Und was sonst Filmisches in der Stadt geschieht…
Das Kinoprogramm im Februar zeigt, wie vielfältig Animationsfilme sein können. Anja Kofmel reist in der Animadok »Chris the Swiss« (12.-14.2., UT Connewitz) auf den Spuren ihres Cousins an die serbische Grenze und zurück in die Zeit des Kriegs. Der chinesische Berlinale-Beitrag »Have A Nice Day« (ab 8.2., Kinobar Prager Frühling u. a.) zeigt Gewalt und Korruption im modernen China. »Big Fish & Begonia« wiederum ist ein märchenhafter Anime aus dem Reich der Mitte. Das alljährliche »Akiba Pass Festival« (2./3.2.) versammelt schließlich an diesem Wochenende aktuelle Animeserien und Langfilme für zwei Tage auf der Leinwand des Cineplex.
Film der Woche: Kena und Ziki verlieben sich. Doch ihre Liebe darf nicht sein. Die zwei jungen Frauen sind die Töchter zweier konkurrierender Politiker und Homosexualität steht in Kenia unter Strafe. »Rafiki« von der kenianischen Regisseurin Wanuri Kahiu erzählt geradeaus eine klassische Geschichte, wie es sie schon oft im Kino zu sehen gab - allerdings so erfrischend, wie man es von einem queeren Drama aus dem bei uns eher unterrepräsentierten Filmland im Osten Afrikas wohl nicht erwarten würde. »Rafiki« ist bunt, quirlig, verträumt und sinnlich, tanzt zum Sound moderner Musik aus Kenia. Die Filmemacherin legte viel Wert darauf, das zeitgemäße Lebensgefühl junger Kenianer widerzuspiegeln, und scheut sich nicht davor, anzuecken. Das sorgte allerdings für ein Verbot des Films in ihrer Heimat. Kahiu musste die Vorführung einklagen, die genau für eine Woche gewährt wurde, bevor der Film wieder im Giftschrank der Zensurbehörde verschwand. In dieser Zeit schoss er in seiner Heimat an die Spitze der Kinocharts und feiert seitdem Erfolge auf internationalen Festivals. Jetzt bereichert die mal charmante, mal tragische, aber stets sehenswerte Liebesgeschichte dank internationaler Partner auch unsere Kinos. Ein bunter Lichtblick im Einheitsgrau, der nun auch in seiner Heimat für eine Erschütterung sorgte: Durch die weltweite Aufmerksamkeit darf der Film nun dort wieder gezeigt werden. Ausführliche Kritik im aktuellen kreuzer.
»Rafiki«: 4./5.2., Cinématheque in der Nato
Leidenschaften können ein Leben bestimmen. Sie können Freude, Spannung und Kraft bringen. Sie können zum Lebensziel werden oder zumindest Trost spenden in schwierigen Zeiten. Musik und Schauspielkunst sind die Leidenschaften, welche die Protagonisten dieses Films auf der Suche nach dem Glück miteinander verbinden. »Balkan Dreams« ist eine Langzeitdokumentation, die überraschende Gesichter von sonst anonymen Figuren Berlins ans Licht bringt. 5 Jahre lang begleiten wir unsere Protagonisten durch ihr wechselhaftes Leben. Im Takt der mal melodisch-traurigen, mal entfesselt-betörenden Klänge aus den Balkanländern, erleben wir mit ihnen, wie sich ihre abenteuerlichsten Geschichten aus Träumen, Traditionen, Krieg und Liebe entwickeln.»Balkan Dreams«: ab 31.1., Cineding
Weitere Filmtermine der WocheBin ich verrückt? Meine Reise, um festzustellen, ob meine Erinnerungen wahr sind
Filmische Verarbeitung einer traumatischen Kindheit. - in Anwesenheit der Regisseurin Mary Knight
1.2., 17 Uhr, Psychotraumazentrum (PTZ)
Akiba Pass Festival
: Das alljährliche Anime-Festival versammelt viele neue Serienteile beliebter OVAs, zum Beispiel »Fate/Stay Night«, »Magical Girl Lyrical« oder »Mademoiselle Hanamura«, aber auch aktuelle Spielfilme wie das berührende Teenager-Drama »I want to eat your pancreas« (im Foto).2.2., 10 Uhr, Cineplex
Big Fish & Begonia:
Mit dem Erreichen des 17. Lebensjahres statten die Götter den Menschen einen Besuch ab. Für Chun und den Menschenjungen Kun bleibt der Ausflug nicht ohne Folgen. Mitreißendes Anime-Spektakel aus China, das in der zweiten Hälfte zu unerwarteter Dramatik aufläuft.3.2., 17.30 Uhr, Cineplex
Das ist unser Haus!
Der Film erläutert das solidarische Modell des Mietshäuser-Syndikats (syndikat.org), mit dem sich auch finanzschwache Gruppen bezahlbare Räume in Gemeineigentum nachhaltig sichern können. - im Rahmen der Ausstellung »Together! Die Neue Architektur der Gemeinschaft«3.2., 18 Uhr, Grassi-Museum für Angewandte Kunst
Mädchenseele / Love, Sex & Rocknrollstuhl:
Die siebenjährige Nori hat den Begriff »Mädchenseele« selbst geprägt. Für sie beschreibt es wohl am besten, wie man weiß, dass man ein Mädchen ist. Vor allem, wenn der Körper - unserem Verständnis nach - eine andere Sprache spricht. »Love & Sex & Rocknrollstuhl« erzählt vom Leben mit Behinderung und der Sehnsucht nach Liebe und Sexualität. - Sonntagsfilm um vier, anschl. Gespräch3.2., 16 Uhr, Budde-Haus
Suffragette - Taten statt Worte
: Das politische Engagement der Suffragetten bildet den Kern des Films, der inszenatorisch geschickt die Auswirkungen der gesellschaftlichen Benachteiligung wie des militanten Aktivismus auf Individualität und Privatleben der unterdrückten Frauen in den Mittelpunkt rückt. - 100 Jahre Frauenwahlrecht4.2., 19 Uhr, Zeitgeschichtliches Forum
Heinz und Fred
: Heinz (70) und Fred (25), Vater und Sohn, leben in ihrer eigenen Welt. Wie in ein Märchen gerahmt, wird über ein Jahr verteilt die Geschichte zweier ungleicher Menschen erzählt, die gemeinsam tagein, tagaus alle möglichen Maschinen aus Schrott zusammenbauen. Zweiter Teil der Mansfeld-Trilogie des Hallenser Regisseurs Mario Schneider. - anschl. Gespräch4.2., 19 Uhr, Cineding
Fünf Tage – fünf Nächte
: Deutsch-sowjetisches Nachkriegsdrama über die Rettung der Gemälde aus der Dresdener Gemäldegalerie »Alte Meister«. - Gewandhaus spielt Kino - Filmabend mit konzertantem Entree5.2., 19 Uhr, Schaubühne Lindenfels
#Female Pleasure
: Die Doku untersucht, wie die fünf Weltreligionen weibliche Sexualität unterdrücken. Protagonistinnen sind fünf Frauen, die sich trotz vieler Anfeindungen für sexuelle Selbstbestimmung weltweit einsetzen. Der Film kommt ohne viel Beiwerk zu erhellenden Reflexionen auf Genese und Ist-Zustand der frauenverachtenden Gesellschaften von heute. Man kann es nicht oft genug sagen und zeigen.
6.2., 19 Uhr, Passage Kinos
Herbert-Achterbusch-Werkschau // Servus Bayern
: Achternbuschs poetische Tragikomödie ist eine Art Doppelporträt. Vordergründig ist der Film ein Porträt des Dichters als Wilderer. Daneben aber ist »Servus Bayern« ein sehr persönlich gefärbtes Porträt des Freistaates. - Herbert-Achterbusch-Werkschau6.2., 19 Uhr, Luru-Kino in der Spinnerei
Neue Freiheit – Keine Jobs
: Der Film basiert auf der Feststellung, dass mancher lieber tot sein möchte, als Helmut Kohl noch länger zu ertragen - was unabsehbare Konsequenzen zur Folge haben kann. - Herbert-Achterbusch-Werkschau (Bildrechte: Filmfest München)6.2., 21 Uhr, Luru-Kino in der Spinnerei