Kleines Indie-Label mit großem Namen: Das sympathische Major Label feiert sein 20. Jubiläum mit einer minimalistischen Geburtstags-Compilation. Die prominentesten Künstler kommen im Juni auch nach Leipzig.
Kürzlich in Mainz machte der noch immer unter dem Decknamen »Junge« agierende EA80-Sänger die amüsierte Ansage, nur der Ventil Verlag würde es wagen, zur Feier des 20-Jährigen einen Act zu laden, der doppelt so alt ist, nämlich 40. Also potenziell die Eltern. Nun sieht es wenig später so aus, als würde auch das Leipziger Major Label zu seinem 20er-Jubiläum ebendies tun. Aber nur, wenn nicht so genau hingesehen wird. Denn einerseits spielen die 1979 in Wuppertal gegründeten »Düsterpunk«-Heroen, die 1986 im Proberaum von L’Attentat ihr damals natürlich illegales punksolidarisches Leipzig-Debüt gaben, nicht bei einer offiziellen Major Label-Party, sondern am 29. Juni ein normales Konzert mit sicher hohen Energie- und Emotionalitätswerten.
Noch viel mehr aber arbeitet andererseits das Label, sich unter Beibehaltung alten DIY-Punk-Spirits stilistisch stetig auffächernd, mit offenbarer Zeitrelativität, wie der Titel einer ebenfalls im Juni kommenden Doppel-7"-Geburtstagscompilation aufzeigt: »Smiling Shadows – 1998–2019. 20 Jahre Major Label«. Es ist eine massiv minimalisierende Variante des letzten Labelsamplers, die heutigen Aufmerksamkeitsspannen entgegenkommend durchweg Einminutenstücke reiht: quer durch das Portfolio, von EA80, Fliehende Stürme oder Razzia über Die Tödliche Doris, AG Geige, Sandow und Die Art bis zu Jens Rachut, der als von Projekt zu Projekt springendes Vielfachprodukt gleich dreimal präsent ist.
Mit dabei auch Alte Sau sowie die ganz aktuelle Maulgruppe, eine treibende Elektropostpunk-Kooperation des stets eigenwilligen Hamburger Veteranen mit Musikern aus dem Schwarzwald, nachzuhören auf dem Major Label-Tonträger Laufnummer 132 »Tiere in Tschernobyl« – sowie am 13. Juni live vor Ort. Sein Compilation-Intro voll kulinarischer Lebensweisheit hat dabei definitiv Major-Motto-Charakter: Das Wichtigste beim Kochen sei, beim Umrühren die Richtung zu wechseln. In diesem Sinne: Guten Appetit!