Toni ist Ende 20 und weiss nicht so recht, wohin mit sich. Also kehrt sie zurück nach Hause, in die schwäbische Provinz. Ein Selbstfindungstrip mit Hindernissen, angenehm ehrlich erzählt. Die Leipzigerin Lisa Miller inszenierte mit »Landrauschen« ihr Spielfilmdebüt und gewann damit unter anderem den Max Ophuels Preis für den besten Spielfilm. Bevor sie ihn demnächst im Goethe Institut in Mexiko präsentiert, haben wir mit ihr gesprochen. Das Interview findet ihr im aktuellen kreuzer. Den Film ab sofort im Kino.
»Landrauschen«: 7.8., Kinobar in Anwesenheit der Regisseurin und des Filmteams, 9., 11., 13.8., Cinèmathèque in der Nato
An der französischen Küste begegnen sich ein Mann und eine Frau begegnen während ihres Urlaubs in einem abgeschiedenen Hotel. Der Mann arbeitet für den Geheimdienst, die Frau ist Meeresbiologin. Als sie sich begegnen, stehen beide kurz vor einer gefährlichen Mission. Er muss nach Somalia, eine Terroristenvereinigung aufspüren. Sie will am tiefsten Punkt des Ozeans nach Leben forschen. Vielleicht ist die Liebe zwischen beiden deshalb so schnell da. Ein paar Dialoge, ein Spaziergang am Meer mit anschließender Nacht vor dem Kamin. Und die beiden sind unzertrennlich. Doch schnell sind die Ferien vorbei. Das Leben packt James und Danny mit voller Wucht. Die gemeinsam verbrachte Zeit wird jetzt nur noch als Rückblende immer wieder in die Geschichte eingeschoben. Dabei liegt der Fokus des Films nun eindeutig auf der Figur des James, der in Somalia in die Hände von Terroristen gerät. Die Darstellung des Islam in „Grenzenlos“ lässt zu wünschen übrig. Die Stärke des Films liegt woanders. Sie ist in der Liebesgeschichte. Ausführliche Kritik von Josef Braun im aktuellen kreuzer.
»Grenzenlos«: ab 2.8., Passage Kinos
Weltreisen liegen im Kinotrend, nicht zuletzt seit den riesigen Besuchererfolgen von »Pedal the World« und »Weit«, die im Eigenverleih in die Kinos kamen und sich wie ein Lauffeuer ausbreiteten. Auch Christian Vogel ist auf Reise rund um den Globus gegangen und hat die Kamera mitgenommen. Allerdings war der 34-Jährige nicht zu Fuß oder mit dem Rad unterwegs. Seine Herz schlägt fürs motorisierte Zweirad und so machte er sich vor zwei Jahren allein mit seiner Maschine auf den Weg. Zunächst mit dem Flieger in die USA, über Kanada nach Alaska und von dort mit dem Flieger nach Korea und dem Schiff nach Wladiwostok. Die ersten tausend Kilometer auf der Straße fliegen förmlich am Zuschauer vorbei. Erst in der Mongolei kommt Ruhe in die Reise – zwangsläufig, denn die Straßen werden immer unwegsamer und Christian Vogel muss einsehen, dass er sich – allein mit seinem 300 Kilo schweren Gefährt – ein wenig überschätzt hatte. Eine gewisse Naivität ist dem früheren Fernsehautor nicht abzusprechen und Vogel hat mehr als einmal mächtig Glück, nicht auf der Strecke zu bleiben. Zumindest bekommt man den Eindruck, denn natürlich ist der Dokumentarfilm am Ende im Schnitt aus über 600 Stunden selbst gedrehtem Filmmaterial mit der Digicam und Mobiltelefonen verschiedenster Besitzer entstanden. Trotz der insgesamt 333 Tage dauernden Reise, den vielfältigen Ländern und Eindrücken, den zahlreichen Menschen, die Vogel auf dem Weg trifft, hängt der Film im Mittelteil durch. Der Zwangspause, die der Reisende nach einem Unfall in Indien einlegen musste, wird zu viel Raum gegeben. Immer wieder werden die Sorgen von Freundin und Familie eingestreut und Vogel setzt sich einmal zu oft selbst in Szene. Für Motorrad-Entusiasten bietet der Film aber sicherlich ein Gefühl von der Freiheit auf zwei Pneus und allen Fernwehleidigen schöne Eindrücke von der Welt und ihrer Bewohner.
»Egal was kommt«: ab 2.8., Passage Kinos 2.8., 20 Uhr in Anwesenheit des Regisseurs und Protagonisten
Weitere Filmtermine der Woche
Der Standpunkt des LöwenIn der Doku kommen afrikanische Politiker, Künstler, Wissenschaftler, Aktivisten und Geflüchtete zu Wort und halten dem Westen den Spiegel vor, der immer noch das Geschehen auf dem schwarzen Kontinent bestimmt. – im Anschluss Diskussion mit Eric Wendpanga Segueda (Goethe Universität Frankfurt a.M.), GlobaLe 2.8., 20 Uhr, Clara-Park/Nähe Glashaus
IuventaDoku über die Berliner Hilfsinitiative »Jugend rettet«, die mit einer Crowdfunding-Kampagne 2015 einen alten Fischkutter kaufte und damit 14.000 Flüchtlingen im Mittelmeer das Leben rettete, bis das Schiff in Italien beschlagnahmt wurde. – in Anwesenheit von Jugend rettet2.8., 18 Uhr, 6.8., 19 Uhr, Kinobar Prager Frühling
Napoleon DynamiteSchul-Nerd Napoleon Dynamite will Schulsprecher werden. Als er dafür eine Tanzshow hinlegt, weiß hinterher kein Mitschüler mehr, wie ihm geschehen ist. Und das geht dem Zuschauer nach Ansehen dieser herrlich schrägen Komödie ebenso.2., 4.8., 21.15 Uhr, Open-Air-Kino in der Spinnerei
The Royal TenenbaumsIn der top-besetzten Tragikomödie kehrt ein gealterter Mann zurück zu seiner neurotischen Familie, mutmaßlich mit Krebs im Endstadium. – mephisto 97.6-Sommerkino2.8., 21.30 Uhr, Café Heiter bis Wolkig
Wir können auch anders ...Die Brüder Kipp wollen eigentlich nur mal raus aus ihrem täglichen Trott und brechen Richtung Ostsee auf. Doch an einer Tankstelle treffen sie auf Viktor, der sie mit der Kalaschnikow dazu zwingt, ihn mitzunehmen. Turbulentes, urkomisches Roadmovie.2.8., 21.45 Uhr, 7.8., 21 Uhr, Moritzbastei
Corpse PartyEine Freundesclique wird bei einem Ritual in eine Paralleldimension versetzt, in der sie aus einer verfluchten Schule entkommen müssen. – Asia-Night3.8., 22 Uhr, Cineplex
Falling Down – Ein ganz normaler TagEin geschiedener Familienvater verzweifelt an seiner Lebenssituation und den Tücken des Alltags und wird im Verlauf eines Tages zum tragischen Amokläufer.3.8., 21.45 Uhr, Moritzbastei
Ich, Daniel BlakeDer von Loach gewohnt souverän inszenierte Kampf eines herzkranken Mannes gegen die Mühlen des britischen Gesundheitssystems gewann in Cannes 2016 die Goldene Palme. – GlobaLe3.8., 20 Uhr, Wagenplatz Toter Arm
The Big LebowskiBowlingfanatiker Jeffrey Lebowski alias »Der Dude« wird mit einem Millionär gleichen Namens verwechselt. Als dessen Frau entführt wird, wird der Alt-Hippie in ein absurdes, hochkomisches Krimidrama hineingezogen, das zu den besten seiner Art gehört. Der Abend mit White Russian unterm Sternenhimmel über der Spinnerei gehört schon zum jährlichen Ritual. Auch diesmal gibts den Kultklassiker der Coen-Brüder in 35 mm im Luru Open Air.3.8., 21.15 Uhr, Open-Air-Kino in der Spinnerei
Kein PardonDie Satire von und mit Hape Kerkeling über Schnittchenlieferant Peter Schlönzke, der per Zufall bei seinem TV-Idol landet, den Tyrannen ersetzt und selbst zu einem wird, ist nur mittelmäßig witzig, hat aber inzwischen Kultstatus.4.8., 21.45 Uhr, Moritzbastei
We Need To Talk About KevinEine Mutter zerbricht an den Taten ihres psychisch kranken Sohnes. Eine Art Arthouse-Version von »Böse Kinder«-Horror à la »Das Omen«, bloß ohne Teufel und Dämonen. Lynne Ramsey (»A Beautiful Day«) verfilmte die Horrorvision von Lionel Shriver.4.8., 21.30 Uhr, 2cl – Sommerkino auf Conne Island
Alles GutDer Dokumentarfilm begleitet den achtjährigen Djaner. Der Roma-Junge kommt mit Mutter und Bruder im Herbst 2015 aus Mazedonien nach Deutschland. Für Adel, den Vater der elfjährigen Ghofran, geht ein Traum in Erfüllung, als seine Frau und die vier Kinder endlich aus Syrien nachkommen. Nun warten die großen Herausforderungen des wirklichen Ankommens auf die Familie. – GlobaLe8.8., 20 Uhr, Clara-Park/Nähe Glashaus