Und was sonst Filmisches in der Stadt geschieht…
Im Luru kann man ab dieser Woche das umfangreiche Werk des Schriftstellers, Malers, Theater- und Filmregisseurs Herbert Achternbusch entdecken. Anlässlich seines 80. Geburtstages ist ihm eine umfangreiche Werkschau gewidmet, die sich bis zum Mai 2019 erstreckt und zweiundzwanzig Filme Achternbuschs umfasst - die größte Werkschau, die außerhalb Bayerns bislang zu sehen war. Zum Auftakt gibt es am 21. November »Der Komantsche« von 1979 und »Ab nach Tibet!« aus dem Jahr 1994.
21.11., 19 Uhr, Luru-Kino in der Spinnerei
Film der Woche: Berlin, 1977: Susie hat es aus Ohio hierher geschafft, wo sie ihren Traum in Erfüllung gehen lassen möchte und als Tänzerin an einer berühmten Kompanie Karriere machen will. Eine ehemalige Schülerin ist verschwunden und hat außerplanmäßig einen Platz frei werden lassen und die strenge Madame Blanc ist auf Anhieb von Susies Talent überzeugt. Je mehr Zeit die jung Frau mit dem Ensemble verbringt, desto mehr seltsame Dinge geschehen, weswegen sich alsbald der Verdacht bestätigt, dass hier dunkle Mächte am Werk sind. Das Remake eines der bekanntesten Filme des italienischen Genremeisters Dario Argento hat nur noch wenig mit dem berühmten Original gemeinsam. Guadagnino scheint vielmehr darum bemüht, hier einen Film zu inszenieren, der eher vom Look und in der Machart an vergleichbare Filme aus den 1970er Jahren erinnert, was seinen »Suspiria« zu einer gelungenen Hommage an das Genrekino jener Zeit werden lässt. Ausführliche Kritik von Frank Brenner im aktuellen kreuzer.
»Suspiria«: ab 15.11., Luru Kino in der Spinnerei, Cineplex, Regina Palast
Annie (Rose Byrne) lebt in einem kleinen Nest im Südosten Englands, verwaltet die Hinterlassenschaft ihres Vaters im örtlichen Museum und hängt wie ihr Mann Duncan (Chris O’Dowd) der Vergangenheit nach. Seine Obsession für den amerikanischen Singer/Songwriter Tucker Crowe, der nach einem mittelprächtigen Break-Up-Album für seine Verflossene „Juliet“ nie wieder öffentlich auftrat, hat längst krankhafte Züge angenommen. Sein Zimmer in ihrem gemeinsamen Haus ist voll von Devotionalien, online tauscht er sich mit gleichgesinnten Musiknerds aus und stellt wilde Theorien über Crowes Verbleib auf. Als Annie sich zu fragen beginnt, welche Zukunft ihre Beziehung hat, ist es aus zwischen den beiden. Zwischenzeitlich führt Annie - ausgerechnet - mit Tucker Crowe eine rege Brieffreundschaft. Crowe steht vor den Trümmern seines Lebenswegs, hat zahlreiche Kinder in unterschiedlichen Teilen der Welt und lebt bei seiner Ex in der Garage. Als eine seiner Töchter ein Kind erwartet, landet er in London und schlägt ein Treffen vor. Eine Begegnung, die in Annies kleinem Ort für reichlich Wirbel sorgt - nicht nur bei Duncan. Mit gewohnt lakonischem Humor dekonstruiert Hornby seine ganz normalen Figuren. Wie gewohnt spielt die Musik dabei eine entscheidende Rolle und auch „Juliet, Naked“ glänzt mit einer exzellenten Songauswahl, zu der Ethan Hawke einige Songs beisteuerte. Ausführliche Kritik im aktuellen kreuzer.
»Juliet, Naked«: ab 15.11., Passage Kinos (auch OmU)
Silvio Berlusconi wird bei „Loro“ so gut wie nie beim Namen genannt, und doch ist jedem klar, wer der stets breit grinsende Mogul im Mittelpunkt ist. Wer die Speichellecker sind, mit denen er sich umgibt. Auch wenn Paolo Sorrentino in seiner Abrechnung mit dem verkommenen Staatsapparat seiner Heimat weite Teile der Handlung ausschmückt, verarbeitet er doch auch viele Wahrheiten, die eigentlich zu absurd klingen, um wahr zu sein. Er wählt zunächst den Blickwinkel des Emporkömmlings Sergio (Riccardo Scarmarcio). Der dauerkoksende Womanizer ist auf dem Weg nach oben. Alles, was ihm jetzt noch fehlt, ist eine Audienz bei „ihm“. Mit einer wilden Party, bei der er ein Rudel Models mit Pillen füttert, will er Silvios Aufmerksamkeit gewinnen. Der Plan scheint aufzugehen. Auf der feudalen Ranch seiner Exzellenz regt sich was. Allerdings ist Silvios (Toni Servillo) Aufmerksamkeit ganz auf seine Frau Veronica (Elena Sofia Ricci) fokussiert, die nach Jahren der Ehe genug vom Schmierentheater ihres Gatten hat. So beginnt Sorrentinos Film bissig, wild und laut und wird mit zunehmender Laufzeit ruhiger und nachdenklicher. Ganz ähnlich wie er bereits in „La Grande Bellezza“ die High Society von Rom entlarvte, versteht er es auch hier den grellen Schein in berauschenden Bildern einzufangen. Die Sequenzen wirken einmal mehr wie Hochglanz-Videoclips, die Musikauswahl ist auch diesmal wieder geschmackssicher. „Loro“ provoziert mit ätzendem Humor und offen zur Schau gestelltem Sexismus. Die meist jungen, hübschen Frauen sind Ware, mit der man Wahlen und einflussreiche Alliierte gewinnt. Allerdings stellt sich auch beim Betrachter ein gewisses Katergefühl ein und wenn der Film den Fokus ganz auf Silvios Haussegen verschiebt, geraten nahezu alle Figuren des ersten Akts in Vergessenheit. Die beiden Hälften, die in italienischen Kinos für sich stehen, ergeben im Director’s Cut kein homogenes Ganzes.
»Loro - Die Verführten«: ab 15.11., Luru Kino in der Spinnerei
Weitere Filmtermine der Woche
Als wir die Zukunft waren
Sechs Regisseure und eine Regisseurin schildern in sieben Episoden ihre Jugenderinnerungen aus der DDR. - anschl. Gespräch mit Produzentin Barbara Etz, Regisseur Andreas Voigt u. a.15.11., 19 Uhr, Zeitgeschichtliches Forum
Democracy - Im Rausch der Daten
Der Dokumentarfilm begleitet den Grünen-Politiker Jan Philip Albrecht dabei, ein neues Datenschutzgesetz im Europäischen Parlament durchzusetzen. - GlobaLe; anschl. Diskussion mit Gästen15.11., 20 Uhr, Schaubühne Lindenfels
OderKurz-Filmspektakel
Die Gewinner des OderKurz-Filmspektakel-Wettbewerbs2018.
16.11., 21 Uhr, Kinobar Prager Frühling
Denken sie groß - Musikvideos zwischen Post-YouTube und Retromania
Kurzfilmrolle & Vortrag von Jessica Nitsche - Transcentury Update No. 318.11., 16 Uhr,Kinobar Prager Frühling
Farewell Halong
Doku über die Familie eines Vietnamesen, die seit Generationen auf einer Schwimmhütte lebt, von der Regierung aber aufs Land umgesiedelt werden soll. - anschl. Gespräch mit dem Filmemacher
18.11., 16 Uhr, Budde-Haus
Aggregat / Die Wirkung des Geschützes auf Gewitterwolken
Blick auf die politische und Gesellschaftliche Lage Deutschlands aus zwei filmischen Blickwinkeln. Mit anschl. Gespräch mit Mitgliedern der Filmcrews. - Gegenkino20.11., 20 Uhr, Schaubühne Lindenfels
Lerchen am Faden
In der bissigen Politsatire werden tschechische Intellektuelle in den fünfziger Jahren zur Zwangsarbeit auf einem Schrottplatz verurteilt. - Gewandhaus spielt Kino: Prager Frühling. Ein Filmabend mit konzertantem Entree20.11., 19 Uhr, Schaubühne Lindenfels
1989 - Lieder unserer Heimat
11 Trickfilme zu den Ursachen und der Geschichte der Friedlichen Revolution in der DDR. - in Anwesenheit der Filmemacher, moderiert von Robert Feustel.21.11., 18.30, 20.00 Uhr, Werk 2/Halle D
Achternbusch-Retrospektive
Auftakt der Super-Werkschau: Der Komantsche
Absurde Satire um einen Indianer, der in einem bayerischen Krankenhaus aus dem Koma erwacht und mit der Tristesse des deutschen Alltags konfrontiert wird. - zum 80. Geburtstag von Herbert Achternbusch, Auftakt der Super-Werkschau21.11., 19 Uhr, Luru-Kino in der Spinnerei
Ab nach Tibet!
Tragikomödie, in der ein Kaminkehrer und seine uneheliche Tochter nach ihrem Tod im Tibet des Jahres 1662 landen. - zum 80. Geburtstag von Herbert Achternbusch, Auftakt der Super-Werkschau (Bildrechte: Filmfest München)
21.11., 21 Uhr, Luru-Kino in der Spinnerei
24. Französische Filmtage
Heute beginnt wieder die Hochsaison für frankophones Kino in Leipzig. Die Passage Kinos und die Schaubühne Lindenfels präsentieren einer Auswahl kommender und vergangener Kinohits. Die Retrospektive dreht sich diesmal um die Schauspielerin Jean Seberg (»Außer Atem«), die in dieser Woche 80 Jahre alt geworden wäre,
Eröffnung: Photo de famille
Tragikomödie um drei höchst unterschiedliche Geschwister, die sich zum Wohle der Großmutter zusammenraufen, als der Großvater stirbt. - 24. Französische Filmtage, Eröffnung
21.11., 19.30 Uhr, Passage Kinos (OmU)
The Cleaners
Wer kontrolliert die Kontrolleure? Die Doku geht der Zensur in sozialen Netzwerken auf den Grund und fördert Erschreckendes zutage. - GlobaLe
21.11., 20 Uhr, Ost-Passage Theater
Filmriss Filmquiz
Filmalarm im StuK! Die beliebte Rateshow rund um alles was flimmert ab sofort im Quizkeller! Nach sieben Jahren im Conne Island ist es Zeit für einen Tapetenwechsel. Ab sofort findet das Filmquiz an jedem vierten Donnerstag im Monat im StuK statt. An der gewohnt unterhaltsamen Rateshow rund um Film ändert das natürlich nichts. Ihr wisst, welche Farbe Marty McFlys Jacke hat? Wer zuerst schoss, Han Solo oder Greedo? Wie die ersten Worte von „Apocalypse Now“ oder die letzten von „2001“ lauten? Ihr könnt alle 50 Schattierungen von Grau aufzählen? Ihr buchstabiert den Handlungsort vom Murmeltiertag im Halbschlaf? Ihr bringt aus dem Stand alle Star Wars Teile in die chronologisch richtige Reihenfolge? Dann seid ihr hier genau richtig!22.11., 20.30 Uhr, StuK