Am Donnerstag beginnt das »Chai-Filmfestival« in Leipzig und bietet zum 6. Mal einen Einblick in chinesische Lebenswelten.
Eher selten schaffen es chinesische Produktionen in die Leipziger Kinos. Zuletzt sorgte »An Elephant Sitting Still« für Aufmerksamkeit, der 2018 seine Premiere auf der Berlinale feierte. Doch der Film lockte mit seiner wenig kinofreundlichen Spiellänge von fast vier Stunden nicht unbedingt die Massen in die Lichtspielhäuser – auch wenn er mehr Aufmerksamkeit verdient gehabt hätte. Darum sorgt das Konfuzius-Institut mit dem Chai-Filmfestival jedes Jahr aufs Neue dafür, dass das Leipziger Publikum vier Tage lang die Möglichkeit erhält, sich voll und ganz auf die chinesische Kultur einzulassen. Die Themen sind dabei näher an unserer eigenen Realität als vielleicht gedacht: etwa im Eröffnungsfilm »Lady of the harbour«, der von Suzanne erzählt, einer chinesischen Einwanderin, die vor zwei Jahrzehnten nach Europa geflohen ist. Mit lauter Stimme und voller Leidenschaft setzt sie sich nun in Griechenland für Flüchtlinge ein, kümmert sich um Kinder und sammelt Spenden. Dabei stößt sie auf Widerstände innerhalb und außerhalb der in Athen lebenden chinesischen Community. Darüber wird die Regisseurin Sean Wang im anschließenden Publikumsgespräch sicher einiges berichten können. Auch im weiteren Verlauf des Festivals werden die großen Themen der Gesellschaft angegangen: Wie soll Yao seiner Familie beibringen, dass er schwul ist? Was passiert mit den Bewohnern, wenn ihr traditionelles Viertel einem modernen Hochhaus weichen muss? Und wie schaffen es Wu und ihre Mutter, zusammenzuleben, ohne sich gegenseitig umzubringen?
Man kann Zhao erleben, der ehrfurchtsvoll an den Gemälden Van Goghs vorbeischreitet. Die Farben schaut er sich ganz genau an. Tausende Bilder dieser Art hat er bereits selbst gemalt, doch nun sieht er sein Vorbild zum ersten Mal im Original. In »China’s Van Goghs« dreht sich alles um den kleinen Ort Dafen, in dem Tausende Künstler unermüdlich westliche Kunstwerke kopieren. Es sei aber versichert: Die Filme beim Chai sind allesamt Originale – mit englischen Untertiteln.