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Sport

Feine Unterschiede

Über Frauen in Fankurven, weibliche Ultras und noch immer fehlende Teilhabe

  Feine Unterschiede | Über Frauen in Fankurven, weibliche Ultras und noch immer fehlende Teilhabe

Die Ausstellung »Fantastic Females – Football HerStory« erzählt von weiblichen Fußballfans aus über zwanzig Ländern und zeigt auf, dass es hin zu einem gleichberechtigten Miteinander im Stadion noch ein langer Weg ist.

Als 1903 das erste Finale um die Deutsche Fußballmeisterschaft zwischen dem VfB Leipzig und dem DFC Prag stattfand, wurden im Vorfeld explizite Vorgaben für die weibliche Garderobe am Spielfeldrand gemacht: Haarnadeln auf weiblichen Köpfen sollten so gesteckt sein, dass sich niemand verletzen könne. Diese merkwürdig anmutende Vorgabe zeigt aber vor allem: Von Beginn an waren Frauen und Mädchen beim Fußball auf den Zuschauerrängen vertreten. Wer sich heute auf Leipziger Fußballplätzen umschaut, sieht sowohl ältere Damen in voller Fanmontur auf Holztribünen sitzen als auch Mädchen, die oben auf dem Zaun Platz nehmen. Auch in den Vereinen selbst sind sie seit jeher vertreten, wobei diesbezüglich RB Leipzig europaweit einen traurigen Rekord halten dürfte: Lediglich eines der 17 stimmberechtigten Mitglieder ist eine Frau.

Eine eigene Geschichte

Die Ausstellung »Fantastic Females – Football HerStory« erzählt viele Geschichten zu weiblichen Fans und Frauen im Fußball, über Ikonen weiblicher Fankultur, Frauenfangruppen, über weibliche Ultras bis zu großen Netzwerken weiblicher Fans. Die Organisatorinnen vom Netzwerk Football Supporters Europe sprachen mit Frauen aus zwanzig Ländern. In den Interviews, die in der Ausstellung via QR-Code zugänglich sind, werden die heute noch existierenden großen und feinen Unterschiede zwischen den Geschlechtern im Fanblock deutlich. Angefangen bei nicht vorhandenen sanitären Einrichtungen am Spielfeldrand für weibliches Publikum, führen die Schilderungen bis in den Iran, wo vergangenen Herbst nur exakt einhundert Frauen während eines Länderspiels das Stadion besuchen durften.

Neben der ausgesprochen interessanten Ausstellung im Hörsaalgebäude finden zudem noch Veranstaltungen statt, die auf jeden Fall zu empfehlen sind. Bereits am Mittwoch spricht Mitorganisatorin Antje Grabenhorst über Frauen in der Kurve. Und wer über weibliche Fußballfans nachdenkt, sollte auch allgemeine Geschlechterrollen und diverse Männlichkeiten im Stadion und im Fußballgeschäft nicht aus dem Auge verlieren. Simon Volpers schaut sich unter diesem Vorzeichen am Samstag die Kultur der Ultras genauer an.


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