Im Café Salomon sind alle Lebensmittel, die serviert werden, koscher. Dennoch müssen die Gäste hier auf nichts verzichten – von Porridge über gegrillte Dorade bis hin zu Süßkartoffelpommes ist für jeden Geschmack und jede Tageszeit das Richtige dabei.
Porridge und Bircher-Müsli, Lachs-Baguette oder gegrillte Dorade, selbst Spaghetti-Carbonara, Süßkartoffel-Pommes und Currywurst deuten auf eine ganz normale Speisekarte hin. Auf den ersten Blick stimmt das sogar, beim zweiten fällt auf dem Tresen dieses modernen Bistros ein Zertifikat von Zsolt Balla auf. Der Rabbiner von der israelitischen Religionsgemeinde Leipzig bescheinigt dem Restaurant, dass alle servierten Lebensmittel koscher, also nach den Geboten der jüdischen Speisegesetze hergestellt sind. Bei der Zubereitung wird streng darauf geachtet, vorschriftsmäßig hergestellte, milchige und fleischige Produkte getrennt zu behandeln. Neutrale wie Gemüse und Obst ergänzen die Zutatenliste. Mit diesem Minimum an »Grundwissen« kann hier jeder Hunger und Durst stillen – man muss kein Schüler oder Angestellter der Rahnschule sein, auf deren Campus das Café liegt. Da kein Platz für zwei getrennte Küchen war, ist die Küche milchig. Es gibt also kein Fleisch, dafür Fisch sowie tierische Produkte wie Eier, vegane und vegetarische Speisen.
Wer mag, kann zum Frühstück neben den erwähnten Klassikern English Breakfast oder Shakshuka wählen, zwei »versunkene« Eier in Tomatensauce mit Gemüse und Kräutern. Ich probiere mittags eine richtig scharfe Jüdische Suppe mit Matzeknödel sowie feinen Streifen von Möhre, Kohlrabi und Lauch, gewürzt mit Pfeffer und Kreuzkümmel. Die Gnocchi danach mit gebratenem Lachs umhüllt eine tadellose Zitronen-Sahne-Sauce. Für den Nachmittag nehme ich ein Stück Kuchen mit, »eine Art New York Cheesecake«, das aber viel leichter als das sehr süße Original schmeckt. Ein Glas frisch gepresster Orangensaft macht sich gut dazu, für die kleine Auswahl an Weinen oder koscheren Weinbrand ist es mir zu früh. Ausbaufähig scheinen die Offerten für Kinder, die bisher über Penne, Pommes und Wedges (mit Butter und Sahne, Ketchup oder Mayonnaise) nicht hinauskommen und um ein paar Gemüsesachen ergänzt werden könnten.
Wie Geschäftsführer Jakow Kerzhner zur Eröffnung sagte, freut man sich nicht nur auf Leipziger, sondern auch auf Gäste aus aller Welt. Wenn man bedenkt, dass es seit dem Zweiten Weltkrieg in dieser Stadt kein jüdisches Café mehr gab, war die Zeit aber nun wirklich reif.