An dieser Stelle veröffentlichen wir das Editorial der März-Ausgabe des kreuzer. Chefredakteur Andreas Raabe berichtet, was es im neuen Heft zu lesen gibt.
Es gab über die Jahre hier in den Räumen des kreuzer, bei unseren Redaktionssitzungen, deren Nachbereitungen mit Bier und Wein, vereinzelten Treffen im Konsum oder beim Fußball, Telefonaten, die eigentlich ein anderes Thema hatten, oder auch extra einberufenen kreuzer-Klausuren an geheimen Orten, die verschiedensten Ansätze, Ideen, Theorien, Taktiken und sogar Strategien, dafür zu sorgen, dass wir unser Heft – das uns ja so am Herzen liegt – mal ganz positiv machen. Wir wollten es solcherart planen, vollschreiben und gestalten, dass es total schön zu lesen ist und man richtig gute Laune kriegt, wenn man den kreuzer liest – am besten schon, wenn man ihn nur anschaut. Ahhh, endlich wieder dieser schöne kreuzer! So, wie die Damen vom Stadtschwärmer Leipzig zum Beispiel es zuverlässig schaffen, Freude und Wohlsein zu verbreiten, oder die Leute, die immer »I love Leipzig«-Sachen machen (mit einem Herzen anstelle des Wortes »love«), oder diese ganzen Leipzig-Blogger, die berichten, wie schön es hier ist. Natürlich stehen all diese Projekte im Dienste des Marketing und der Public Relation (oder träumen davon) und wir tun dies nicht – aber wir könnten es ja trotzdem mal versuchen. Wir könnten mal von unserem hohen Ross runterkommen, den Elfenbeinturm verlassen und die Dinge einfach mal toll finden.
Ebenso gab es auch an dieser Stelle schon öfter (zuletzt im Heft 12/2016) einen ähnlichen Beginn wie der dieses Textes, der dann stets mit einer Einlassung endete, die so klang: Wir haben es versucht, aber leider nicht geschafft. Am Ende ist doch wieder mehr Gemecker als Gelobhudel draus geworden. Tut uns leid!
Aber diesmal nicht. Nein. Diesmal haben wir WIRKLICH die 15 tollsten Dinge an Leipzig aufgeschrieben – auf Seite 18 geht es los. Fast ohne Gemecker (nur so ein bisschen als Hintergrundstrahlung) und sehr positiv illustriert von der genialen Franziska Junge.
Ich sage ja immer: Nur wer meckert, hat noch Hoffnung. Man könnte dem entgegenhalten: Wer glücklich ist, der braucht keine Hoffnung. Worauf auch? Doch kann man ohne Hoffnung irgendetwas finden?
Ja, wir leben in bewegten Zeiten, politisch, kulturell, aber auch technologisch. Und irgendwie hängt das alles zusammen. So auch in diesem Heft. Da geht es um Rassismus, also die Frage, wie wir zusammenleben und wie wir zusammenleben wollen (S. 10) – es geht um den Terror von Neonazis und wie wir damit umgehen (S. 16); um die Arbeit der Institutionen, die für unsere Sicherheit sorgen sollen (S. 14); es geht um den Grad der Selbstverständlichkeit der verschiedensten Formen von Freude, Schönheit und Liebe (S. 42); um das Magische in der Welt und den Ausbruch aus dem Kleinmut (S. 52) – es geht um den Fortschritt der Dinge und wie wir Kindern beibringen, ihn sinnvoll zu nutzen (S. 74), aber auch darum, zu zeigen, wie tief Angst sitzen kann und wie leicht es einigen fällt, damit ein Geschäft zu machen (S. 75).
Es steckt also viel drin in diesem kreuzer. Und auch wenn er ganz positiv ist, so will ich Ihnen versprechen, dass wir die Hoffnung nicht aufgegeben haben.
Im Übrigen bin ich der Meinung, dass in die sächsische Landespolitik mehr Seriosität Einzug halten muss.
Eine gute kreuzer-Lektüre wünschtAndreas Raabe