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Konzertkritik

Warm-up for Friday Night

Das Soweto Kinch Trio zeigte in der Nato, dass der Jazz Hiphop im Blut hat

  Warm-up for Friday Night | Das Soweto Kinch Trio zeigte in der Nato, dass der Jazz Hiphop im Blut hat

Dass Leipzig groovt, ist eh klar. Doch am Freitagabend in der Nato nimmt es dem MC vom Soweto Kinch Trio keiner übel, dass er das Offensichtliche noch einmal beweisen will. Vielmehr geben die Konzertbesucher dem Mann nach seiner Aufforderung Lyric-Input für einen spontanen Rap über Leipzig: Liberation steht dabei für L, Energy für E, Immigration für I, es folgen noch Procrastination, Zebra, Isolation und George in the Jungle – wie Letzteres zustande gekommen ist, wäre zu umständlich zu erklären. Dann folgt lupenreiner Sprechgesang, den Außenstehende einem Konzert der Leipziger Jazztage wahrscheinlich nicht zugetraut hätten. Doch Trio-Namensgeber Soweto Kinch ist nicht nur MC, sondern auch mehrfach ausgezeichneter Jazz-Saxofonist.

Begleitet wird er an diesem Abend von Nick Jurd am Kontrabass und David Hodek am Schlagzeug. Und falls jemand der abwegigen Meinung anhängt, dass Hiphop ohne Kontrabass funktioniert, sei ihm hier gesagt: Auf keinen Fall. Zwischen feinen, eher klassisch anmutenden Jazzstücken entwickeln die drei britischen Musiker einen Beat, der dem altersmäßig sehr gemischten Nato-Publikum in die Beine fährt.

Direkt an der Bühne steht etwas krumm und wackelig ein Mann in seinen Siebzigern, neben ihm eine maximal gestylte, hochbeinige junge Frau und ihr Partner, die man eher in einem der schicken Innenstadtclubs verortet hätte. Anzugträger Mitte fünfzig nicken ebenso rhythmisch mit den Köpfen wie die hippen Studenten mit Bierflasche in der Hand. Das entspannte, unterschiedliche Publikum trägt seinen Teil zur besonderen Atmosphäre der Jazztage bei.

Ebenso vielseitig und kurzweilig gestalten sich die anderthalb Stunden mit Soweto Kinch. Die Live-Musik füllen Einspielungen vom Laptop auf, die den Sound komplex und spannungsreich machen. Die Zuhörer dürfen immer mal mitrappen, ohne dass sie sich im Kasperletheater wähnen. Soweto Kinch gibt charmant den Unterhalter, seine beiden jungen Kollegen überlassen ihm die Bühne und legen zugleich souverän das musikalische Fundament für das Konzert. Am Ende sind, wie der MC sagt, alle aufgewärmt für diese Freitagnacht.


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