee des Tanzes des Internationalen Theaterinstitutes (ITI der UNESCO) der Welttag des Tanzes begründet, um diese Kunst, diese »Muttersprache der Menschen«, so die Tanzkritikerin Dorion Weckmann, zu würdigen. Seit 1982 wird dieser Welttag immer am Geburtstag Noverres begangen.

Die Oper Leipzig gibt es aus diesem Anlass eine Gala mit Tänzern und Tänzerinnen des Landesjugendballetts Berlin an der Staatlichen Ballettschule Berlin. Das ist einer der führenden Ausbildungsstätten für Bühnentänzer in Deutschland, deren Absolventen nicht selten in ersten Positionen an in bedeutenden Ballettkompanien tanzen; etwa beim Staatsballett Berlin, im Münchner Juniorballett, im Ballett der Oper Zürich, beim Ballett Monte Carlo und natürlich auch beim Leipziger Ballett. Vor wenigen Wochen erst feierte der Absolvent Victor Caixeta erfolgreiches Debüt als Prinz im »Nussknacker« am Maiinsky-Theater in St. Petersburg.

Im Programm der Leipziger Gala wird man gut sehen, wie die Berliner Schüler darin ausgebildet werden, Virtuosität des klassischen Tanzes, Expressivität des modernen Tanzes und die Experimentierfreude des zeitgenössischen Tanzes zu vereinen. So war es möglich, einen der anerkanntesten und gefragtesten Choreografen des zeitgenössischen Balletts, den Briten Wayne McGregor vom Londoner Royal Ballet zu gewinnen: Erstmals gab er eine seiner Choreografien, die er für seine Kompanie Random Dance in London kreierte, für die Schüler des 7. bis 9. Ausbildungsjahres frei. Am Choreografen Marco Goecke – Tanzfans werden sich an »Suite Suite Suite« (2008) in Leipzig erinnern –, muss sich messen, wer im zeitgenössischen Ballett bestehen will. 2015 war er Choreograf des Jahres. Eigens für die Ballettschüler kreierte er seine mitreißende Choreografie in der für ihn typischen höchst expressiven Körpersprache »All long dem day« zur Musik von Nina Simone.

Vielleicht noch nicht ganz so bekannt wie McGregor und Goecke ist der italienische Choreograf Mauro de Candia, derzeit Leiter der Dance Company am Theater Osnabrück. Das könnte sich ändern. In seiner Kreation »Meninos« geht es mit tänzerischer Grandezza und herrlichem Witz zur Musik aus »Carmen« augenzwinkernd zu, etwa durch die Klischees mannhafter Toreros: Die 14 Schülerinnen und Schüler, unisex in zauberhaft stilisierte rote Stierkämpferkostüme gewandet, bereiten sich und dem Publikum einen Mordsspaß.

Ganz dem Sinne des Ausbildungskonzeptes entspricht die Choreografie »Die Zukunft beginnt jetzt« von Larisa Dobrozhan und Gregor Seyffert zum »Bolero« für alle Altersklassen. In vielen Facetten der Korrespondenz zur Dynamik der Musik führt diese Kreation gewissermaßen von den ersten Schritten der Jüngsten über Momentaufnahmen der täglichen Arbeit im Ballettsaal ins musikalisch, tänzerisch, explosionsartige Finale: Die Zukunft beginnt jetzt!


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