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»Abschied kann befreiend sein«

Das English Theatre macht ein Exit-Stück, will über den Brexit aber am liebsten nicht sprechen

  »Abschied kann befreiend sein« | Das English Theatre macht ein Exit-Stück, will über den Brexit aber am liebsten nicht sprechen

Die neue Produktion »(Exit Stage Right)« des English Theatre Leipzig verspricht »A chorus of farewells«. Tom Bailey ist künstlerischer Leiter des Ensembles. Vor einigen Jahren kam er im Rahmen eines Theater-Austauschprojekts von Birmingham nach Leipzig. Im Gespräch erzählt er, was Abschied bedeuten kann und warum er über den Brexit nicht mehr spricht.

kreuzer: Warum das Thema Abschied auf die Bühne bringen?Tom Bailey: Mit unserem Theater möchten wir gern Fragen aufgreifen, die für Leute hier vor Ort relevant sind. Das Thema hat natürlich mit dem Brexit zu tun, das ist unvermeidlich. Der Termin dafür ist Ende März, da liegen Scheiden und Verlassen
in der Luft.

kreuzer: Sind Sie persönlich vom Brexit betroffen?Bailey: Ja, natürlich. Im Moment stelle ich Dokumente zusammen und frage mich, was passieren wird. Ich freue mich nicht gerade darauf, der Brexit war eine ganz schlechte Idee. Die EU hat einige Vorteile, die nicht nur in der Freizügigkeit liegen. 
Mein Lebensmittelpunkt ist hier in Leipzig, ich möchte nirgendwo anders hingehen und ich möchte auch nicht nach Großbritannien zurück. Es gab viele Gespräche
zu dem Thema mit Freunden und Verwandten, auch zur Unsicherheit, die mit dem Brexit einhergeht. Inzwischen sind wir aber alle nur noch genervt davon. Ich möchte eigentlich nicht mehr über diesen negativen Countdown nachdenken, der da im Hintergrund runterzählt.

kreuzer: Was beabsichtigen Sie mit der Inszenierung zum Thema Abschied?Bailey: Dabei geht es jedenfalls nicht um den Brexit. Das Thema lautet nicht Brexit, sondern Abschied und Weggang. »Parting is such sweet sorrow«, heißt es in »Romeo und Julia«, »so süß ist Trennungswehe«. Der Ursprung bei den Überlegungen zur Inszenierung war Abschied, sicherlich auch in Verbindung mit dem Brexit. Davon ausgehend hat sich das Ganze entwickelt. Bei dem Konzept geht es darum, zusammenzukommen und verschiedene Perspektiven aufzuzeigen.

kreuzer: Sie wollen ja mehrere Texte und Autoren auf die Bühne bringen. Welche werden das sein?Bailey: Wir arbeiten mit recht unterschiedlichen Texten, darunter befinden sich
klassische Stücke, moderne Stücke und BBC-Comedy-Sketche. Ensemble-Mitglieder 
haben ebenfalls etwas geschrieben. Damit bilden wir eine große Bandbreite ab. 
Das Ganze führen wir natürlich auf Englisch auf, wir sind ja ein englisches Theater. 
Nicht-Muttersprachler müssen aber keine Angst haben, dass sie nicht hinterherkommen – wir denken durchaus an alle.

kreuzer: Abschied kann Chaos verursachen oder auch Schmerzen und Trauer.Bailey: Abschied kann aber auch etwas Gutes bedeuten. Man kann sich verabschieden, um auf eine Reise zu gehen – das ist doch etwas Schönes. Oder wenn man sich aus einer belastenden Beziehung verabschiedet: Dann ist es befreiend, die Tür hinter sich zu schließen und nicht wiederzukommen. Das beinhaltet Veränderung. Die Leute haben üblicherweise Angst vor Veränderung, dabei kann eine Veränderung auch positiv sein. Abschied kann natürlich eine Trennung umfassen, die jemanden traurig oder mit gebrochenem Herzen zurücklässt. So zum Beispiel der Tod: Als meine Mutter starb, hatte sie Jahre schwerer Krankheit erlebt. Dann hatte sie Frieden. Es ist also nicht einfach. Aber Abschied ist nicht gleichbedeutend mit etwas Negativem und es gibt verschiedene Formen des Abschieds. Um noch einmal das Shakespeare-Zitat aufzugreifen: »Parting is such sweet sorrow« fasst es eigentlich ganz gut zusammen.

kreuzer: Sie haben das English Theatre Leipzig 2014 gegründet. Wie groß ist das Ensemble inzwischen?Bailey: Da muss ich erst mal nachzählen, ich glaube, wir sind mittlerweile etwa 14 Leute.

kreuzer: Wie viele Produktionen haben Sie im Jahr?Bailey: Drei, insgesamt waren es bis jetzt sechzehn. Dazu kommen noch Workshops.

kreuzer: Ist das Neue Schauspiel immer noch Ihr Stammhaus?Bailey: Dort wurden wir bei der Gründung mit sehr offenen Armen empfangen. Es ist immer noch wunderbar dort und immer noch unsere Heimstätte. Sie tun dort sehr viel für die Künstler vor Ort und geben ihnen neben Unterstützung auch eine Bühne. Damit leisten sie einen großen Beitrag für die Leipziger Kunstszene.


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