Vom Raub zum Buch, vom Buch zur Bar: Mit »die cops ham mein handy«, einer SMS-Sammlung im Reclamformat, sammelte Webdesigner Lukas Adolphi das Startkapital für seine eigene Bar in Leipzig. Schöne Geschichte!
Man kennt: Vom Buch zum Film. Oder: Vom Film zur Serie. Neu aber ist: Vom Raub zum Buch. Und vom Buch zu Bar. So erlebt in der kleinen Bar Nepomuk an der Brücke über den Karl-Heine-Kanal. Ein großer, bunter Drachen im Gastraum zieht die Blicke auf sich. Namenspate ist der Halbdrache Nepomuk aus Michael Endes »Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer«, der weder Feuer speit noch qualmt. »Später stellte ich fest«, erklärt Geschäftsführer Lukas Adolphi, »dass es auch den Brückenheiligen (Johannes) Nepomuk gibt«, und deutet auf die Brücke.
Der Chef, sonst Webdesigner und Gestalter, bedient selbst. Die Karte umfasst außer Erdnüssen nur Getränke. Die Auswahl passt wunderbar nach Plagwitz und hat trotzdem eine persönliche Note. Es gibt Bio-Limo, Fairtrade-Bio-Tee, Aufgebrühtes aus einer anständigen Maschine, eine Sorte Cider, Fassbier, ein trendiges und ein traditionelles Flaschenbier sowie Weizen und ein Alkoholfreies. Bei den Cocktails, Longdrinks, Wein, Sekt und Schnäpsen setzt sich das fort; erwartbare Klassiker wie Becherovka stehen neben interessanten Fundstücken wie Kalabums. Wir testen einen Pimm’s Cup, der original englisch mit frischer Gurke und Orange serviert wird und mit Marken-Ginger-Ale zubereitet wird. Unseren Sonderwunsch nach einem alkoholfreien Mixdrink erfüllt ein Nojito mit Glas-Strohhalm.
Als wir kleine Bücher auf der Bar entdecken, zeigt sich, dass der echte Schatzhort nicht beim Wanddrachen zu suchen ist. Wir erhalten ein Ansichtsexemplar des kuriosen Buches, das mit Genehmigung eines großen deutschen Verlages als gelbes »Reklame«-Heft, (ja, mit k und e) erschienen ist. Und Adolphi entfaltet seine wundersame Geschichte:
Er wurde einst um sein Handy beraubt. Die Polizei konnte es ihm zurückgeben, doch da waren noch fremde Konversationen drauf. Nun liegen sie als Buch vor uns. »die cops ham mein handy« kann in der Nepomuk Bar erworben werden (ca. 8 Euro, nicht in der Karte). Es habe ihn so reich gemacht, dass er »in all das hier« investiert hat. Er zeigt dabei auf die zahlreichen Lautsprecher unter der Decke und auf Hüfthöhe. Heute läuft Funkjazz, aber Live-Musik und Lesung haben hier auch ihren Platz. Schöne Geschichte!