… und was sonst so Filmisches in der Stadt passiert.
Nach einem Winter in warmen aber dunklen Kinosälen geht es endlich wieder raus an die frische Luft: Heute Abend startet das Sommerkino auf der Feinkost. Und diesmal wecken viele Reisende das Fernweh: Bjarne Mädel und Lars Eidinger tuckern mit stolzen »25 kmH« an die Ostsee, Mahershala Ali und Viggo Mortensen durchqueren per Auto die amerikanischen Südstaaten, »Free-Solo«-Kletterer Alex Honnold macht eine mehr oder minder entspannte Bergtour im Yosemite-Nationalpark und die obligatorischen Weltreise-Filme »weit« und »Reiß aus« dürfen natürlich auch nicht fehlen. Nicht die ganze Welt, aber zumindest einen Großteil Afrikas hat Anselm Pahnke mit dem Fahrrad und seiner Kompaktkamera erkundet und stellt seinen Film »Anderswo – Allein in Afrika« am 14. Mai persönlich vor. Einen ausführlichen Programmüberblick gibt es im kommenden kreuzer.HANNE BIERMANN> Sommerkino auf der Feinkost, ab 18.4., www.kinobar-leipzig.de
Film der Woche: Der bildende Künstler und Regisseur Julian Schnabel (»Basquiat«) nähert sich erneut einem prominenten Kollegen auf filmisch außergewöhnliche Art und Weise. In „An der Schwelle zur Ewigkeit“ rekonstruiert er die letzten Wochen im Leben von Vincent van Gogh, grandios verkörpert von Willem Dafoe. Seine Oscar-nominierte Darstellung macht den bis in den Wahnsinn gesteigerten Drang Van Goghs fühlbar, die Schönheit und den Schrecken der Welt für die Ewigkeit zu bannen. Schnabel setzt sein Innenleben meisterhaft in Bilder um. Ausführliche Kritik im aktuellen kreuzer.
»Van Gogh – An der Schwelle zur Ewigkeit«: ab 18.4., Passage Kinos
Ayka, eine junge Kirgisin, arbeitet in Moskau. Ayka lebt ein Leben im Abgrund, stets verfolgt von der Notwendigkeit, sich das Überleben zu sichern. Weil sie ihr gerade geborenes Kind nicht ernähren kann, lässt sie ihren Sohn im Krankenhaus zurück und flieht – zurück in eine rohe Welt, in der sie niemals mehr als die Gejagte ihrer bloßen Existenz sein kann. Unter dem gnadenlosen Druck, Geld aufzutreiben, um ihre Schulden zu begleichen, will Ayka auch noch die letzte Grenze überschreiten. Sie muss sich einer existentiellen Entscheidung stellen. Intensives und überwältigendes Kino legt der vielfach für seinen Film »Tulpan« ausgezeichnete Regisseur Sergey Dvortsevoy mit »Ayka« vor. Für ihr herausragendes Spiel wurde die Schauspielerin Samal Yeslyamova in Cannes mit dem Preis als Beste Darstellerin ausgezeichnet. Es gelingt ein kraftvolles Stück Kino voller Ehrlichkeit und das faszinierende Porträt einer unglaublich starken Frauenfigur.
»Ayka«: ab 18.4., Kinobar Prager Frühling, am 18.4. in Anwesenheit der Hauptdarstellerin.
Kristin steht auf, frühstückt, geht zur Arbeit und abends nach Haus – allein, aber da ist noch jemand. Wenn sie die Tür zu ihrem Schlafzimmer schließt, sind Geräusche zu hören. Am Tag darauf fehlt eine Tiefkühlpizza. Das stete Auffüllen des Kühlschranks ist die einzige Interaktion zwischen Kristin und ihrem Sohn David. Seit der Vater verschwand, sind die beiden alleine. Vor zwei Jahren brach David sein Studium ab und zog sich komplett zurück in sein Zimmer. Kristin ist am Ende ihrer Kräfte angelangt. Über ein Internetforum versucht sie Kontakt zu ihrem Sohn aufzunehmen, der sich dort unter dem Pseudonym „Goliath96“ öffnet.
»Hikikomori« nennen die Japaner den vollkommenen Rückzug junger Menschen ins Private. Grund dafür ist oftmals eine Überforderung mit dem Leistungsdruck der Gesellschaft. Marcus Richardt nähert sich dem Phänomen in seinem Spielfilmdebüt über die Mutter. Katja Riemann vermittelt die Verzweiflung und Frustration fehlender Kommunikation. Ein Zustand, der auch in unserer Gesellschaft kein Einzelfall mehr ist.
»Goliath96«: ab 18.4., Luru Kino in der Spinnerei
Weitere Filmtermine der Woche
Gegenkino Der Mainstream langweilt nur noch, in den Multiplexen regiert das Fließband und die Kinobetreiber heulen ins Popcorn. Gut, dass es das Gegenkino gibt, wo einmal im Jahr gezeigt wird, was Film kann. Mit Ausstellungen, Konzerten, Diskussionen und den spannendsten Produktionen des Kinojahrs. Das umfangreiche Programm gibt es hier auf www.kreuzer-leipzig.de, einen Vorgeschmack im Heft.
bis 22.4., UT Connewitz, Luru Kino in der Spinnerei, Schaubühne Lindenfels
BauhausfrauenWie erging es den Frauen am Bauhaus wirklich? Der Film wirft einen ganz neuen Blick auf den Mythos Bauhaus und erzählt dessen Geschichte aus einer anderen Perspektive. - In Anwesenheit des Filmteams, im Rahmen der Sonderausstellung »Bauhaus Sachsen«
Grassi-Museum für Angewandte Kunst, 18.4., 18 Uhr, Cineplex
Das Leben des Brian
Brillante Satire auf Bibel- und Sandalenfilme, die schnell Kultstatus erreichte und zum beliebtesten der Monty-Python-Filme wurde. - Klassiker im Kino18.4., 21.15 Uhr, Cineplex
Avengers Double Feature
Showdown im MCU: Double Feature mit »Infinity War« und einer Preview von »Endgame«.23.4., 20.30 Uhr, Cinestar, 21.15 Uhr, Cineplex, 24.4., 21 Uhr, Regina (OF)
Mid90sJonah Hill erzählt in seinem bemerkenswerten Regiedebüt eine warmherzige Coming-of-Age-Story im Skatermillieu Kaliforniens.23.–25.4., 20 Uhr, UT Connewitz (OmU)
Freak Show Billy Bloom trägt gerne extrovertierte, feminine Outfits und wird deswegen von seinen homophoben Mitschülern gemobbt. Aber der kämpferische Außenseiter will sich nicht unterkriegen lassen und kandidiert schließlich als Ballkönigin. Jugendbuch-Verfilmung nach James St. James. - Queerblick
24.4., 19.30 Uhr, Passage Kinos
Horror-Doppel mit Donis
»Das Auge des Bösen« (I 1972) & »L'Ossessa« (I 1974)Horror-Doppel mit Donis, diese Woche mit
Claude Chabrols Psychothriller »Das Auge des Bösen« (20 Uhr) und Mario Gariazzos »L''Ossessa - Das Omen des Bösen« (im Foto, um 22 Uhr).
24.4., 20 Uhr, Luru-Kino in der Spinnerei
Mali BluesFatoumata Diawara, eine junge Vertreterin von Malis Musikszene auf einer Reise durch die Geschichte des Blues und Jazz in ihrem Heimatland. Anschl. Gespräch mit dem Regisseur Lutz Gregor. - Salam Deutschland24.4., 19 Uhr, Grassi-Museum für Völkerkunde
Filmriss FilmquizIhr wisst, welche Farbe Marty McFlys Jacke hat? Wer zuerst schoss, Han Solo oder Greedo? Wie die ersten Worte von »Apocalypse Now« oder die letzten von »2001« lauten? Dann seid ihr hier genau richtig. Die beliebte Leipziger Rateshow mit André Thaetz und Lars Tunçay rund um alles, was flimmert, an jedem vierten Donnerstag im StuK.25.4., 20.30 Uhr, Studentenkeller StuK