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Essen & Trinken

Das hier ist kein Streichelzoo

Das erste Leipziger Katzencafé besticht mehr durch kuschlige Bewohner als seine Küche

  Das hier ist kein Streichelzoo | Das erste Leipziger Katzencafé besticht mehr durch kuschlige Bewohner als seine Küche

Seit Monaten wurde es angepriesen, sehnsüchtig schien Leipzig darauf gewartet zu haben. Nun hat vor rund einer Woche das erste Katzencafé Leipzigs seine Türen geöffnet. Wer jedoch auf garantierte Kuscheleinheiten mit den Vierbeinern und kulinarische Höhenflüge hofft, sollte seine Erwartungen etwas bremsen.

Am neunten September öffneten sich unweit des Johannisplatz zum ersten Mal die Pforten zu einer Caféattraktion, die in Leipzig allem Anschein nach seit langem erwartet wurde: Der Katzentempel - ein Café, das zugleich Zuhause für sechs pelzigen Bewohner ist.

Trotz der Lage ist die Atmosphäre im Katzentempel ruhig und auch bei vollbesetzten Räumlichkeiten hält sich der Geräuschpegel in Grenzen. Generell ist Ruhe und Gelassenheit ein wichtiges Element der Philosophie des Cafés. Dies gilt besonders für den Umgang mit den Vierbeinern. So gibt es reichliche Rückzugsmöglichkeiten und die Tiere entscheiden selbst, wann und wo sie sich aufhalten. Alle sechs Stubentiger wurden aus Tierheimen der näheren Umgebung oder über die Münchner Vermittlungsorganisation Notfall Rassekatze übernommen.

Das Interieur ist schlicht gehalten, Küche und Kuchenvitrine sind aus hygienischen Gründen vom restlichen Teil des Cafés separiert. Im Café selbst finden sich zahlreiche Bücher, Flyer und andere Informationsangebote, die den Besucher von den Vorzügen des Tierschutzes überzeugen sollen. Tierschutz und Nachhaltigkeit sind zweifelsfrei die wesentlichen Grundsätze, so dass man sich des Eindrucks nicht verwehren kann, das Café würde ohne das Alleinstellungsmerkmal der miauenden Bewohner kaum herausstechen. In Anbetracht des erklärten Ziels, die Besucher auch durch den Geschmack von der veganen Küche überzeugen zu wollen, ist kulinarisch noch Raum für Verbesserung.

Sowohl der Milchkaffe als auch der Chai Latte schmeckten fad und das Speiseangebot besteht mehrheitlich aus eher simplen Gerichten, die zwar solide umgesetzt und ansprechend angerichtet wurden, jedoch Kreativität vermissen lassen und eher weniger als kulinarische Meisterleistung gelten können. Man erkennt klar den Willen, das Interesse für eine bewusstere Ernährung anzuregen, jedoch gelingt es in der Umsetzung nur bedingt. Leipzig mangelt es schließlich nicht an veganen Cafés und Restaurants, in denen zwar keine Katzen um die Tischbeine streichen, die aber rein kulinarisch eher zu überzeugen wissen.

Dessen ungeachtet ist es natürlich mehr als eine schöne Idee, heimatlosen Tieren eine neue Bleibe mit genügend Beschäftigung und Liebe zu bieten. Doch ein Café, das nicht auch durch seine Küche überzeugt, könnte es auf lange Sicht trotzdem schwer haben.


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