Der Leipziger Typograf Jan Tschichold wurde oft als Genie seines Fachs beschrieben. Das Deutsche Buch- und Schriftmuseum zeigt nun seinen Nachlass und erkundet das Gesamtwerk des Schriftkünstlers.
Geboren 1902 in Leipzig als Sohn des Schriftmalermeisters Franz Tschichold, besucht Jan Tschichold zuerst das Lehrerseminar in Grimma und studiert anschließend an der Leipziger Kunstakademie bei Hermann Delitsch und Walter Tiemann. Die erste Bauhaus-Ausstellung 1923 in Weimar wirkt mächtig auf ihn – vor allem die Malerei von Moholy-Nagy und El Lissitzky. Er verwendet neue, klare und einfache Formen in der Gestaltung, schreibt gleichgesinnte Gestalter an und gibt zwei Jahre später das Sonderheft der »typographischen mitteilungen« mit dem Titel »elementare typographie« heraus. Mit Arbeiten sind Herbert Bayer, El Lissitzky, Moholy-Nagy, Kurt Schwitters, Mart Stamm und Tschichold selbst vertreten. Er formuliert zudem seine zehn Thesen zur elementaren Typografie.
Ein Jahr später verlässt Tschichold die Stadt, lehrt an der Münchner Meisterschule für Typografie. Er gab der »Sportpolitischen Rundschau« ebenso ein Gesicht wie zahlreichen Filmplakaten. 1933 emigriert er in die Schweiz, erhält 1965 den Gutenberg-Preis von Leipzig und stirbt 1974 in Locarno.
2015 gelangt der Nachlass an das Buch- und Schriftmuseum. Was zeichnet Tschichold aus? Wie gelangte er zu seinen Formen? Die Ausstellung arbeitet den Nachlass auf und fragt nach, ob Tschichold das oft beschriebene Genie gewesen ist.